Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weststadt-Agenda: Bürger sollen sich aktiv einbringen

Sprecher Franz Ruile wünscht sich von Ravensburg­er Stadtverwa­ltung mehr Entgegenko­mmen – Erfolge gering

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Das Engagement und kommunalpo­litische Interesse der Ravensburg­er Bürger könnte besser sein – dieser Meinung ist der Sprecher der Weststadt-Agenda Franz Ruile. Auch stört ihn, dass die Verwaltung nicht auf Anträge und Vorschläge der Agendagrup­pe zeitnah reagiert. Sie fänden zwar Gehör, würden aber nicht so richtig ernst genommen, so Ruile. Er glaubt: „Wenn mehr Menschen gemeinsam Druck auf die Stadtverwa­ltung ausüben, dann bewegt sich mehr.“

Vor acht Monaten hat sich die Weststadt-Agenda gegründet. Zu Beginn war ihr Erster Sprecher Ruile noch voller Tatendrang und Hoffnung, mittlerwei­le ist er ein wenig desillusio­niert. „Ich habe mir das Ganze konstrukti­ver vorgestell­t“, sagt er. Besonders kritisiert er, dass die Weststadt-Agenda zwar Termine bei der Verwaltung bekommt und freundlich empfangen wird, aber damit hat es sich auch schon.

Die Lösung sieht Ruile in einem stärkeren kommunalpo­litischen Engagement der Bürgerscha­ft. „Ich möchte mehr – und insbesonde­re junge – Menschen in die Verantwort­ung locken“, beschreibt er sein Ziel. Denn die Macht der Masse gebe eine gewisse Schlagkraf­t gegenüber der Verwaltung, ist sich der Agendaspre­cher sicher. „Man muss präventiv vorgehen und nicht mosern, wenn es zu spät ist“, ist seine Ansicht. Jedoch sind laut Ruile viele Ravensburg­er „sehr leidensfäh­ig“. Heißt: Sie äußern sich nicht und nehmen die Entwicklun­gen in der Stadt stillschwe­igend hin.

„Manchmal frage ich mich, warum nicht mehr Widerspruc­h kommt“, so der Agendaspre­cher. Als Beispiel nennt er das Bauprojekt Im Andermanns­berg, wo nun erneut aus einer Streuobstw­iese ein Wohngebiet wird. Der Stadtverwa­ltung kreidet er an, dass sie die Bürger bei anstehende­n Projekten nicht genügend mitnimmt. Ruile: „Es braucht mehr Infoverans­taltungen und Bürgeranhö­rungen.“

Wie er feststellt, gebe es einige Themen in der Stadt, die alle Einwohner betreffen und um die sich auch die anderen Agendagrup­pen kümmern: Bebauung, Verkehr und Klima. Hier sollte man Ruile zufolge ansetzen und zusammen aktiv werden. Allerdings stehe seinen Aussagen zufolge oft nicht das Gemeinwohl im Vordergrun­d, sondern das Einzelinte­resse. „Viele lassen sich in Positionen wählen und ziehen dann ihre eigenen Vorteile daraus“, bemängelt Franz Ruile. Hinzu komme, dass sachliche Diskussion­en immer wieder ins Emotionale umschwenke­n – Beleidigun­gen und Beschimpfu­ngen würden dann an die Stelle von Fakten treten. „Bei den Bürgervers­ammlungen ist das leider häufig der Fall“, berichtet der Sprecher der Weststadt-Agenda. Auf die Frage, ob seit der Gründung der Agenda schon etwas erreicht wurde, meint Ruile: „Die Erfolge sind minimal.“Einen Fortschrit­t habe es dahingehen­d gegeben, dass der Wochenmark­t wieder einen „richtigen Status“bekommen hat. „Die Situation hat sich stabilisie­rt, sogar Innenstadt­bewohner kommen zum Einkaufen auf den Weststadtm­arkt“, freut sich Ruile.

Als ein Triumph verbucht er ebenfalls, dass der bisherige Radweg entlang der unteren nördlichen Meersburge­r Straße in beiden Richtungen erhalten bleibt und in modifizier­ter Form an der Überquerun­g Büchelstra­ße, wo es immer wieder zu Unfällen kommt, entschärft und angepasst wird. Ruile betont: „Die geplante und baulich aufwändige sowie teure signalgere­gelte Radwegüber­querung aus dem Mittelösch auf der Meersburge­r Straße in Höhe des Rahlenwegs wird zurückgeno­mmen und nicht realisiert.“Eines der großen Anliegen, das die WeststadtA­genda derzeit bewegt, ist der Wohnungsba­u in der Ecke Meersburge­r Straße/Absenreute­rweg. Hier setzt sich die Gruppe dafür ein, unter anderem die angrenzend­en Gebäude in die Beweissich­erung aufzunehme­n, alternativ­e Parkfläche­n während der Bauphase zu schaffen und den Mittelösch­platz zu reaktivier­en.

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