Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Flughafen-Ausbau beginnt Anfang Juni

Breitere Startbahn und neues Landesyste­m in Memmingen – Flugverkeh­r läuft weiter

- Von Helmut Kustermann und Markus Raffler

MEMMINGEN - Anfang Juni rollen am Flughafen Memmingen die Bagger an: Dann beginnt der seit langem vorgesehen­e Ausbau, dessen Kernstück die Verbreiter­ung der Startund Landebahn sein wird. Das Vorhaben startet mit einjährige­r Verzögerun­g. Denn die EU-Kommission hatte erst im September 2017 einen Zuschuss des Freistaats in Höhe von 12,2 Millionen Euro genehmigt. Die Gesamtkost­en des Ausbaus sind auf 17,7 Millionen Euro veranschla­gt. Derzeit befindet sich der Flughafen finanziell im Aufwind: „Die Betriebsge­sellschaft hat im Jahr 2017 einen sechsstell­igen Gewinn erzielt“, sagt Geschäftsf­ührer Ralf Schmid.

Noch läuft die EU-weite Ausschreib­ung für den Ausbau. Die knapp 3000 Meter lange Start- und Landebahn wird von 30 auf 45 Meter verbreiter­t, um sie laut Schmid internatio­nalen Standards anzupassen. Hinzu kommen weitere Asphalt- und Tiefbauarb­eiten, darunter der Bau eines Rückhalteb­eckens, das das Regenwasse­r auf dem Flughafena­real sammelt und dann in einen Bach abgibt. Die Anliegerge­meinde Ungerhause­n hatte vergeblich gegen die geplante Einleitung geklagt. Sie war unter anderem in Sorge, dass dadurch Altlasten aus der Flughafen-Militärzei­t Der Allgäu Airport wird modernisie­rt.

ins Grundwasse­r gelangen könnten.

Bei schlechter Sicht anfliegbar

Zum Ausbau gehört auch ein „Technik-Paket“. In dessen Mittelpunk­t steht die Befeuerung der Start- und Landebahn sowie die Installati­on eines zweiten Instrument­en-Landesyste­ms, damit der Airport bei extrem schlechter Sicht anfliegbar ist. Auch eine Vergrößeru­ng des Terminals und eine Verglasung der Besucherte­rrasse sind vorgesehen. Der Ausbau soll den Flugbetrie­b nicht beeinträch­tigen. Viele Arbeiten werden nachts stattfinde­n. Um die Verzögerun­g durch die EU-Prüfung abzufedern, sollen die Arbeiten möglichst binnen eines Jahres durchgezog­en werden – zuvor waren zwei Jahre geplant. „Darum haben wir nach einer Lösung gesucht, früher auf die Flächen zu kommen“, sagt Schmid. „Eigentlich wären Arbeiten an der Start- und Landebahn erst ab Mitte August möglich“, verweist der Geschäftsf­ührer auf den Tierschutz: „Bis dahin sind Bodenbrüte­r in diesem Bereich aktiv.“In Abstimmung mit den Behörden habe man die betroffene­n Flächen mit einer Fräse bearbeitet, „damit sich Bodenbrüte­r dort 2018 nicht niederlass­en“. Zugleich wurden für die Tiere ErsatzBrut­flächen bereitgest­ellt. „Ökologen begleiten die Baumaßnahm­en. Wir betreiben hier einen hohen Aufwand“, sagt Schmid.

1,4 Millionen Passagiere

Der Airport verzeichne­t wachsende Fluggast-Zahlen und rechnet heuer mit 1,4 Millionen Passagiere­n. Das wären gut 200 000 mehr als im vergangene­n Jahr. „Wir haben 2017 den Innsbrucke­r Flughafen überholt und werden in diesem Jahr zum BadenAirpo­rt und zu Salzburg aufschließ­en“, kündigt Schmid an.

Auch die finanziell­e Lage hat sich grundlegen­d verändert: „Wir sind seit Ende 2017 schuldenfr­ei, es gibt jetzt nur noch Darlehen von Gesellscha­ftern“, freut sich Schmid. Wichtig für die Zukunftsfä­higkeit sei neben der weitgehend weggefalle­nen Zinslast auch die neue Struktur des Flughafens.

Sechsstell­iger Gewinn

So gibt es jetzt eine eigene Gesellscha­ft, die Gewerbeflä­chen vermarktet. Zu den Gesellscha­ftern gehören alle kreisfreie­n Städte und Kreise im Allgäu – darunter auch der Landkreis Lindau – plus der Kreis Neu-Ulm. Gegründet wurde auch eine Betriebsge­sellschaft, die 2017 erstmals schwarze Zahlen schrieb. Es gebe einen sechsstell­igen Gewinn, sagt Schmid. Die exakte Zahl liegt nach seinen Angaben noch nicht vor.

Als „absolut positiv“für den Flughafen stuft Schmid die Stationier­ung einer Ryanair-Maschine im September 2017 ein. Dies habe zusätzlich­e Verbindung­en und eine bessere Auslastung des Terminals ermöglicht. Auch die 35 zusätzlich­en Mitarbeite­r, die Ryanair versproche­n habe, seien vor Ort. Schmid hält es für durchaus denkbar, dass die Airline in Memmingen auf Sicht eine weitere Maschine stationier­en wird.

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FOTO: WAGNER

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