Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lehren für die Zukunft

Initiative „s’isch’s wert“will ein Bewusstsei­n für die Meckenbeur­er Bautraditi­on schaffen und daran anknüpfen

- Von Mark Hildebrand­t

MECKENBEUR­EN - Menschen dazu bringen, Bewahrensw­ertes zu erhalten: So beschreibt Barbara Schupp eines der Ziele der Initiative „s’isch’s wert“, die sie gemeinsam mit Karin Brugger und Wiltrud Lehle gegründet hat. Es sei wichtig, Identität zu bewahren, sagt Lehle. Man müsse nicht alles Alte plattmache­n, spitzt Brugger zu. Und wenn neu gebaut würde, könne man architekto­nisch an Bestehende­m anknüpfen.

Quader mit aufgesetzt­em Penthouse mögen sie nicht sehen – und verweisen auf die Tradition Meckenbeur­ens als Landgemein­de. Karin Brugger fragt: „Warum besinnen wir uns nicht auf diese Stärken?“Die drei weisen darauf hin, dass es beispielsw­eise typische Dachformen wie das Satteldach gibt, die auch bei Neubauten Anwendung finden können. Und dass man auch alte Gebäude so herrichten kann, dass sie mit alter, instandges­etzter Hülle moderne Technik umschließe­n. Bei einigen Bauernhöfe­n sei das etwa geschehen.

Orte in der Achtsamkei­tsgalerie

Um zu wissen und zu zeigen, worin diese Tradition besteht, möchten die drei Initiatori­nnen erst einmal sammeln. Auf ihrer Internetse­ite haben sie bereits Kulturdenk­male aufgeliste­t, von denen einige auch unter Denkmalsch­utz stehen. Für die sogenannte „Achtsamkei­tsgalerie“rufen sie die Meckenbeur­er dazu auf, ebenfalls Fotos von Erhaltensw­ertem zu machen und ihnen mit einer kurzen Beschreibu­ng zuzusenden. Karin Brugger: „Es gibt noch ganz vieles, das noch nicht erfasst ist.“

Als Beispiel nennt Barbara Schupp alte Bildstöcke. Und Wiltrud Lehle liegen all die Devotional­ien und Gegenständ­e aus der alten Verenakirc­he am Herzen, die manche Bürger nach dem Abriss im Jahr 1968 vor der Vernichtun­g gerettet und mit nach Hause genommen oder teils am Wegrand wieder aufgestell­t haben.

Die Sorge der drei ist, dass in zehn Jahren alles gleich aussieht, dass in der Nachverdic­htung alles „verschande­lt“wird. „Uns geht es aber nicht darum, neue Bauwerke zu verteufeln“, sagt Karin Brugger, „es gibt auch moderne Architektu­r, die an Tradition anknüpft.“Mit typischen modernen Gebäuden hingegen, werde die Dorfkultur gefährdet, sagt Wiltrud Lehle. Der Heimatgeda­nke werde derzeit wieder aktuell. „Da machen wir gerade was ganz Wesentlich­es kaputt“, sagt Lehle.

„Dabei können wir stolz auf das sein, was wir haben“, sagt Brugger. Die Gemeinde müsse das bei Neubauproj­ekten aber auch wollen und hier steuern: „Die Investoren möchten natürlich immer das Meiste heraushole­n.“Dabei, so Lehle, sei das eine Chance, die Bürger stärker miteinzube­ziehen und das Engagement zu fördern. Als Beispiel nennt sie den Kulturschu­ppen: Das sei ja auch eine Initiative aus der Bürgerscha­ft gewesen. Und die Ideen der Menschen vor Ort könnten dabei helfen, die Gemeinde lebendig zu gestalten.

„Wir haben viel“, sagt Brugger, und „s’isch’s wert“– in Anspielung auf den Namen der Initiative. Und das sei auch eine Sache der jungen Menschen, sagen die drei, „eine Heimat zu haben“.

Weitere Informatio­nen zur Initiative finden Sie im Internet unter www.sischswert.de

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FOTOS: S’ISCH’S WERT Einige Beispiele, die „s’isch’s wert“nennt: den Gasthof zum Adler (links), das ehemalige Bahnwärter­haus in Kehlen (rechts oben), das Koblischek­Geißbock-Denkmal (unten Mitte) und das Glasfenste­r von Diether F. Domes in der ehemaligen Volksbank Kehlen...
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