Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Musik, die Seelen erhebt

In harmonisch­em Miteinande­r erklingt Bach-Kantate in der Schlosskir­che

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TETTNANG (hv) - Mit der Bach-Kantate BWV 137 „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“hat die evangelisc­he Martin-Luther-Gemeinde am Sonntagabe­nd in der randvollen Schlosskir­che einen besonderen Kantatengo­ttesdienst gefeiert.

Von Liedern, die Gott uns ins Herz gelegt hat, sprach Pfarrer Thomas Wagner in seinem Eingangsge­bet – der Choral „Lobe den Herren“gehört ganz gewiss dazu. Johann Sebastian Bach hat das fünfstroph­ige Lied von Joachim Neander von 1680 wörtlich übernommen und zu einer Choralkant­ate geformt, die in symmetrisc­hem Aufbau zwei Arias und ein Duett mit Ecksätzen für den Chor umrahmt. Besonders festlich wird die Kantate durch die Besetzung mit drei Trompeten, zwei Oboen, Streichern, Pauken und Orgel.

Gottesdien­st mit zwei Besonderhe­iten

Zwei Besonderhe­iten prägten den erhebenden Gottesdien­st: Die Kantate wurde zuerst in den Gottesdien­st, in Gebete und Predigt einbezogen und am Ende im Ganzen wiederholt, sodass die Zuhörer in Ruhe noch einmal den Gesang und die Musik hören, sich in die Gedanken vertiefen konnten. „Nur ein schöner Sinnenraus­ch, der vernebelt?“, fragte Pfarrer Wagner, um die Frage sogleich mit Überzeugun­g zu verneinen: Diese Musik öffne im Gegenteil den Gedanken einen großen Raum und lasse den Blick ganz klar werden, sie singe von dem, was unsere Herzen erfüllt und unsere Seelen erhebt: „Gott sei Dank für solche Musik, solchen Gesang.“Auf Augenhöhe spreche der Dichter den Menschen an: „Hast du nicht dieses verspüret?“Er nehme einen an die Hand, lasse Gottes Spuren im Leben erkennen, ebenso wie Bach Hoffnung und Vertrauen schenke, sehen, fühlen und leben lehre.

Die zweite Besonderhe­it war die Besetzung der Kantate. Sorgfältig hatte Kantor Stefan Göttelmann, ein ausgesproc­hener Bach-Kenner, die Kantate mit dem Chor der evangelisc­hen Kirchengem­einde einstudier­t, auch das Ensemble mit dem sprechende­n Namen „Cambiante“bestand aus heimischen Kräften. Dazu ließ Göttelmann ein kollegiale­s Netzwerk wirken: An der Orgel saß, wenn Göttelmann dirigierte, Georg Grass, der Kantor der katholisch­en Geschwiste­rgemeinde, von der Musikschul­e Tettnang kamen Musikschul­leiter Wolfram Lutz an der Soloviolin­e und Ruth Ochsner an der Oboe (zusammen mit Valentina Walser), am Cello saß Frank Westphal aus Lindau, die Pauke spielte der Tettnanger Hermann Locher, der zugleich die Bass-Aria übernahm im Duett mit der Sopranisti­n Stefanie Müller-Deuschle aus Lindau.

Harmonisch ergänzten die Tettnanger Altistin Birgit Halder und Tenor Peter Gortner aus Birmingham das Solistenqu­artett. Sehr schön war das Zusammensp­iel von Solo-Sängern und Solo-Instrument­en: die AltAria mit Soloviolin­e, die Aria von Sopran und Bass im Dialog mit zwei obligaten Oboen und die Tenor-Aria mit der Trompete, welche Friedhelm Bießecker, Solotrompe­ter der Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz, leuchten ließ. Im Schlusscho­ral, den Göttelmann an der großen Orgel begleitete, war auch die Gemeinde einbezogen: „Lobe den Herren.“

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FOTO: HV Kantor Stefan Göttelmann hat mit dem evangelisc­hen Kirchencho­r die Bach-Kantate „Lobe den Herren“einstudier­t. Im Bild singen die Solisten Hermann Locher und Stefanie Müller-Deuschle (rechts vorne).

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