Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Asbest hat Zeit und Geld gekostet
Arbeiten bei Marienplatz-Tiefgarage laufen wieder – Zwei Parkdecks im Sommer 2019 fertig
RAVENSBURG - Nun ist die Ravensburger Marienplatz-Tiefgarage schon ein ganzes Jahr lang dicht: Am 2. Mai 2017 begann die Sanierung, die nötig geworden war, weil einsickerndes Streusalz einen Teil der Bausubstanz beschädigt hatte. Dann kam auch noch heraus, dass die Tiefgarage voller Asbest steckt – was den Zeitplan ein Dreivierteljahr nach hinten verschob und die Sanierungskosten um 1,5 Millionen hochtrieb. Weil noch zusätzliches Planungshonorar obendrauf kommt, gehen die Stadtwerke im Moment davon aus, dass die Sanierung der Tiefgarage am Ende 15 statt wie geplant 13 Millionen Euro kostet.
Momentan laufe es ganz gut, sagt Projektleiter André Bohlmann von den Ravensburger Stadtwerken. Er stellt in Aussicht: Im September 2019 sollen die Ebenen 1 und 2 wieder geöffnet werden. Spätestens im Sommer 2020 ist dann die gesamte Tiefgarage wieder nutzbar. Immerhin seien 10 der 14 Asbestbereiche inzwischen frei von dem Gift, das sich in 25 000 Zement-Abstandshaltern eingenistet hatte. Weil sich seine winzigen Fasern, wenn sie freigesetzt werden, tückisch in den Flimmerhärchen der Bronchien festsetzen können, muss der Asbest aufwendig abschnittweise herausgehämmert werden. Zwei Spezialfirmen sind damit seit November 2017 zugange.
Mitte Juni wird es ruhiger
Da die Ebenen 1 und 2 nun asbestfrei sind, laufen dort seit März wieder die eigentlichen Instandsetzungsarbeiten, die seit Juli 2017 ausgesetzt werden mussten. Seit 10. April kommt dabei auch erneut das Hochdruckwasserstrahlverfahren zum Einsatz: In einem eingehausten Aggregat, das inzwischen von der Burgstraße vors Kornhaus gewandert ist, wird Druck erzeugt und zu einem Roboter geleitet, der den maroden Beton entfernt.
Den Rest des Jahres wird das Aggregat, von dem ein Dauerton ausgeht, an dieser Stelle bleiben, damit nicht immer dieselben Anwohner und Gastronomen das Brummen im Ohr haben. Wobei Bohlmann betont, alle Betroffenen „ziehen gut mit“: Ihnen allen sei klar, dass man um die Tiefgaragensanierung samt der Nebenerscheinungen nun mal nicht herumkomme.
Wobei das Gebrumme Mitte Juni erst mal Pause macht – denn bis in den Herbst hinein kommen dann die neuen Deckenteile zwischen Ebene 1 und 2. Das geht ruhiger ab, verspricht Bohlmann – allenfalls sei der an der Einfahrtrampe platzierte Betonmischer zu hören. Inklusive neuer Beschichtungen an Decke und Wänden sowie Gussasphalt auf dem Boden sind die Ebenen 1 und 2 dann im Sommer 2019 fertig.
Neu gemacht werden auch die Treppenhäuser: Weil die erst nachträglich an die Tiefgarage angebaut wurden, gab es dort etliche undichte Stellen – durch die „ständig Wasser rein gelaufen ist“, wie Bohlmann berichtet. Die Decken an den Treppenhäusern bei der Dualen Hochschule und vor dem „Babiole“sind bereits abgedichtet. Momentan passiert dasselbe am Treppenhaus zwischen Kornhaus und „Il Podio“.
Erst wenn bis zum Spätsommer alles standsicher genug ist, kann die Asbestbeseitigung in die nächste und letzte Runde gehen. Bis Ende des Jahres sollte das ganze Gift dann endgültig draußen sein. Anfang 2019, so der Plan, wird dann auch die Decke zwischen den Parkdecks 3 und 4 saniert. Dann wandert das Aggregat für den Hochdruckwasserstrahler wieder in die Burgstraße zurück. Nach dem Zeitverlust durch die Asbestgeschichte „läuft es nun richtig gut“, freut sich Bohlmann.
Nach der Wiedereröffnung der kompletten Marienplatz-Tiefgarage im Sommer 2020 ist die Baustelle allerdings noch nicht zu Ende: Dann kommt der „Deckel“, nämlich der Marienplatz selbst, an die Reihe. Weil auch dort Streusalz durch den Belag gesickert ist, muss die Decke teilweise saniert und dann abgedichtet werden, so Bohlmann. Unschöne Begleiterscheinung: Sowohl die beiden Bäume beim Restaurant „Il Podio“als auch die zwei Bäume vor dem Kornhaus und die Linden bei der Evangelischen Stadtkirche müssen dafür gefällt werden. Wenn auch erst im Jahr 2021 oder 2022.