Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Lehren für die Zukunft
Initiative „s’isch’s wert“will ein Bewusstsein für die Meckenbeurer Bautradition schaffen und daran anknüpfen
MECKENBEUREN - Menschen dazu bringen, Bewahrenswertes zu erhalten: So beschreibt Barbara Schupp eines der Ziele der Initiative „s’isch’s wert“, die sie gemeinsam mit Karin Brugger und Wiltrud Lehle gegründet hat. Es sei wichtig, Identität zu bewahren, sagt Lehle. Man müsse nicht alles Alte plattmachen, spitzt Brugger zu. Und wenn neu gebaut würde, könne man architektonisch an Bestehendem anknüpfen.
Quader mit aufgesetztem Penthouse mögen sie nicht sehen – und verweisen auf die Tradition Meckenbeurens als Landgemeinde. Karin Brugger fragt: „Warum besinnen wir uns nicht auf diese Stärken?“Die drei weisen darauf hin, dass es beispielsweise typische Dachformen wie das Satteldach gibt, die auch bei Neubauten Anwendung finden können. Und dass man auch alte Gebäude so herrichten kann, dass sie mit alter, instandgesetzter Hülle moderne Technik umschließen. Bei einigen Bauernhöfen sei das etwa geschehen.
Orte in der Achtsamkeitsgalerie
Um zu wissen und zu zeigen, worin diese Tradition besteht, möchten die drei Initiatorinnen erst einmal sammeln. Auf ihrer Internetseite haben sie bereits Kulturdenkmale aufgelistet, von denen einige auch unter Denkmalschutz stehen. Für die sogenannte „Achtsamkeitsgalerie“rufen sie die Meckenbeurer dazu auf, ebenfalls Fotos von Erhaltenswertem zu machen und ihnen mit einer kurzen Beschreibung zuzusenden. Karin Brugger: „Es gibt noch ganz vieles, das noch nicht erfasst ist.“
Als Beispiel nennt Barbara Schupp alte Bildstöcke. Und Wiltrud Lehle liegen all die Devotionalien und Gegenstände aus der alten Verenakirche am Herzen, die manche Bürger nach dem Abriss im Jahr 1968 vor der Vernichtung gerettet und mit nach Hause genommen oder teils am Wegrand wieder aufgestellt haben.
Die Sorge der drei ist, dass in zehn Jahren alles gleich aussieht, dass in der Nachverdichtung alles „verschandelt“wird. „Uns geht es aber nicht darum, neue Bauwerke zu verteufeln“, sagt Karin Brugger, „es gibt auch moderne Architektur, die an Tradition anknüpft.“Mit typischen modernen Gebäuden hingegen, werde die Dorfkultur gefährdet, sagt Wiltrud Lehle. Der Heimatgedanke werde derzeit wieder aktuell. „Da machen wir gerade was ganz Wesentliches kaputt“, sagt Lehle.
„Dabei können wir stolz auf das sein, was wir haben“, sagt Brugger. Die Gemeinde müsse das bei Neubauprojekten aber auch wollen und hier steuern: „Die Investoren möchten natürlich immer das Meiste herausholen.“Dabei, so Lehle, sei das eine Chance, die Bürger stärker miteinzubeziehen und das Engagement zu fördern. Als Beispiel nennt sie den Kulturschuppen: Das sei ja auch eine Initiative aus der Bürgerschaft gewesen. Und die Ideen der Menschen vor Ort könnten dabei helfen, die Gemeinde lebendig zu gestalten.
„Wir haben viel“, sagt Brugger, und „s’isch’s wert“– in Anspielung auf den Namen der Initiative. Und das sei auch eine Sache der jungen Menschen, sagen die drei, „eine Heimat zu haben“.
Weitere Informationen zur Initiative finden Sie im Internet unter www.sischswert.de