Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mathe-Abitur startet mit Verzögerung
Nach Einbruch in Niedersachsen mussten Aufgaben ausgetauscht werden – Ähnlicher Vorfall 2017 in Stuttgart
STUTTGART - Schon wieder ist es beim schriftlichen Abitur zu einem Zwischenfall gekommen. Die 52 600 Abiturienten im Südwesten mussten eine halbe Stunde länger zittern, bis sie am Mittwochmorgen mit ihrer Mathe-Prüfung starten konnten. Der Grund: Die Aufgaben mussten kurzfristig ausgetauscht werden, weil in ein Gymnasium in Niedersachsen eingebrochen worden war. Der Vorfall erinnert an vergangenes Jahr.
2017 war in ein Gymnasium in Stuttgart-Weilimdorf eingebrochen worden. Zwar wurde nichts gestohlen. Es konnte aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Aufgabenblätter für das Mathe- und das Englisch-Abitur abfotografiert worden waren. Deshalb mussten nicht nur in Baden-Württemberg, sondern bundesweit Prüfungen in den beiden Fächern ausgetauscht werden.
Die breite Betroffenheit rührt daher, dass sich die Bundesländer seit vergangenem Jahr aus sogenannten Aufgaben-Pools für Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch bedienen können. Die Kultusministerkonferenz will damit erreichen, dass die Abiturprüfungen und -noten in Deutschland vergleichbarer werden. Sie hat das Berliner Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen damit beauftragt, gemeinsame Abituraufgaben zu entwickeln.
In der Nacht auf Montag ist nun in ein Gymnasium in Niedersachsen eingebrochen worden. Wie das Kultusministerium in Hannover mitteilt, sei der Tresor geknackt worden, in dem die Mathe-Aufgaben lagerten. Wieder mussten daraufhin bundesweit die Aufgabenblätter ausgetauscht werden. Das Mathe-Abi schließt den Reigen der Prüfungen ab. Um den Termin halten zu können, hat das baden-württembergische Kultusministerium die Ersatzaufgaben digital verschlüsselt an die Gymnasien geschickt. Es sind die Aufgaben, die für den NachschreibeTermin gedacht waren, erklärt eine Sprecherin von Kultusministerin Susanne Eisenmann. Das Passwort, um die Dateien öffnen und drucken zu können, sei den Schulen um 6.30 Uhr am Mittwochmorgen zugegangen. Damit erklärt das Ministerium die Verzögerung des Prüfungsbeginns. „Aus Sicherheitsgründen wollen wir künftig dennoch an Prüfungen in Papierform mit Siegel festhalten“, sagt die Ministeriumssprecherin.
Sicherheit im Südwesten verschärft
Eisenmann hat nach dem Vorfall im vergangenen Jahr bereits Konsequenzen gezogen. Wie die „Schwäbische Zeitung“berichtete, wurden die Aufgabenblätter den Gymnasien noch kurzfristiger zugestellt und die Vorgaben für eine sichere Aufbewahrung präzisiert. Diese Einsicht scheint nicht überall verbreitet zu sein. Ein Sprecher der Kultusministerkonferenz hatte gesagt: „Die Sicherheitsbestimmungen und -vorkehrungen sind sehr sorgfältig und hoch und mussten nicht geändert werden.“
Das System der Aufgabenpools will Eisenmann trotz der Zwischenfälle nicht grundsätzlich in Frage stellen, sagt ihre Sprecherin. Zu groß sei der allgemeine politische Wille, das Abitur vergleichbarer zu machen.