Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lindaus Stadträte wollen gebührenfr­eie Kitas

Freistaat soll Eltern von Kosten für Krippen und Kindergärt­en entlasten

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Der Freistaat Bayern soll nach dem Vorbild anderer Bundesländ­er die Kosten für Betreuung in Krippen und Kindergärt­en übernehmen. Der Lindauer Stadtrat will über den Städtetag erreichen, dass der Freistaat den Kostenante­il trägt, den bisher Eltern zahlen müssen. Bis dahin haben die Räte aber erstmal die Gebühren für Krippen und Kindergärt­en angehoben.

Die vorgeschla­gene Erhöhung der Elternbeit­räge sei „maßvoll“, waren sich die Stadträte weitgehend einig. Denn nach drei Jahren seien acht Prozent Mehrkosten für die am meisten gebuchte Betreuungs­dauer von bis zu sechs Stunden nicht zu viel. Das entspricht ungefähr den höheren Gehältern, die die Erzieherin­nen in diesem Zeitraum bereits bekommen haben.

Angelika Rundel, Katrin Dorfmüller (beide SPD) und Alexander Kiss ANZEIGEN (BL) verwiesen zudem darauf, dass Eltern über das Landratsam­t Zuschüsse für die Kinderbetr­euung bekommen können, sodass gerade Alleinerzi­ehende nicht zu stark belastet würden. Bei Hartz-IV-Empfängern übernehme das Jugendamt die Gebühren voll, Geringverd­iener erhalten demnach einen Zuschuss. Lediglich Max Strauß und Ulrike Lorenz-Meyer (BL) lehnten die höheren Gebühren ab, weil sie junge Eltern von zusätzlich­en Kosten freihalten wollen. Angesichts der hohen Mieten seien für einige Eltern auch 25 Euro im Monat zu viel.

Lindau zahlt bisher im Jahr 2,8 Millionen Euro für die Kitas

Weitgehend einig waren sich die Räte aber, dass es eigentlich Sache des Freistaats wäre, Eltern von diesen Beiträgen zu entlasten. Rundel wiederholt­e ihre Forderung aus dem Finanzauss­chuss, dass Lindau gerade im bevorstehe­nden Landtagswa­hlkampf über den Städtetag entspreche­nde Forderunge­n stellen soll. Denn in anderen Bundesländ­ern ist es bereits heute so, dass der Staat die Kosten für eine Betreuung bis zu sechs Stunden voll übernimmt. Nur wer sein Kind den ganzen Tag in der Krippe oder im Kindergart­en betreut wissen will, muss beispielsw­eise in Hamburg, Niedersach­sen oder Hessen noch selbst etwas bezahlen. Das sollte im deutlich reicheren Freistaat Bayern auch möglich sein. „Ich sehe das grundsätzl­ich nicht ein, dass man für Kinderbetr­euung bezahlen muss. Für ein Gymnasium zahlt man auch nicht“, sagte Lorenz-Meyer.

Die Stadträte argumentie­rten mit teuren Mieten und vielen anderen Unkosten, die junge Familien oft ans finanziell­e Limit bringen. Gelten soll die Gebührenfr­eiheit deshalb für Krippe und Kindergart­en, also für Kinder zwischen einem und sechs Jahren. Wichtig ist den Räten, dass der Freistaat diese Kosten trägt. Denn Lindau zahlt bereits 2,8 Millionen Euro im Jahr für Kindergärt­en und Krippen. Mehr halten sie für nicht tragbar.

Matthias Kaiser (BL) will in eine mögliche Resolution auch die Arbeitsbed­ingungen und die Bezahlung der Erzieherin­nen einbeziehe­n. Denn die Qualität der Betreuung leide in manchen Einrichtun­gen bereits unter Personalma­ngel: „Da fehlt qualifizie­rtes Personal, weil die unterbezah­lt sind.“

Oberbürger­meister Gerhard Ecker sagte zu, die Verwaltung werde für die nächste Stadtratss­itzung am 25. April das Thema gründlich vorbereite­n. Die Räte sollen bis dahin einen Resolution­stext vorlegen, der Grundlage für einen Beschluss sein kann.

Zudem sollen die Fraktionen sich eine Meinung zum Thema bilden. Und dann will man mit möglichst großem Rückhalt Druck auf die Landespoli­tik ausüben.

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FOTO: DPA Weil junge Familien sowieso finanziell unter Druck stehen, soll der Freistaat sie von Gebühren für Krippen und Kindergärt­en entlasten. Eine entspreche­nde Forderung will der Lindauer Stadtrat beschließe­n.
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