Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fester Bestandteil der heimischen Kultur
Liederkranz Tettnang feiert sein 190-jähriges Bestehen.
TETTNANG - Der Liederkranz Tettnang hat am Samstagabend im voll besetzten, katholischen St. Gallus Gemeindezentrum, sein 190-jähriges Jubiläum gefeiert. Unter dem Motto „Thank you for the Music“, einem Lied der schwedischen Gruppe ABBA, feierten die rund vierzig Sänger, unter der Leitung von Chorleiter Andreas Kiraly, begleitet von David Ballet am Flügel, mit einem bunten Programm ein fröhliches Fest der Musik: „Singen macht Spaß, Singen tut gut, Singen macht munter und Singen macht Mut“. Begleitet vom Applaus des Publikums betraten die Sänger die Bühne und stimmten den Abend mit einem anderen Lied von ABBA „I have a dream – Ich habe einen Traum“ein.
Der Vorsitzende Manfred Weißenrieder begrüßte die Gäste und gab einen Rückblick auf das langjährige Vereinsbestehen. Der Liederkranz gehöre seit vielen Jahren zum festen kulturellen Bestandteil Tettnangs. Zahlreiche öffentliche Auftritte bei städtischen Events, Kooperationen mit anderen Vereinen und Chören sowie auch gemeinsame Unternehmungen stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl, so Weißenrieder. Er dankte den Sängern für ihr unermüdliches Engagement. Bürgermeister Bruno Walter sprach ein Grußwort und wünschte dem Liederkranz weiterhin gutes Gelingen. Er freue sich darüber, dass für Chorgesang wieder Werbung gemacht würde. Auch Achim Schwörer, der Präsident des Oberschwäbischen Chorverbands, beglückwünschte den Liederkranz für 190 Jahre lebendigen Chor. Singen überwinde Grenzen, was man an der Partnerschaft mit der französischen Stadt St. Aignan sehen könne.
Patenverein steht ebenfalls auf der Bühne
Die Moderatorin des Programms, Monika Kaiser, kündigte die nächsten beiden Lieder von ABBA an. „Thank you for the Music“und “Mamma mia” kamen beschwingt und gut gelaunt herüber und erhielten reichlich Applaus. Der nächste Programmpunkt wurde vom Patenverein des Liederkranzes übernommen. Als Gast präsentierte sich der Männerchor Kau unter der Leitung von Gisela Scharnagel. „Sing a Song“ – die Männer traten singend auf die Bühne. Sie brachten als Geschenk für den Liederkranz die Widmung für zwei Chorsätze mit. Es wurden Lieder von Friedrich Silcher auf das „Wohl der Frauen“gesungen, bei denen musikalisch mit vollen Gläsern kräftig angestoßen wurde: „Ich seh’ ein schönes Mädchen und träum’ das Mädchen wärest Du“. Ingrid Koch, die Worthandwerkerin, selbst viele Jahre Mitglied im Liederkranz, gab zwischendurch einen humorvollen, schwäbischen Rückblick auf alte Chorzeiten. Frauen durften im Liederkranz erst mitsingen, als er fast am Aussterben war. Diese Entscheidung sei für die Männer ein furchtbarer Moment gewesen. Noch in den 1960er-Jahren wurde getrennt geprobt, an Ausflügen durften Frauen nicht teilnehmen.
Nahezu im Handumdrehen hatte sich das Bühnenbild in eine Theaterkulisse mit Bahnhofsatmosphäre verwandelt und die beliebte Gehörgäng aus Tettnang, unter der Leitung von Eva Frisch, präsentierte als nächster Gastchor „I’m a train und „Sentimental Journey“. Ein Wechsel ins Nachtleben geschah fast in Sekundenschnelle. Das Stück „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“begeisterte mit Federboa, Zigarettenspitze und Zylinder das überraschte Publikum. Die Gehörgäng hatte dem Liederkranz ein akustisches Gastgeschenk zugedacht. Das musikalische „Es lebe hoch der Liederkranz“wurde mit einem Glas Sekt und bei bester Stimmung begossen.
Die musikalische Reise geht weiter nach Wien
Das Tettnanger Kammerorchester unter der Leitung von Manuela Klöckner-Marseglia, hatte sich nach der Pause eingefunden. Es war der dritte Gast an diesem Abend. Auf humorvolle Weise stellte Manuela Klöckner-Marseglia den Atem eines Sängers dar, der schwingend und offen sei, was dem Nichtsänger verwehrt bliebe. Das zu Beginn gespielte Larghetto von Wolfgang Amadeus Mozart sei wie eine Schildkröte, langsam fließend und sehr alt – aber wunderschön im Spiel dargestellt. Vier unterschiedliche Variationen von „Happy Birthday“, sorgten für Begeisterung bei den Zuhörern. Im Anschluss an die eindrucksvolle Eröffnung durch das Kammerorchester ging die Reise weiter nach Wien. Ein lustiger Sketch mit Monika Kaiser und dem Wiener „Franz“, leitete Walzerstimmung ein. Liederkranz und Kammerorchester interpretierten gemeinsam „Wiener Blut, Musik, Musik, Musik, Frühling im Prater“. Die entzückten Zuhörer sangen mit und wiegten sich trotz Saunatemperaturen im Walzertakt. Manch einen hielt es kaum auf seinem Stuhl.
Ingrid Koch meinte, „Singen ist Wellness pur“. Außerdem reise man kostenlos fast um die ganze Welt. „Die schönsten Stunden, voll und ganz, verdanke ich dem Liederkranz. Thank you for the Music”. Damit war eigentlich alles gesagt.
„An der schönen blauen Donau“und das Schlusslied „Sag zum Abschied leise Servus“sangen Liederkranz und Gehörgäng gemeinsam, begleitet vom Kammerorchester und dirigiert von Andreas Kiraly. Nach einem gewaltigen Applaus gab es „Ein Lied an die Freude“als Zugabe.