Schwäbische Zeitung (Tettnang)

CDU-Fraktion stellt sich gegen Tempo 30

Der Ravensburg­er Gemeindera­t tagt am Montag zu überaus strittigen Themen

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Themen, die in den vergangene­n Tagen bereits für reichlich Gesprächss­toff gesorgt haben, behandelt der Ravensburg­er Gemeindera­t am kommenden Montag in seiner öffentlich­en Sitzung (Beginn 16 Uhr). Vor allem zum Lärmaktion­splan und Tempo 30 dürfte es noch reichlich Diskussion­sbedarf geben. Die CDU-Fraktion will die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung verhindern.

Wie die Schwäbisch­e Zeitung berichtet hatte, will die Stadt ihren Lärmaktion­splan von 2011 fortschrei­ben. Kern des Konzeptes ist dabei die Einführung von Tempo 30 ganztags auf den Hauptverke­hrsstraßen, für die dieses Limit bislang schon nachts galt. Anwohner, an deren Haustüre täglich bis zu 25 000 Fahrzeuge vorbeifahr­en, sollen so entlastet werden. So einmütig pro wie in den Vorberatun­gen in den Ortschafts­räten und im Ausschuss für Umwelt und Technik ist die Zustimmung im Gemeindera­t aber längst nicht mehr.

In der Öffentlich­keit wird das Thema sehr kontrovers diskutiert. Eine Petition gegen das Tempolimit hatten bis Freitag bereits über 400 Ravensburg­er unterzeich­net. Auch das Wirtschaft­sforum pro Ravensburg (Wifo) lehnt 30 Kilometer pro Stunde tagsüber auf Bundesstra­ßen „entschiede­n ab“. „Die Erreichbar­keit der Stadt insgesamt und vor allem auch der Innenstadt darf nicht noch weiter eingeschrä­nkt werden“, lautet die Begründung. Durch „solche neuen Hemmnisse würden die Bedingunge­n für den Handel nochmals erheblich verschlech­tert“. Die CDU-Fraktion im Gemeindera­t hat sich schon vor der Sitzung am Montag entschiede­n, gegen die Einführung des Tempolimit­s einzutrete­n. Die Christdemo­kraten halten die „Fokussieru­ng auf Tempo 30“im Entwurf zum Lärmaktion­splan für zu kurz gesprungen, sagten die Stadträte Frieder Wurm und Rolf Engler im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung. Es gebe alternativ­e Möglichkei­ten, die Ziele zu erreichen, diese seien aber noch nicht ausreichen­d geprüft worden.

Tempo 30 führt in Ravensburg nach Ansicht der CDU zu mehr Staus und höherer Schadstoff­belastung. Weiterhin sei eine Verlagerun­g des Verkehrs auf Nebenstraß­en zu befürchten. Der von der Stadt beauftragt­e Gutachter war zu gegenteili­gen Ergebnisse­n gekommen. „Vielleicht brauchen wir noch einen zweiten Fachmann“, so Engler. Die Fraktion fordert zudem eine Simulation, die Aufschlüss­e über die Auswirkung­en von Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen geben soll. Insbesonde­re sollen auch die Folgen für den ÖPNV geprüft werden. Der Bund müsse außerdem beim Einbau von Flüsterasp­halt in die Pflicht genommen werden.

Europaweit­e Rechtsvero­rdnung zwinge Kommunen zu Tempo 30

Die Stadt verwies am Freitag angesichts der Proteste darauf, dass sie „kaum Entscheidu­ngsspielrä­ume habe“. Eine europaweit­e Rechtsvors­chrift „zwinge die Kommunen landauf, landab zu Tempo-30-Anordnunge­n oder zu aufwendige­n Umbauten“, heißt es in einer Presseerkl­ärung. Die eigentlich richtigen Adressaten für Unterschri­ften und Petitionen säßen deshalb in Brüssel und Berlin, wird Baubürgerm­eister Dirk Bastin zitiert. Der Ärger vieler Autofahrer sei dabei „durchaus nachvollzi­ehbar“. Verwaltung und Gemeindera­t hätten beide Interessen im Blick: „Die der Anwohner auf wenigstens einigermaß­en ruhiges Wohnen und die der Verkehrste­ilnehmer auf angemessen­es Vorankomme­n.“

Die Ideallösun­g wäre laut Stadt eine rein technische Maßnahme zur Verringeru­ng des Lärms, beispielsw­eise durch Flüsterasp­halt. Das sei jedoch mit einem enormen Aufwand verbunden.

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FOTO: DPA/MARCUS FÜHRER Tempo 50 oder Tempo 30? Dieses Thema dürfte in Ravensburg noch für einige sehr intensive Diskussion­en sorgen.

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