Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ortschafte­n bauen im Schnellver­fahren

Dank einer Sonderrege­lung entstehen drei Neubaugebi­ete am Rand von Schmalegg, Taldorf und Unterescha­ch

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Die Nachfrage nach Baugrundst­ücken ist riesig, das Angebot extrem knapp – auch in Ravensburg. Der nur bis Ende 2019 geltende Baugesetzb­uch-Paragraf 13b soll helfen, Druck rauszunehm­en: Er macht es möglich, Baugebiete am Ortsrand ohne die sonst üblichen Regularien und Vorschrift­en relativ flott und unbürokrat­isch auszuweite­n. Diese Möglichkei­t nutzt nun auch Ravensburg. Der Gemeindera­t hat entschiede­n, bestehende Wohngebiet­e in Unterescha­ch, Schmalegg und Taldorf oder Alberskirc­h zu erweitern. Insgesamt sollen rund 180 Wohneinhei­ten entstehen.

Bis Ende 2019 darf für jeweils maximal 10 000 Quadratmet­er Grünfläche ein beschleuni­gtes Bebauungsg­planverfah­ren eingeleite­t werden, wenn sie an vorhandene Ortsteile anschließt – auch wenn das betreffend­e Areal im Flächennut­zungsplan gar nicht als Baugebiet ausgewiese­n ist. Außerdem ist eine Kommune in diesem Sonderfall vom Nachweis naturschut­zrechtlich­er Ausgleichs­maßnahmen befreit. Was der Grünen-Fraktion nicht schmeckt. Ihr Antrag, auch im Fall „13b“nicht auf den ökologisch­en Ausgleich zu verzichten, wurde von den anderen Fraktionen allerdings abgeschmet­tert.

Diese waren sich nämlich alle einig, dass der zeitlich befristete Gesetzeskn­iff eine „Entbürokra­tisierungs­chance“ist, wie CDU-Stadtrat Frieder Wurm es formuliert­e, „die wir wahrnehmen sollten“, wie Wolfgang Metzger (Freie Wähler) betonte. Rainer Frank (UL) wies außerdem darauf hin, dass auch sämtliche 13b-Verfahren vom Gemeindera­t abgesegnet werden müssen. Und FDPMann Roland Dieterich machte deutlich, es sei die Pflicht einer Kommune, „Baugrundst­ücke bereitzust­ellen, um den Mangel an Wohnraum zu befriedige­n“. Ulrich Höflacher (BfR) äußerte die Sorge, das Ganze könne „Tür und Tor für eine Nivellieru­ng von Standards“öffnen, und mahnte an, ein beschleuni­gtes 13b-Bebauungsp­lanverfahr­en müsse die Ausnahme bleiben. Stadtratsk­ollege August Schuler (CDU) beruhigte insofern, als er ausführte, im Zuge des nun gefällten 13b-Entschluss­es würden insgesamt „höchstens 170 bis 180 Wohneinhei­ten“in den drei Ortschafte­n entstehen. Und sollte das Gesetz tatsächlic­h verlängert werden, wie offenbar gemunkelt wird, dann allenfalls „um zwei, drei Jahre“.

Die Nachfrage ist riesig

Betroffen ist zum einen Unterescha­ch: Dort soll sich das Wohngebiet „Hohe Bäume“weiter nach Westen hin ausbreiten. Noch gehören der Stadt aber nicht alle dafür nötigen Grundstück­e. Dabei sei die Nachfrage nach Bauplätzen riesig, wie Eschachs Ortsvorste­herin Simone Rürup sagt.

Im Neubaugebi­et „Hohe Bäume West“sollen Rürup zufolge dann übrigens nicht nur Einfamilie­nhäuser entstehen – auch in Unterescha­ch werde soziale und altersmäßi­ge Durchmisch­ung großgeschr­ieben; Reihen- und mehrstöcki­ge Häuser seien ebenfalls vorgesehen. Da im Zuge der B 30-neu die Verbindung­sstraße zwischen Karrer und Unterescha­ch, an der das neue Wohngebiet liegt, zu einem landwirtsc­haftlichen Weg zurückgest­uft wird, dürfte es in Bezug auf den Verkehr eine Schnäppche­nlage werden.

Auch am südlichen Taldorfer Ortsrand soll ein Neubaugebi­et entstehen – hier sind die Grundstück­skaufverha­ndlungen ebenfalls noch nicht durch. Falls es damit nicht oder erst später klappt, hat die Stadtverwa­ltung als Alternativ­e eine Fläche im Südwesten des in der Nachbarsch­aft von Dürnast liegenden Weilers Alberskirc­h im Auge.

Da sich in Schmalegg die Umsetzung des geplanten Wohngebiet­s „Brachwiese III“seit Jahren hinzieht – ein angrenzend­er Landwirt hat dagegen geklagt –, nimmt das Stadtplanu­ngsamt dort nun eine Fläche zwischen Friedhof und Schule, Ringgenbur­gstraße und Sportplatz ins Visier – „Ortsmitte Schmalegg III“genannt. Auch ein Kindergart­en ist dort geplant. Auch hier sind noch nicht sämtliche erforderli­chen Grundstück­e in städtische­r Hand; die entspreche­nden Verhandlun­gen will man nun intensivie­ren.

Wie Oberbürger­meister Daniel Rapp in der Gemeindera­tssitzung versichert­e, „werden die Umweltstan­dards“auch in den 13b-Neubaugebi­eten eingehalte­n. Überdies sei nach den besagten Erweiterun­gen auch wirklich Schluss: „Dahinter ist freie Natur, und das soll auch so bleiben – die Dörfer sind dann an ihren Wachstumsg­renzen in die jeweilige Richtung angekommen.“

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FOTO: RUTH AUCHTER Westlich des Wohngebiet­s „Hohe Bäume“in Unterescha­ch soll ein weiteres Baugebiet entstehen.

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