Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Taxi-Überfälle: Fahrer sind traumatisiert
Jugendgerichtshilfe empfiehlt, die Angeklagten nach Jugendstrafrecht zu verurteilen
FRIEDRICHSHAFEN - Drogen-, Spiel- und Alkoholsucht, soziale Schwierigkeiten und mangelnde Empathie für die Opfer – das bescheinigte die psychologische Gutachterin den mutmaßlichen Tätern der TaxiÜberfälle in Friedrichshafen am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Ravensburg.
Die drei Männer, die zum Tatzeitpunkt zwischen 17 und 20 Jahre alt waren, sollen im September 2017 drei Taxifahrer in Friedrichshafen überfallen haben. Am zweiten Prozesstag haben die Jugendgerichtshilfe sowie eine Psychologin ihre Einschätzung zu den mutmaßlichen Tätern abgegeben. Außerdem sagten die Taxifahrer als Zeugen aus.
Der Überfall auf die Taxifahrer war für die mutmaßlichen Täter nicht die erste verübte Straftat, die sie je begangen haben. Der Angeklagte T. ist bereits vorher wegen des Besitzes von Drogen und deren Konsum auffällig geworden. Außerdem ist er unter anderem in eine Tankstelle eingebrochen und hat dort Feuerlöscher gestohlen. Der Angeklagte R. hat in seiner frühen Jugend mehrere Diebstähle begangen, außerdem hatte er einen Unfall mit einem Roller verursacht, obwohl er keinen Führerschein hatte und sich dann einfach von der Unfallstelle entfernt. Außerdem nimmt er seit Jahren Drogen. Der Angeklagte G. war in der Vergangenheit nur einmal in eine Schulsportprügelei verwickelt. Aber auch er konsumierte regelmäßig Cannabis.
Die Jugendgerichtshilfe empfiehlt, die drei mutmaßlichen Täter nach Jugendstrafrecht zu bestrafen.
Alpträume und Ängste
An dem Tag hörte sich der Richter auch die Zeugenaussagen der drei Taxifahrer an. Alle drei gaben an, dass sie der Überfall immer noch beschäftige. „Jedes Mal, wenn ich schlafe, sehe ich diese Bilder vor mir“, sagte der Taxifahrer, der als erster Opfer des Überfalls wurde. Er leide seitdem an Alpträumen und meide dunkle Plätze. „Ich fahre nur noch sichere Orte an“, sagte er.
Auch die anderen beiden Taxifahrer machten ähnliche Angaben dazu, wie sehr sie der Vorfall immer noch belaste. Der dritte Taxifahrer, bei dem der Überfall missglückte, weil er vorgab kein Geld zu haben, gab an, dass er flüchten wollte. „Die Täter und ich hatten ein Streitgespräch, ich wollte sie durcheinander bringen, dann habe ich Gas gegeben“, sagte er.
Der nächste Prozesstag vor dem Landgericht Ravensburg findet am Mittwoch, 18. April, um 9 Uhr statt.