Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Feuerwehren im Land sind gut aufgestellt
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die Situation deutlich besser – Nachwuchs fehlt bei Berufsfeuerwehren
RAVENSBURG - „Berlin brennt“: Unter diesem Motto gehen seit Wochen Berufsfeuerwehrleute in Berlin auf die Straße und treffen sich immer wieder vor dem Roten Rathaus, dem Sitz des Regierenden Bürgermeisters, zu einer Mahnwache. Damit wollen sie auf Personalmangel, unzureichendes Material, schlechte Arbeitsbedingungen und zu wenig Gehalt aufmerksam machen.
In Baden-Württemberg ist die Lage deutlich entspannter. Das größte Problem der Berufsfeuerwehren ist der Nachwuchsmangel. Wer im mittleren Dienst bei der Berufsfeuerwehr anfängt, muss bereits eine „für die Verwendung in der Feuerwehr förderliche“Berufsausbildung abgeschlossen haben, wie es die Landesfeuerwehrschule formuliert. Trotzdem liegt das Einstiegsgehalt nur bei rund 1200 Euro brutto im Monat. Das sei für viele zu wenig Geld und daher nicht attraktiv, erklärt Thomas Schwarz von der Fachgruppe Feuerwehr der Gewerkschaft Verdi.
Die Berufsfeuerwehren stünden in der direkten Konkurrenz mit der freien Wirtschaft, die deutlich mehr bezahlt, präzisiert Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg das Problem. Es sei aber sehr schwer, vom Land mehr Geld einzufordern, da erst einmal nachgewiesen werden müsse, dass kein Nachwuchs zu kriegen sei, so Schwarz. Außerdem ziehe das auch immer eine Debatte über die Bezahlung bei der Polizei nach sich. Das Land scheut demnach, einzelnen Berufsgruppen mehr zu bezahlen, weil das Forderungen anderer Gruppen nach sich zöge.
In Baden-Württemberg gibt es acht Berufsfeuerwehren: in Mannheim, Heilbronn, Pforzheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Reutlingen und Freiburg. Städte ab 100 000 Einwohnern müssen nach dem Landesfeuerwehrgesetz eine Berufsfeuerwehr aufstellen. Für Städte mit weniger als 150 000 Einwohnern kann das Innenministerium Ausnahmen zulassen. Insgesamt arbeiten rund 1200 hauptamtliche Feuerwehrleute in Baden-Württemberg.
Den größten Teil der Feuerwehrarbeit im Land leisten allerdings Freiwillige. „Baden-Württemberg ist das Ehrenamtsland“, sagt Verdi-Vertreter Schwarz. Egal wo: Ohne die Ehrenamtlichen sei es bei einem Großbrand nicht möglich, das Feuer zu löschen. Das bestätigt auch Tuttlingens Kreisbrandmeister Andreas Narr: „Die Basis unserer Feuerwehrtätigkeit ist ein starkes Ehrenamt und eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Wehren.“ Tagesverfügbarkeit als Problem Wegen der enorm wichtigen Rolle der Ehrenamtlichen gibt es aber wiederum Schwierigkeiten bei der Tagesverfügbarkeit, besonders in ländlichen Regionen, erklärt Landesfeuerwehrverbandschef Knödler. Das größte Problem: Die meisten Berufstätigen, die an ihrem Wohnort der freiwilligen Feuerwehr angehören, pendeln zur Arbeit in die nächstgrößere Stadt. Brennt es tagsüber in einer kleineren Gemeinde, ist es nur schwer möglich, dort die entsprechenden Feuerwehrleute zusammenzuziehen, und des Brands Herr zu werden. Daher gehe der Trend vielerorts zu einer Mischung aus hauptamtlichen und freiwilligen Feuerwehrleuten, damit die Brandbekämpfung jederzeit gesichert sei, fügt Gewerkschaftsvertreter Thomas Schwarz an. Im Kreis Tuttlingen hätten sich die einzelnen Feuerwehren untereinander gut vernetzt und unterstützten sich im Ernstfall gegenseitig, sagt Kreisbrandmeister Andreas Narr, der 35 Feuerwehren betreut.
Ansonsten steht es aber gut um die Feuerwehren im Land: „In BadenWürttemberg sind die Feuerwehren in der Breite und der Tiefe technisch gut aufgestellt“, sagt Frank Knödler, der auch Leiter der Stuttgarter Feuerwehr ist. Und auch die Feuerwehrleute erhielten laut Knödler die bestmögliche Ausbildung. Lediglich bei den Feuerwachen sehe er Bedarf. Viele der Gebäude seien schon in die Jahre gekommen. Bei manchen reiche eine Sanierung nicht mehr aus, sie müssten neu gebaut werden.
Die Kommunen in Baden-Württemberg geben etwa 500 Millionen Euro im Jahr aus, um die Feuerwehren aufrechtzuerhalten. Das Land wird in diesem Jahr zusätzlich 56 Millionen Euro in die Gemeindefeuerwehren investieren.