Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Dieser Stern funkelt nicht mehr
Daimler AG lässt den Mercedes-Stern am MTU-Werk 2 abbauen
FRIEDRICHSHAFEN - Der Stern ist weg. Seit 1965 zierte der große, silberne Mercedes-Stern das Verwaltungsgebäude des MTU-Werks 2. Jetzt ist der Mietvertrag der Daimler AG ausgelaufen und der Stern wurde abmontiert. „Aus strategischen Gründen“, sagt ein Unternehmenssprecher bei Daimler.
1963 hat die Daimler AG große Teile des Großmotorenbaus von Untertürkheim nach Manzell verlegt, wo gerade Gebäude und Fläche frei war, weil die Produktion der PorscheDiesel ein Jahr zuvor durch Mannesmann beendet und an Renault verkauft worden war. Die TraktorenProduktion in Manzell endete im Sommer 1963, danach übernahm die Daimler-Benz AG Werksanlagen und Belegschaft. Seit 1965 stand dann der Stern auf dem Verwaltungsgebäude direkt am See.
1960 hatte die Daimler-Benz AG die Maybach-Motorenbau GmbH gekauft, 1966 vereinigte Daimler den Großmotorenbau mit der MaybachMotorenbau GmbH unter dem Titel „Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH“. Drei Jahre später schließlich stieg MAN ein und es entstand die Motoren- und Turbinen Union Friedrichshafen GmbH, kurz MTU Friedrichshafen.
Nachdem MAN den Konzern 1985 verlassen und seine Anteile an Daimler verkauft hatte, wandelte sich die Unternehmensstruktur 2005 erneut – immer dabei, die Daimler-Benz AG, später DaimlerChrysler AG, heute Daimler AG, und der Stern auf dem Dach.
2005 verkauften die ehemaligen Familiengesellschafter ihre Anteile – die Familie Maybach, BrandsteinZeppelin und die GBZ-Holdung GmbH – an DaimlerChrysler, weil die die MTU verkaufen wollten. Neuer Eigentümer war nun die schwedische Gruppe EQT, ab 2006 firmierte man schließlich unter Tognum GmbH – seit Juli 2007 Tognum AG. 2008 kehrte Daimler zurück, der Stern stand noch auf dem Dach.
Seit 2011 hatten dann Rolls-Royce und Daimler über 98 Prozent an der MTU Friedrichshafen, Daimler zog sich aber 2014 zurück. Der Stern blieb stehen, ebenso wie man in Friedrichshafen auch heute noch von der MTU spricht, obgleich die korrekte Bezeichnung Rolls Royce Power Systems AG wäre. Nun ist er abgebaut worden. Nicht etwa, weil Daimler mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun hätte, sondern weil der Mietvertrag ausgelaufen ist. „Aus strategischen Gründen wurde er nicht verlängert“, sagte am Mittwoch ein Unternehmenssprecher der Daimler AG, was auch immer das heißen mag. Unternehmerische Kontakte und Beziehungen gibt es nach wie vor, „an unserem Verhältnis hat sich nichts geändert“, so der Daimler-Sprecher.
Nur ein Mythos
Der Stern wird vermisst werden. Vielleicht nicht gerade von den Piloten, die den Flughafen anfliegen. Auch wenn man hier und da hört, dass die sich an diesem Stern orientieren würden. Vermisst werden wird er von den Schiffsführern, vor allem wohl den privaten, die auf dem Bodensee unterwegs sind. In deren Kreisen erzählt man sich, dass dieser Stern in den Seekarten eingezeichnet sei, weil er ein offizielles See- und Orientierungszeichen sei. Doch auch das stimmt nicht. „Das ist nur ein Mythos“, sagt Robert Schwarz, Sprecher des Bodenseekreises.