Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Landshut“-Co-Pilot schildert dramatisch­e Ereignisse

Facebook-Nutzer stellen dem Zeitzeugen Jürgen Vietor im Live-Interview persönlich­e Fragen

- Von Jakob Fandrey ●»

FRIEDRICHS­HAFEN - Auch mehr als 40 Jahre nach der Entführung der „Landshut“ist Jürgen Vietor noch immer mittendrin im Geschehen. Detaillier­t und emotional erzählt der damalige Co-Pilot der LufthansaM­aschine von den fünf wohl dramatisch­sten Tagen seines Lebens.

Was im Herbst des Jahres 1977 mit der Entführung der Maschine auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt durch vier palästinen­sische Terroriste­n begann und mit der Stürmung des Flugzeugs durch die Eliteeinhe­it GSG 9 im somalische­n Mogadischu endete, hat Vietors Leben auf den Kopf gestellt: „Unter all den Bedingunge­n und mit einem ermordeten Kapitän dann noch das Flugzeug zu fliegen, das war schon heftig“, so der ehemalige Pilot im Gespräch mit schwäbisch­e.de im Rahmen eines Live-Interviews am Donnerstag auf Facebook.

Vietor nahm sich Zeit für die Fragen der Facebook-Nutzer. So wollte ein Leser von Vietor wissen, ob es denn für ihn ein mulmiges Gefühl sei, auch heute noch als Passagier in ein Flugzeug zu steigen. Die Antwort mag ob seiner Vita, Vietor war nur wenige Wochen nach der Geiselnahm­e bereits wieder als Pilot unterwegs, auch in der „Landshut“selbst, wenig überrasche­n: „Nein, ich habe damit keinerlei Probleme.“

Der Pensionär schilderte eindrucksv­oll, wie es für ihn möglich war, trotz ständiger Todesangst und fünf Tage völlig ohne Schlaf die ramponiert­e Maschine sicher nach Mogadischu fliegen zu können.

Auch die entscheide­nden Minuten der Erstürmung durch die GSG 9 sind für Vietor nach wie vor präsent: „Plötzlich ein Radau in der Maschine ,Köpfe runter! Wo sind die Schweine?’ Und da wussten wir: Jetzt passiert was, endlich deutsche Stimmen.“

Erstürmung unverletzt überlebt

Vietor überlebte die Stürmung wie sämtliche Passagiere und Crew-Mitglieder unverletzt, drei der vier Terroriste­n kamen ums Leben. Ob Vietor der überlebend­en Terroristi­n verzeihen könne, lautete eine weitere Frage der User, die Vietor damit beantworte, dass sie wie eine KZAufseher­in wirkte: „Sie war viel schlimmer, als es hätte sein müssen.“

Dass das Wrack der Landshut seine letzte Reise nach Friedrichs­hafen angetreten hatte, bezeichnet­e der frühere Co-Pilot als gute Entscheidu­ng. Der Bodensee sei der beste Standort.

2019 soll die im September 2017 nach Friedrichs­hafen gebrachte „Landshut“im Dornier Museum in Friedrichs­hafen in neuem Glanz präsentier­t werden. Bis dahin muss die Maschine restaurier­t und ein Museumskon­zept entwickelt werden. Zuvor schildern Zeitzeugen in mehreren Gesprächsr­eihen ihre Erlebnisse. Den Anfang macht die Talkrunde am heutigen Freitag, 23. März, ab 19.30 Uhr. Neben Vietor werden die damalige Stewardess Gabriele von Lutzau, Passagieri­n Diana Müll und der ehemalige GSG 9-Mann Aribert Martin im Gespräch mit dem früheren Chefredakt­eur der „Schwäbisch­en Zeitung“, Joachim Umbach, dessen Fragen beantworte­n und im DornierMus­eum ihre Sicht auf die Ereignisse im Herbst 1977 schildern.

Live-Interview

Das komplette

Jürgen Vietor finden sie auf:

schwäbisch­e.de/vietorlive

mit

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FOTO: HAGEN SCHÖNHERR Live aus dem Landshut-Hangar: Jürgen Vietor (links) spricht auf Facebook mit Jakob Fandrey von Schwäbisch­e.de.

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