Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Streit ums Kruzifix

Geteiltes Echo auf Söders Pläne für Bayerns Behörden

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MÜNCHEN (AFP/dpa) - Die Anordnung zum Aufhängen von Kreuzen in bayerische­n Behörden hat eine Debatte in Gang gesetzt. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick begrüßte das Vorhaben am Mittwoch ebenso wie Charlotte Knobloch, die frühere Zentralrat­svorsitzen­de der Juden in Deutschlan­d. Sie sagte, vor dem Hintergrun­d der „Mammutaufg­abe Integratio­n“halte sie es für „wichtig und richtig, die Normen und Werte zu definieren und deren Anerkennun­g einzuforde­rn, die für das Miteinande­r in unserem Land“nötig seien. Dazu gehöre „eine gewisse Symbolik“. Der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime in Bayern, Mohamed Abu El-Qomsan, sprach indes von einem Verstoß gegen das Neutralitä­tsgebots des Staates. Scharfe Kritik kam auch von Grünen und Linken.

Bayerns Landesregi­erung unter Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte am Dienstag beschlosse­n, dass ab Juni in jeder Behörde ein Kreuz hängen muss.

Die Diskussion um Kruzifixe in öffentlich­en Räumen entbrannte in Bayern zuletzt in den 1990er-Jahren. 1985 hatte ein Vater Beschwerde gegen das Symbol in den Klassenzim­mern seiner Kinder eingelegt. 1995 beschloss das Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe, Kreuze in staatliche­n Schulen verstießen gegen die im Grundgeset­z garantiert­e Religionsf­reiheit. Es hieß: „Das Kreuz ist Symbol einer bestimmten religiösen Überzeugun­g und nicht etwa nur Ausdruck der vom Christentu­m mitgeprägt­en abendländi­schen Kultur.“Ein danach vom Bayerische­n Landtag beschlosse­nes Gesetz schreibt weiter Kreuze im Unterricht­sraum vor. Sie sollen aber entfernt werden, wenn Eltern oder Lehrer „ernsthafte und einsehbare Gründe“dagegen vorbringen. (dpa)

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