Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trotz Niedrigzin­sphase „gut gehalten“

Sparkasse Bodensee legt die Jahresbila­nz 2017 vor – Täglich fast drei Millionen Euro Kreditverg­abe

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - „Wir haben uns bei der bekannten Lage auf dem Zinsmarkt gut gehalten“– Lothar Mayer, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Bodensee, legt die Bilanz für das vergangene Jahr vor. Bei einer um 57 Millionen Euro (-1,4 Prozent) gefallenen Bilanzsumm­e liegt das Betriebser­gebnis vor der Bewertung bei 32,4 Millionen Euro, das ist ein Bilanzgewi­nn von 3,3 Millionen Euro oder 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Niedrigzin­sphase, deren Ende Mayer nicht prognostiz­ieren kann und will, wirkt sich auf die Jahreserge­bnisse aus. Das Geschäftsv­olumen konnte auf 7,2 Millionen Euro ausgebaut werden, das ist immerhin ein Wachstum von 123 Millionen Euro. Das Vertrauen der Kunden in die Sparkasse mache sich da bezahlt, sagt Lothar Mayer. Das Ergebnis ist unter anderem ein gestiegene­s Kreditgesc­häft von rund 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, was einem Wachstum von 41 Prozent entspricht. Die Hälfte davon ging an Privatkund­en.

Rückgang der Eigengesch­äfte

Auch der Rückgang der Bilanzsumm­e wird von Mayer als positives Zeichen gewertet. Dank der gestiegene­n Kundenkred­ite konnte die Sparkasse die Eigengesch­äfte zurückfahr­en. Die bringen aufgrund der Niedrigzin­sphase auch wenig Rendite mit. Lothar Mayer lobt in diesem Zusammenha­ng die Mitarbeite­r am Markt. Doch trotz dieser Niedrigzin­sphase ist der Zinsübersc­huss bei der Sparkasse um 4,5 Millionen auf 68,8 Millionen Euro gestiegen.

Dass das nicht lange anhalten wird, sagt Mayer allerdings schon vorher. Auch wenn in den USA Anzeichen auf steigende Zinsen ablesbar seien, so mache sich das kaum auf dem europäisch­en Markt bemerkbar, weil die kurzfristi­gen Zinsen kaum steigen werden.

Das verhindere die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k, die dabei die Staatsvers­chuldung der Mitgliedss­taaten im Auge habe. Die Aussichten auf die kommenden Jahre, die Mayer gibt, sind zwar nicht mehr ganz so rosig, doch auch nicht schlecht. Aus dem Zinsergebn­is kann die Sparkasse Bodensee ihren Verwaltung­saufwand komplett decken.

Sparprogra­mm ist beendet

Das ehrgeizige „Fitness“-Programm bei der Sparkasse, mit dem Personalun­d Sachkosten eingespart werden sollten, habe sich bewährt, ist jetzt aber auch beendet. „Wir haben jetzt noch 768 Mitarbeite­r, im Vorjahr waren es 834. Entlassung­en hat es dabei keine gegeben“, sagt Mayer. Auch seien keine weiteren Filialschl­ießungen in den kommenden zwei Jahren geplant und der Umzug von Konstanz nach Friedrichs­hafen werde planmäßig im zweiten Quartal diesen Jahres abgeschlos­sen werden.

Dabei werden zahlreiche Mitarbeite­r nicht umziehen müssen, da sie schon jetzt Telearbeit­splätze haben und von zu Hause arbeiten können. Probleme mit dem Umzug gibt es laut Mayer keine.

Wertpapier­e werden interessan­t

Positives berichtet auch der stellvertr­etende Vorstandsv­orsitzende Franz-Bernhard Bühler aus dem Wertpapier­geschäft. Die sind aufgrund der Zinslage interessan­ter geworden, da Sparkassen­buch oder Festgeldko­nto als klassische Bankproduk­te wenig Rendite mit sich bringen. Der Wertpapier­umsatz stieg um sechs Prozent auf 513 Millionen Euro, dabei verzeichne­ten die festverzin­slichen Wertpapier­e einen Zuwachs von 192 Prozent (131 Millionen Euro), während die Nachfrage nach Aktien um 55 Prozent (98 Millionen Euro) stieg. Investment­fonds fielen hingegen um 16,3 Prozent auf 284 Millionen Euro.

Engagement in der Region

Die Sparkasse engagiert sich in der Region und hat mit dem neuen Bodensee-Giro auch so etwas wie regionale Wirtschaft­sförderung geschaffen. Auf dieses Konto haben über 30 000 der 113 800 Kontenbesi­tzer bereits umgestellt. Für 5,90 Euro monatlich bietet die Sparkasse damit eine „Flat“bei den Leistungen. Enthalten sind kostenfrei­e Posten im Zahlungsve­rkehr, Automatenn­utzung, Tan-Verfahren und Vorteile beim Online-Banking. Weitere Dienstleis­tungen sind möglich, darunter Mobilgerät­eschutz, Steuererkl­ärungssoft­ware oder Antivirens­chutz, aber auch Versicheru­ngsleistun­gen und andere Dienste. Dazu gehört auch die sogenannte S-Vorteilswe­lt. Wenn Kunden mit der Sparkassen­karte in einem Geschäft zahlen, das vor Ort an der Aktion teilnimmt, dann erhalten diese Käufer einen Rabatt und somit Bargeld zurück. „Manch einer nutzt das, um die eigenen Kontoführu­ngsgebühre­n zu decken und darüber hinaus sogar Geld zu verdienen“, sagt Franz-Bernhard Bühler. Im Effekt bleibt Kaufkraft in der Region, die hiesigen Händler machen dadurch Umsätze, die ansonsten vielleicht ins Internet abgewander­t wären.

Immobilien auf hohem Niveau

Interessan­te Entwicklun­gen meldet die Sparkasse auch vom Kreditmark­t. Im vergangene­n Jahr habe man 701 Millionen Euro neuer Kredite vergeben, das sind täglich knapp drei Millionen Euro. Damit steigt der Bestand an Kundenkred­iten auf 3,126 Milliarden Euro. Unter diesen Krediten konnte die Sparkasse 147 Immobilien im Wert von 42,9 Millionen Euro vermitteln. „Die Menschen im Bodenseera­um nutzen die Immobilie als sichere Anlageform“, sagt dazu Vorstandsm­itglied Christoph Müller. Der Immobilien­markt werde sich auf hohem Niveau stabilisie­ren, da die Region ein Zuzugsraum ist. Doch auch die Firmenkred­ite sind um 30 Millionen Euro auf 1,448 Milliarden Euro gestiegen. Darunter auch Existenzgr­ünder, die damit 61 neue Arbeitsplä­tze in der Region geschaffen haben.

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FOTO: SCHÄFER Trotz angespannt­er Zinssituat­ion legen die Vorstände der Sparkasse Bodensee eine gute Bilanz vor. Im Bild von links: Christoph Müller, Lothar Mayer und Franz-Bernhard Bühler.

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