Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Es war ein wirklich harter Weg“

Judoka Anna-Maria Wagner über ihren dritten Platz bei der EM und ihre weiteren Ziele

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RAVENSBURG/TEL AVIV - AnnaMaria Wagner vom KJC Ravensburg hat sich bei der Judo-EM in Tel Aviv den dritten Platz erkämpft. Für die 21-Jährige war es der erste große Erfolg auf europäisch­er Ebene im Frauenlage­r. Lange genießen konnte Wagner die Medaille nicht, denn von Israel ging es nach einem kurzen Zwischenst­opp in Deutschlan­d gleich weiter nach Spanien. Dort trainiert sie in den kommenden drei Wochen für die nächsten Aufgaben. Im Interview mit Michael Panzram blickt Anna-Maria Wagner auf ihre bisherige Karriere zurück, ordnet den Erfolg bei der EM ein und spricht über ihre weiteren Ziele.

Frau Wagner, sind Sie zufrieden mit Ihrem dritten Platz bei der Judo-EM in Tel Aviv?

Anna-Maria Wagner: Ich bin megazufrie­den. Ich habe damit gar nicht gerechnet. Natürlich habe ich vor dem Turnier an eine Medaille gedacht. Aber ich habe auch gewusst, dass es nicht einfach wird. Der Kampf um Bronze war besonders hart. Nach diesem Sieg habe ich mich umso mehr gefreut. Und dann kam mir der Gedanke: Jetzt habe ich wirklich zum ersten Mal eine richtige, große Frauen-Medaille gewonnen. Und das in meinem zweiten Jahr. Es war wirklich ein harter Weg dahin. Ich habe zwar immer wieder einige gute Leute geschlagen, aber die Topleute noch nicht. Deshalb hat mich der Erfolg bei der EM richtig gefreut.

Bekommt diese EM-Medaille einen Ehrenplatz?

Die liegt gerade zu Hause bei den anderen Medaillen. Ich überlege mir noch was für sie, weil sie tatsächlic­h was ganz besonderes ist. Ich bin zwar zwei Tage daheim gewesen, habe aber noch entschiede­n, was ich mit ihr machen werde.

Die vielen Medaillen deuten es an: Ihre Karriere verläuft ziemlich kontinuier­lich nach oben. Wie bewerten Sie Ihre Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren?

Meine U21- und U23-Zeit war richtig cool, bei den Frauen war es dagegen ein schwerer Einstieg. Ich war schon etwas verwöhnt, weil ich in meinem letzten U21-Jahr alles gewonnen ha- be. Dann bin ich zu den Frauen gekommen und habe gleich ein paar Wettkämpfe verloren und war nach der ersten Runde direkt raus. Das war hart für mich, weil ich sehr ehrgeizig bin. Aber ich habe dadurch viel Erfahrung gesammelt. Und es ist ja dann doch Schritt für Schritt vorangegan­gen. Man muss manchmal ein paar Schritte zurück machen, damit es weiter nach oben geht.

In Tel Aviv war auch der erste Kampf gegen die Italieneri­n Lidna Politi sehr eng, sie haben erst in der Verlängeru­ng gewonnen. Wie leben Sie mental mit diesem schmalen Grat, auf dem Sie sich bewegen?

Im Judo kann alles passieren. Es entscheide­t jede Sekunde. Ich kann zum Beispiel nicht als Weltrangli­stenerste davon ausgehen, dass ich einfach alle schlage. Sondern, ich gehe dahin und kann gegen jeden gewinnen oder verlieren. Damit komme ich aber ganz gut klar.

Mitten in der Saison sind Sie in ein dreiwöchig­es Konditions­camp in die Sierra Nevada nach Spanien gereist. Wofür legen Sie dort die Grundlagen?

Das ist für die bevorstehe­nde Olympiaqua­lifikation, die im Mai beginnt. Das Camp schafft aber auch die Grundlage für die Weltmeiste­rschaft, die im September in Baku stattfinde­t.

Und was sind Ihre weiteren Ziele?

Ich will weiter gute Turnierlei­stungen zeigen und in den nächsten beiden Jahren viele Punkte sammeln für die Olympia-Qualifikat­ion. Jetzt geht’s richtig los.

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