Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hauptübung „ohne Drehbuch“
Tettnanger Feuerwehr probt in der Innenstadt für den Ernstfall.
TETTNANG - Proben für den Ernstfall: Die Freiwillige Feuerwehr Tettnang hat am Samstag in der Innenstadt vor den Augen zahlreicher Zuschauer für den Ernstfall geplant.
Zunächst hat das große Antreten zum Start in die Hauptübung vor den Feuerwehrgebäuden stattgefunden. Dann hat die Jugendwehr eindrucksvoll ihr Können demonstriert. Schließlich wurde um 14.45 Uhr der Übungsalarm für die Jahreshauptübung der Tettnanger Wehren ausgelöst. Wie Kommandant Konrad Wolf im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung erläuterte, waren die verwinkelte Lage, das unübersichtliche Gebäude und die hohe Zahl der gefährdeten oder vermissten Personen echte Herausforderungen. Dazu hätten die wichtigen Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssten, in diesem Fall von Einsatzleiter Manuel Strauß und seinen Teams, denn:„Es gibt keinen Ablaufplan, kein Drehbuch mehr“.
59 Einsatzkräfte sind vor Ort
Die mit neun Fahrzeugen ausgerückten 59 Einsatzkräfte fanden im ehemaligen Gebäude des Ute-Druckzentrums in der Lindauer Straße 3/1 eine komplexe, enge Situation mit vielen Gefahren vor. Auch die Zahl der vermissten oder zu rettenden Jugendlichen oder Erwachsenen erhöhte sich rasch auf acht Personen. Einsatzleiter Strauß erhöhte das Alarmstichwort auf F3, die zweithöchste Stufe und löste damit Vollalarm für die Feuerwehr der Stadt Tettnang aus. Zahlreiche Zuschauer nutzten die Lage – und wurden von Moderator Matthias Schmid mit Informationen versorgt.
Mit dem großen Drehleiterfahrzeug, das knapp in den Innenhof passte, waren schnell die ersten Personen gerettet. Die sehr starke Rauchentwicklung stellte eine weitere Herausforderung dar. Insgesamt vier Einsatztrupps mit Atemgeräten waren in dem verwinkelten Gebäude voll im Einsatz.
Nach einer halben Stunde waren schließlich fast alle Opfer geborgen. Eine Person fehlte – und konnte zunächst trotz verschiedener Hilfsmittel zur Ortung, wie einem Wärmesensor, nicht gefunden werden. „Kein Wunder“, erläuterte Einsatzleiter Strauß schließlich bei der Lagebesprechung, als um 15.30 Uhr die Rettungskräfte das „Opfer“in Empfang nahmen, „da es sich um einen Dummy handelte, konnten die Wärmebildsucher nicht eingesetzt werden“. Die Bergung gelang schließlich ohne Sicht, tastender Weise und dann auch noch aus dem Keller. Eindeutig kein Problem sei die Wasserversorgung gewesen, ergab die Lagebesprechung vor Ort.
Man habe sogar Pumpen im Stadtbach in Stellung gebracht, auch Riegelstellungen zum Schutz der umliegenden Gebäude habe man rund um das Übungsbrandgebäude errichtet.
DRK unterstützt die Feuerwehr
Mit Notzelt und drei Fahrzeugen war auch das DRK Tettnang mit seiner Schnelleinsatzgruppe und 14 Einsatzkräften voll beschäftigt. „Das Problem wären die vielen Menschen mit Brandverletzungen oder Rauchvergiftung“, erläuterte DRK-Zugführer Raphael Kathan, „die vielen Verletzten wären nicht ohne Weiteres in den nahegelegenen Kliniken unterzubringen“. Denn da würden offensichtlich Plätze für schwer brandverletzte Opfer fehlen. Einen insgesamt gelungenen Übungsablauf bestätigte Einsatzleiter und stellvertretender Feuerwehrkommandant Manuel Strauß: „Ich bin echt voll zufrieden“. Auch Kommandant Wolf bestätigte: „es sind alle Aufgaben sehr gut erfüllt worden.“
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Michael Fischer lobte: „Vor allem die Übersicht und die ruhige und besonnene Handlungsweise verdienen höchste Anerkennung.“Bürgermeister Bruno Walter zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Die unerwarteten und von der Örtlichkeit her hochproblematischen Bedingungen hat die Wehr bestens gelöst.“Beeindruckend, so war man sich einig, sei auch die hervorragende Zusammenarbeit mit den Kräften des DRK gelaufen.
Eine Bildergalerie zur Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr in Tettnang gibt es unter: www.schwaebische.de/ ffwtt18