Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wilder Müll nimmt drastisch zu

In den vergangene­n Jahren entsorgten immer mehr Ravensburg­er Bürger ihren Abfall auf Parkplätze­n oder in der Natur

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RAVENSBURG (vin) - Ravensburg hat zunehmend Probleme mit Umweltsünd­ern, die ihren Abfall illegal entsorgen. In den vergangene­n Jahren hat sich die Menge wilden Mülls, die von Bauhofmita­rbeitern teuer beseitigt werden muss, verdoppelt. Das beklagt Ravensburg­s Baubürgerm­eister Dirk Bastin. „Am Ende zahlt das der Steuerzahl­er.“

Ortstermin an den Sammelstel­len für Raweg-Säcke. Obwohl an dem Tag von der rollenden Wertstoffk­iste keine abgeholt werden, stapeln sich schon etliche gelbe Säcke mit Plastikver­packungen am Ravensburg­er Goetheplat­z und am Park-and-RidePlatz in Weißenau. „Eigentlich finden wir an jedem Altkleider- und Glascontai­ner in der Stadt Unrat, der da nicht hingehört“, so Bastin. Alte Kissen und Teppiche, Pappe, leere Farbeimer – manche Leute werfen ihren Unrat einfach in die Nähe von Sammelcont­ainern, in der Hoffnung, dass sie dort schon fachgerech­t entsorgt werden. Dabei achten sie offenbar nicht groß auf die offizielle­n Abholtermi­ne.

Für die Beseitigun­g des wilden Mülls ist der Baubetrieb­shof zuständig. Dessen Mitarbeite­r verzeichne­n ein gestiegene­s Aufkommen. Waren sie 2015 noch 122 Stunden mit Aufräumen beschäftig­t, brauchten sie 2016 schon 323 Stunden – die Kosten, die auch den Fahrzeugei­nsatz berücksich­tigen, stiegen von 9000 auf 17600 Euro, haben sich also nahezu verdoppelt.

Hat das etwas mit der Rückdelega­tion der Müllabfuhr von der Stadt auf dem Landkreis zu tun? Möglicherw­eise, meint Bastin. Die Rückdelega­tion zum 1. Januar 2016 bringe für die Stadt zwar überwiegen­d Vorteile. Aber durch die Tatsache, dass neuerdings die Anzahl der Leerungen eine Auswirkung auf die Gebührenhö­he hat, könnten viele Menschen versucht sein, Geld zu sparen durch weniger Leerungen ihrer Restmüllto­nnen. Zudem seien jetzt Müllgemein­schaften möglich, was auch zum Sparen anrege.

„Ich will und kann dem Landkreis in keinem Fall einen Vorwurf zu diesem Thema machen. Ich bin in praktisch allen Punkten ein großer Befürworte­r der Rückdelega­tion“, so Bastin. „Durch die Bündelung der Kompetenze­n beim Landkreis haben sich in diesem Aufgabenfe­ld schon heute viele Dinge verbessert, die sich nachhaltig positiv für die Gebührenza­hler auszahlen werden.“Dafür, dass Menschen ihren Müll einfach illegal entsorgen, könne der Landkreis nichts. „Wir müssen in Zukunft gemeinsam genau hinschauen, worin die durchaus sichtbare Zunahme von Wildmüll begründet ist.“

Bastin hat schon einmal selbst einen Mann in den Sechzigern dabei erwischt, wie er in der Weststadt seelenruhi­g seinen Abfall entladen hat. Darauf angesproch­en, „wurde er sehr rabiat und hat mir körperlich­e Gewalt angedroht“. Deshalb hält er das Weingarten­er Modell, einen eigenen Müllsherif­f einzustell­en, oder gar Ehrenamtli­che zu rekrutiere­n, die sich auf die Lauer legen, für sinnlos. „So etwas hört sich niemand gerne an.“

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FOTO: ANNETTE VINCENZ Auf dem Park-and-Ride-Platz in Weißenau werden Raweg-Säcke und anderer Müll einfach weggeworfe­n. Auch außerhalb der Annahmezei­ten der rollenden Wertstoffk­iste am Samstag.

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