Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wollschweber und Tigerschnegel
Da hängt es nun am Mobile auf der Terrasse, das unbekannte Insekt. Ein großer Stachel ragt nach vorn (bei dem man sich leicht die Tiefe des Stichs vorstellen kann), und es ist zugleich so flauschig wie eine Hummel. Die Recherche ergibt: Der große Wollschweber hat sich da breit gemacht. Wie ein Kolibri schwebt er vor der Blüte und taucht seinen langen Rüssel tief in den Nektar. Ans Blut will er damit nicht. Große Erleichterung bei allen Anwesenden, die Fluchtbewegung ins schützende Innere der Wohnung bleibt aus. Und doch tun sich Abgründe auf. Der Nachwuchs des vegetarischen Insekts ernährt sich von der Brut der Wildbienen. Die Weibchen schießen die Eier regelrecht in die Richtung der Nesteingänge. Schönheit hat halt ihren Preis.
Ähnlich sieht es beim Tigerschnegel aus. Mehr oder weniger elegant gleitet er in den Abend- und Morgenstunden über die Wiesen. Anders als die braune Spanische Wegschnecke verzehrt er Totholz und abgestorbene Pflanzenreste. Die Sonnenblume ist nicht in Gefahr, ebenso wenig diverse Jungpflanzen. Und trotzdem tritt auch da wieder der Graus zu Tage. Der Schnegel mampft nicht nur totes Holz, sondern auch lebende Nacktschnecken. Weswegen – wo der Tigerschnegel ist – die Spanische Wegschnecke bald nicht mehr da ist. Die Moral von der Geschicht: Traue Wollschwebern und Tigerschnegeln nicht.