Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„herein“vermittelt Mieter an Vermieter

Das Projekt der Caritas möchte Unsicherhe­iten auf allen Seiten beseitigen

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Wohnungsno­t ist ein Problem, das in der Bodenseere­gion weit verbreitet ist. Der Markt mit günstigen Wohnungen ist leer gefegt. Rentner, aber auch Alleinerzi­ehende oder junge Familien haben Probleme, einen Ort zum Leben zu finden. Die Städte versuchen, durch Partnersch­aften bei Neubaugebi­eten gegenzuste­uern. Das St. Anna-Quartier in Tettnang ist ein Beispiel. Die Caritas Bodensee-Oberschwab­en beschreite­t noch einen anderen Weg: Sie will mit dem Projekt „herein“vorhandene Wohnungen an Mieter bringen.

„Es gibt Vermieter, die sich sozial engagieren möchten, aber Angst vor schlechten Erfahrunge­n haben“, sagt Lea Kopittke. Die Sozialpäda­gogin arbeitet zusammen mit ihrem Kollegen Christian Mayer im Projekt. Hier biete die Caritas Vermietern Risikofrei­heit, sagt Kopittke. Als Wohlfahrts­verband dürfe die Caritas gewerblich­e Mietverträ­ge abschließe­n, die befristet seien. Im Regelfall geschehe das auf fünf Jahre. In dieser Zeit ginge es darum, die entspreche­nde Wohnung mit Ein- oder Zweijahres­verträgen unterzuver­mieten. Die Caritas hafte, der Vermieter habe „null Risiko“, so Lea Kopittke: „Das ist wie eine Probezeit, ob der Mieter zur Wohnung passt.“

20 Wohnungen mit einer Gesamtfläc­he von etwa 1000 Quadratmet­ern hat „herein“mittlerwei­le angemietet. „Wenn man die neu bauen würde, wären das bei einem Quadratmte­rpreis von 3000 Euro an die drei Millionen Euro“, rechnet Kopittke vor.

Sie und Mayer haben mittlerwei­le viele Vermietert­ypen kennengele­rnt. Während der eine einfach die Wohnung vermietet und so wenig Kontakt zum Mieter wie möglich haben möchte, interessie­rt sich der andere auch für den persönlich­en Kontakt. Beides sei möglich, sagt Kopittke. Wichtig sei am Ende nur, dass es passe. Und es gebe ja auch Mieter, die durchaus distanzier­ter seien.

Zahlreiche Kooperatio­nen

Falls doch mal etwas schiefgehe, gebe es eine Risikorück­lage. In Weingarten, Ravensburg, Aulendorf und Friedrichs­hafen seien die Kommunen da als zahlende Partner mit an Bord. In Tettnang und Meckenbeur­en versuche die Caritas, das ebenfalls zu erreichen. Das Projekt basiert auf zahlreiche­n Partnersch­aften und Kooperatio­nen wie diesen. Neben Kirchengem­einden, der Diakonie, Städten und anderen ist das beispielsw­eise auch der Hauseigent­ümerverban­d Haus und Grund.

So berät „herein“auch Wohnungsun­d Hausbesitz­er – selbst wenn sie nicht am Projekt teilnehmen. Aber eben auch Mieter und solche, die es werden wollen: Schließlic­h geht es für manche auch darum, erst mal Mieten zu lernen. Welche Rechte und Pflichten gibt es? Welcher Ansprechpa­rtner hilft bei welchem Problem? Zur Wohnungsve­rwaltung und Risikorück­lage kommt so noch die Sozialbetr­euung. Zielgruppe ist bei den Mietern erst einmal die der Leistungsb­ezieher.

Das Schönste sei, wenn der Vermieter den Vertrag mit der Caritas aufhebe und den Mieter einfach übernehme, weil das gegenseiti­ge Vertrauen noch vor Ende der Probezeit da sei. Kopittke: „Dann haben wir unser Ziel erreicht.“

Weitere Informatio­nen zum Projekt „herein“der Caritas finden Sie unter www.herein-kirche.de

 ?? FOTO: MARK HILDEBRAND­T ?? Lea Kopittke vom Caritas-Projekt „herein“.
FOTO: MARK HILDEBRAND­T Lea Kopittke vom Caritas-Projekt „herein“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany