Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Problemzon­e für Taxifahrer

Am Franziskus­platz gibt’s keine Parkplätze für Taxis – Willi Haag will das nicht hinnehmen

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Willi Haag will nicht bezahlen. Ein Verwarngel­d von 15 Euro fordert das Rechtsamt der Stadt Friedrichs­hafen von dem Taxifahrer, weil er sein Taxi auf dem Gehweg abgestellt hatte. Ein Fahrgast war knapp dran an diesem besagten Tag, musste seinen Zug erwischen. Also fuhr Willi Haag nicht mehr um den Block bis zum Stadtbahnh­of, sondern ließ den Fahrgast in der Eugenstraß­e auf dem Gehweg beim Franziskus­platz aussteigen. So konnte der den schnellere­n Weg über die Gleisunter­führung nehmen.

Dass er gegen Verkehrsre­geln verstoßen hat, ist Willi Haag klar. Aber ihm geht es um Grundsätzl­iches: um eine Haltemögli­chkeit für Taxis nämlich, die es beim Franziskus­platz nicht gebe. „Es geht mir nicht um die 15 Euro“, sagt er. „Aber wenn ich das jetzt bezahle, gebe ich der Stadt Recht und für die Taxifahrer bleibt das Problem am Franziskus­platz dasselbe.“Das eigentlich­e Problem stellen für Willi Haag nämlich nicht Fahrgäste dar, die auf den letzten Drücker zum Bahnhof müssen – sondern alte Menschen, die im Franziskus­zentrum leben sowie aus Patienten des benachbart­en Medizinisc­hen Versorgung­szentrums Augenheilk­unde (MVZ). Dieses Klientel sei es, das von Taxis mehrmals täglich abgeholt oder gebracht werden müsste. „Das sind Menschen, die unsicher auf den Beinen sind und frisch Operierte, die schlecht sehen“, sagt Haag. Oftmals Menschen, die man Schritt für Schritt begleiten müsse – und das dauere schon mal zehn Minuten.

Sechs Briefe hat Haag seit 11. Februar ans Rechtsamt der Stadt geschriebe­n, in denen er seine Position darlegt. Beantworte­t werden sie immer mit denselben Auskünften. So hätte er etwa am rechten Fahrbahnra­nd oder weiter vorne in der Bushaltest­elle nahe des Kreisels halten können, heißt es seitens des Rechtsamts. Praktikabe­l ist das für Haag nicht, denn er würde, argumentie­rt er, dabei dem fließenden Verkehr oft recht lange eine Fahrspur versperren. Auch beim Halt auf der Bushaltest­elle, denn sie liegt nicht in einer Einbuchtun­g, sondern ist auf der Fahrbahn eingezeich­net. Das Rechtsamt verweist ihn zudem an die Parkscheib­en-Parkplätze in der Eugenstraß­e und in der Ernst-LehmannStr­aße. Diese Parkplätze sind Haag aber zu weit entfernt: „Toll, wenn ich eine 89-jährige Dame mit Rollator und Ziel Franziskus­zentrum in der Ernst-Lehmann-Straße aussteigen lassen soll“, meint Haag. Den Franziskus­platz selbst kann er auch nicht befahren: Die Einfahrt wird von einem Poller versperrt. Dieser Poller lässt sich versenken – wenn man den dafür notwendige­n Chip hat. Joana Pfleiderer, Standortma­nagerin von MVZ am Franziskus­platz, kennt das Problem der Taxifahrer. „Diesen Chip kann man bei uns abholen“, sagt sie. „Aber das dauert dann auch wieder mehrere Minuten, in denen das Auto nicht richtig abgestellt ist.“Auch im Franziskus­zentrum bekommen Taxifahrer den Chip. „Das funktionie­rt aber nur, wenn der Empfang besetzt ist. Also nicht über Mittag, nicht nach 16.30 Uhr und nicht an Wochenende­n“, sagt eine Mitarbeite­rin am Empfang, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Stadt sucht nach einer Lösung

Auf Anfrage der SZ stellt die Stadt eine mögliche Lösung des Taxi-Problems in Aussicht. „Im Zuge der Umplanung des Bahnhofsvo­rplatzes, resultiere­nd aus den Ergebnisse­n des Uferpark-Wettbewerb­s, wird es auch um die Frage gehen, wie der Taxi-Betrieb rund um den Stadtbahnh­of neu organisier­t wird“, schreibt die städtische Pressestel­le. Das gelte auch für den Franziskus­platz. Mit schnellen Veränderun­gen ist aber nicht zu rechnen: „Unser Ziel ist es, bis zum Herbst eine Konkretisi­erung des Wettbewerb­sergebniss­es vorliegen zu haben, über das der Gemeindera­t dann beschließe­n kann.“

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FOTO: RUP Der Franziskus­platz macht Taxifahrer Willi Haag zu schaffen. Direkt am Platz haben Taxis keine Haltemögli­chkeit. Vor allem bei gebrechlic­hen Fahrgästen wäre Haag darauf aber angewiesen.

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