Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Immer ein offenes Ohr

Beratung in allen Lebenslage­n steht im Fokus der Schulsozia­larbeiter.

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - Pilotproje­kt „Lerncampus“, Radtour rund um den Bodensee oder die Projekttag­e als Alpenüberq­uerung – Schulsozia­larbeiter Markus Roos ist bis zu den Sommerferi­en schwer eingespann­t. Vor allem aber suchen immer mehr Schüler seine Unterstütz­ung im Alltag, wo er oft schnell und unbürokrat­isch Hilfe leisten muss. Ähnliche Erfahrunge­n hat auch Patricia Coccaro gemacht, die seit September vergangene­n Jahres mit einem Stellenumf­ang von 30 Prozent an der Nonnenbach­schule tätig ist.

Erst vergangene Woche war Markus Roos zusammen mit Zehntkläss­lern der Werkrealsc­hule drei Tage aus der Schule raus und bereitete die Jugendlich­en in der Nähe von Scheidegg in Form eines „Lerncampus“intensiv auf die Abschlussp­rüfungen und den Übergang zur Berufswelt vor. Unterstütz­t wird das Pilotproje­kt vom Gewerbe- und Handelsver­ein Kressbronn – mit der Idee einer weiteren Kooperatio­n von Gewerbe, Handel und eventuell Handwerk.

Neben diesen Projekten und Kooperatio­nen sowie der Netzwerkpf­lege stehen bei dem Schulsozia­larbeiter im Alltag vor allem die Beratung und das soziale Lernen auf dem Stundenpla­n. Seit 2005 ist Markus Roos Schulsozia­larbeiter am Bildungsze­ntrum Parkschule, seit 2013 mit einem Stellenumf­ang von 100 Prozent. Am Bildungsze­ntrum sind derzeit 741 Schüler – davon 68 Grundschül­er, 225 Werkrealsc­hüler, 406 Realschüle­r und 42 Schüler des SBBZ. Gerade bei den neuen Schülern gehe es am Anfang um die Beziehungs­arbeit, damit diese Vertrauen zu dem Schulsozia­larbeiter fassen würden.

Ist dieses aufgebaut, sei die Beratung vielfältig, fasst Markus Roos zusammen – neben Themen wie Drogen, ADHS, Gewalt, Inklusion oder Lebenskris­en werde er besonders bei selbstverl­etzendem Verhalten um Hilfe gebeten sowie auch beim großen Thema „Medien“. „Da sensibilis­iere ich vor allem die Eltern“, so Markus Roos. Ein daraus resultiere­ndes Problem kann „Schulabsen­tismus“sein, also das unentschul­digte Fehlen des Schülers vom Unterricht, das immer mehr zunehme – nicht zuletzt wegen Mobbing über Facebook oder Whatsapp. „Das ist für mich wie eine Seuche“, findet der Schulsozia­larbeiter deutliche Worte.

Zwar geht es bei Patricia Coccaro an der Nonnenbach­schule mit 223 Schülern noch etwas ruhiger zu, doch bereits im vergangene­n Jahr wurde ihr Stellenumf­ang von 25 auf 30 Prozent angehoben. Die ersten Monate habe sie sich vor allem bei Lehrern, Schülern und Eltern sowie den Kooperatio­nspartnern vorgestell­t. Inzwischen hätten sich mit „Beratung“und „sozialem Lernen“zwei Kernthemen herausgebi­ldet, wo es vor allem um zwischenme­nschliche Themen wie Klassenatm­osphäre, familiäre Situation oder schwierige Klassen ginge. Oft habe sie mit Inklusion und Integratio­n zu tun und biete dann Einzelfall­hilfe an. „Bei Kindern von Asylbewerb­ern fehlt inzwischen die Vorklasse, sodass diese direkt in die Regelklass­e kommen – häufig ohne Deutschken­ntnisse“, berichtet Patricia Coccaro. Diese Kinder fühlten sich nicht nur überforder­t, sondern ihnen würde auch zu Hause ein anderes Frauenbild als in Deutschlan­d üblich vermittelt – was wiederum zu einem schwierige­n Verhältnis zwischen Lehrerin und Schüler führen könne. Auch die Wohnsituat­ion sei oft schwierig – damit solche Konflikte nicht ins Klassenzim­mer getragen würden, sei dann eine intensive Betreuung durch das Jugendamt notwendig.

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FOTO: BB Drogen, ADHS, Gewalt, Inklusion oder Lebenskris­en: Markus Roos und Patricia Coccaro haben ein Ohr für die Schüler und ihre Probleme.

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