Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Internet stellt Händler vor Herausforderung
In Kleinstädten wie Tettnang macht sich der Online-Handel bemerkbar – die Stadt will helfen
TETTNANG - Einzelhändler in Tettnang mussten in letzter Zeit einiges einstecken. Durch den Umbau der Karlstraße war der Zugang zu den Geschäften lange Zeit beschränkt. Kaum ist die Straße fertig, bemängeln die Händler, dass es zu wenig Parkplätze für ihre Kunden gibt. Und noch etwas macht ihnen zu schaffen: Die Konkurrenz durch den OnlineHandel wird besonders für kleinere Geschäfte immer größer.
Im vergangenen Jahr konnte der Einzelhandel in Deutschland seinen Umsatz zum achten Mal in Folge steigern. Der Handelsverband Deutschland rechnet angesichts der positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für das Jahr 2018 mit einem Umsatzplus von zwei Prozent. Ein großer Faktor dabei ist allerdings der Online-Handel. Während größere Händler das Internet nutzen, um ihre Waren online anzubieten, ist das Internet für kleinere eine echte Herausforderung. Viele Einzelhändler in Tettnang haben schon auf das veränderte Einkaufsverhalten der Menschen reagiert und kümmern sich regelmäßig um ihren Internetauftritt. Andere dagegen tun sich damit schwer.
„Das hat auch viel mit Generationen zu tun. Für Jüngere ist das Internet der Alltag. Für Ältere ist das aber nicht so einfach, es ist zeitaufwändig und kommt zu ihrem normalen Tagesgeschäft dazu“, sagt die Stadtmarketingbeauftragte Martina Weishaupt. Viele Inhaber hätten nicht die Zeit, Online-Handel zu betreiben. „Wir sind deshalb schon in Gesprächen, wie wir eine Handelsplattform oder etwas ähnliches für die Tettnanger Einzelhändler aufbauen könnten“, sagt Weishaupt.
Ein großes Problem des OnlineHandels sei es, dass sich viele Kunden im Laden beraten ließen und die Ware dann im Internet bestellten. „Das geht gar nicht“, findet Weishaupt. „Und dabei ist es im Internet nicht mal unbedingt günstiger. Vor allem wenn man den Aufwand bedenkt, ein Paket wieder zurückzuschicken.“
Attraktive Innenstadt
Weishaupt setzt daher darauf, die Stadt für Kunden attraktiv zu gestalten, sodass sie ein Einkaufserlebnis in der Stadt dem Online-Shopping vorziehen. Einerseits sei das schon durch den Umbau der Karlstraße passiert, andererseits auch mit Aktionen wie der Osteraktion oder dem verkaufsoffenen Sonntag am 6. Mai.
„Eine gesunde Stadt kann nur punkten, wenn die Bedürfnisse der Kunden zufriedengestellt werden“, meint sie. Dazu gehöre, dass Kunden zentrumsnah parken oder sich zwischendurch vor einem Café ausruhen könnten, und dass die Schaufenster wie auch die Straßen attraktiv gestaltet seien. „Der Online-Handel ist nun mal da, ob wir das gut finden oder nicht. Wir müssen lernen, damit umzugehen und ihn für uns zu nutzen“, sagt Weishaupt.