Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mutmaßlich illegales Rennen beschäftigt Staatsanwälte
Schwerer Unfall am Samstag: Opfer hatte großes Glück – Täter könnte hohe Haftstrafe drohen
FRIEDRICHSHAFEN - Nach einem schweren Unfall am Samstag in der Mühlöschstraße haben Ermittlungen wegen des Verdachts auf ein möglicherweise illegales Autorennen in Friedrichshafen begonnen. Zwei Autos waren gegen Mitternacht dort zu schnell gefahren und gegen ein Motorrad geprallt.
„Wir können im Moment noch nicht bestätigen, dass es sich um ein illegales Rennen gehandelt hat. Wir ermittelt aber aufgrund der vorliegenden Zeugenaussagen in diese Richtung“, sagte Karina Urbat, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, am Montag im SZ-Gespräch.
Was war passiert? Zwei Autos, ein Peugeot und ein BMW, waren am Samstag gegen Mitternacht auf der Mühlöschstraße in Richtung Ailinger Straße gefahren. Fest steht wohl weitgehend, dass einer der Wagen dabei auf der Gegenfahrbahn fuhr, einer auf der regulären Straßenseite. Und beide waren laut Polizei eindeutig zu schnell.
An einer Einmündung versuchte zur gleichen Zeit ein 51 Jahre alter Motorradfahrer in die Straße einzubiegen. Dabei stieß sein Motorrad in kurzem Abstand mit beiden Autos auf der Mühlöschstraße zusammen. „Der Fahrer des Peugeots auf der Gegenfahrbahn hat den Motorradfahrer gestreift und zu Fall gebracht. Der BMW hat das Motorrad dann nochmal erfasst“, so die Polizeisprecherin weiter.
Fall mit Signalwirkung
Wie durch ein Wunder wurde der Motorradfahrer aber schon vorher zu Boden geschleudert – und nicht noch einmal von einem der Autos erfasst. „Das Opfer hat einfach Glück gehabt“, sagt die Sprecherin. Es habe schon am nächsten Tag die Klinik wieder verlassen können.
Nicht immer gehen mögliche illegale Straßenrennen aber so glimpflich aus. 2016 in Berlin: Damals stirbt ein Mann in seinem Jeep auf dem Kurfürstendamm, als er mit Teilnehmern eines illegalen Rennens zusammenstößt. In einem aufsehenerregenden Verfahren werden die Täter sogar des Mordes angeklagt. Zwar wurde das Urteil zwischenzeitlich aufgehoben – doch der Fall hatte Signalwirkung.
„Sollte sich nach Abschluss der Ermittlungen der Verdacht auf ein illegales Autorennen bestätigen, so käme insbesondere der seit 2017 neu geschaffene Straftatbestand der Teilnahme an einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen in Betracht“, erklärt Wolfgang Angster von der Staatsanwaltschaft Ravensburg. Tätern droht in einem solchen Fall mindestens eine Geldstrafe, möglich sind aber auch bis zu zehn Jahre Haft, falls ein Opfer stirbt oder bleibende Schäden davonträgt.
Ob es im Fall Mühlöschstraße zu einer solchen Anklage kommt, ist derzeit aber noch offen. Zwar spricht laut Polizei und Staatsanwaltschaft auf den ersten Blick vieles für ein verbotenes Rennen am Samstag. Doch die Ermittlungen werden wohl erst in einigen Wochen oder Monaten abgeschlossen sein.
SZ-Video
Im sehen Sie die Unfallstelle und einen Sachverständigen bei der Unfallaufnahme. www.schwaebische.de/ irfn18