Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„herein“vermittelt Mieter an Vermieter
Das Projekt der Caritas möchte Unsicherheiten auf allen Seiten beseitigen
TETTNANG - Wohnungsnot ist ein Problem, das in der Bodenseeregion weit verbreitet ist. Der Markt mit günstigen Wohnungen ist leer gefegt. Rentner, aber auch Alleinerziehende oder junge Familien haben Probleme, einen Ort zum Leben zu finden. Die Städte versuchen, durch Partnerschaften bei Neubaugebieten gegenzusteuern. Das St. Anna-Quartier in Tettnang ist ein Beispiel. Die Caritas Bodensee-Oberschwaben beschreitet noch einen anderen Weg: Sie will mit dem Projekt „herein“vorhandene Wohnungen an Mieter bringen.
„Es gibt Vermieter, die sich sozial engagieren möchten, aber Angst vor schlechten Erfahrungen haben“, sagt Lea Kopittke. Die Sozialpädagogin arbeitet zusammen mit ihrem Kollegen Christian Mayer im Projekt. Hier biete die Caritas Vermietern Risikofreiheit, sagt Kopittke. Als Wohlfahrtsverband dürfe die Caritas gewerbliche Mietverträge abschließen, die befristet seien. Im Regelfall geschehe das auf fünf Jahre. In dieser Zeit ginge es darum, die entsprechende Wohnung mit Ein- oder Zweijahresverträgen unterzuvermieten. Die Caritas hafte, der Vermieter habe „null Risiko“, so Lea Kopittke: „Das ist wie eine Probezeit, ob der Mieter zur Wohnung passt.“
20 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von etwa 1000 Quadratmetern hat „herein“mittlerweile angemietet. „Wenn man die neu bauen würde, wären das bei einem Quadratmterpreis von 3000 Euro an die drei Millionen Euro“, rechnet Kopittke vor.
Sie und Mayer haben mittlerweile viele Vermietertypen kennengelernt. Während der eine einfach die Wohnung vermietet und so wenig Kontakt zum Mieter wie möglich haben möchte, interessiert sich der andere auch für den persönlichen Kontakt. Beides sei möglich, sagt Kopittke. Wichtig sei am Ende nur, dass es passe. Und es gebe ja auch Mieter, die durchaus distanzierter seien.
Zahlreiche Kooperationen
Falls doch mal etwas schiefgehe, gebe es eine Risikorücklage. In Weingarten, Ravensburg, Aulendorf und Friedrichshafen seien die Kommunen da als zahlende Partner mit an Bord. In Tettnang und Meckenbeuren versuche die Caritas, das ebenfalls zu erreichen. Das Projekt basiert auf zahlreichen Partnerschaften und Kooperationen wie diesen. Neben Kirchengemeinden, der Diakonie, Städten und anderen ist das beispielsweise auch der Hauseigentümerverband Haus und Grund.
So berät „herein“auch Wohnungsund Hausbesitzer – selbst wenn sie nicht am Projekt teilnehmen. Aber eben auch Mieter und solche, die es werden wollen: Schließlich geht es für manche auch darum, erst mal Mieten zu lernen. Welche Rechte und Pflichten gibt es? Welcher Ansprechpartner hilft bei welchem Problem? Zur Wohnungsverwaltung und Risikorücklage kommt so noch die Sozialbetreuung. Zielgruppe ist bei den Mietern erst einmal die der Leistungsbezieher.
Das Schönste sei, wenn der Vermieter den Vertrag mit der Caritas aufhebe und den Mieter einfach übernehme, weil das gegenseitige Vertrauen noch vor Ende der Probezeit da sei. Kopittke: „Dann haben wir unser Ziel erreicht.“
Weitere Informationen zum Projekt „herein“der Caritas finden Sie unter www.herein-kirche.de