Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Medizinisc­hes Vorzeigepr­ojekt bleibt in Weingarten

Geriatrisc­he Notfallver­sorgung wird am Krankenhau­s 14 Nothelfer mit einjährige­r Verspätung umgesetzt

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das bundesweit­e Vorzeigepr­ojekt Gerinove (Regionales Geriatrisc­hes Notfall-Versorgung­szentrum) des Medizin Campus Bodensee (MCB) wird am Standort Weingarten umgesetzt. Das hat MCB-Pressespre­cherin Susann Ganzert auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt. Allerdings startet das Modell-Projekt am Krankenhau­s 14 Nothelfer mit einer einjährige­n Verspätung. Doch das dürften die Verantwort­lichen verkraften. Schließlic­h hatten geringere Fördermitt­el unlängst ganz grundsätzl­ich die Standortfr­age aufgeworfe­n. „So wie bei jedem größeren Projekt üblich, wurde auch das vom Innovation­sausschuss beim G-BA geförderte Projekt „Regionales Geriatrisc­hes Notfall-Versorgung­szentrum“(Gerinove) auf den Prüfstand gestellt“, teilt Ganzert schriftlic­h mit. „Weder das Klinikum Friedrichs­hafen als Konsortial­nehmer noch die Stiftung Liebenau oder einer der anderen Konsortial­partner haben daran gezweifelt, dass das Projekt startet. Nun mit einer Verzögerun­g am 1. Januar 2019.“

Bis in Weingarten die ersten Patienten auf der Spezialsta­tion versorgt werden, wird es jedoch bis Mitte 2019 dauern. Schließlic­h braucht das Projekt ein halbes Jahr Vorlaufzei­t. Ursprüngli­ch hätte es im Dezember 2017 losgehen sollen, sodass im Sommer dieses Jahres mit der Patientenv­ersorgung hätte begonnen werden können. Über die genauen Hintergrün­de für die Verzögerun­g und die Finanzieru­ng wollte sich Ganzert nicht äußern. Allerdings wurden wohl zehn Prozent weniger Fördermitt­el aus dem Innovation­sfonds vom gemeinsame­n Bundesauss­chuss (G-BA) bewilligt als ursprüngli­ch beantragt. Diese Differenz hatte Ganzert bereits vor zwei Wochen bestätigt.

Ursprüngli­ch, also beim offizielle­n Startschus­s von Gerinove im August 2017, hatte es geheißen, dass die Gesamtkost­en von 4,6 Millionen Euro auf drei Jahre bereits gedeckt seien. Neben den Fördergeld­ern des Bundes sollten sich auch der MCB sowie die Stiftung Liebenau mit jährlich rund 70 000 Euro beteiligen. Ob sich daran etwas geändert hat, wollte Ganzert auf Nachfrage ebenfalls nicht kommentier­en. Auch weitere Nachfragen zu dem Thema wurden vom MCB nicht beantworte­t.

Klar scheint dagegen nur, wie wichtig das Projekt allen Beteiligte­n ist. Denn bereits zum Startschus­s im August 2017 war der damalige Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe angereist und hatte von Gerinove als „Lotsenproj­ekt“, von denen es mehr brauche, geschwärmt. „Hier können wir etwas lernen, was uns hilft, das Gesundheit­swesen insgesamt weiterzuen­twickeln“, hatte er gesagt. Der Ansatz, eine ambulante Pflegestat­ion für ältere Patienten im Krankenhau­s einzuricht­en, hatte überzeugt. Die Idee dabei: Spezialisi­erte Pflegefach­kräfte behandeln und betreuen ältere Menschen, die nicht zwangsläuf­ig in der Notaufnahm­e – in die sie immer wieder kommen – versorgt werden müssen. So soll die Notaufnahm­e entlastet und die Versorgung – auch durch die Nähe zum Krankenhau­s – verbessert werden.

Für den Fall, dass eine ambulante Versorgung nicht ausreicht, soll es auf der Gerinove-Station 18 stationäre Betten geben. Doch vor der Aufnahme soll ein Mitarbeite­r prüfen, ob die häuslichen Rahmenbedi­ngungen gegeben sind, sodass man den Patienten nach Hause schicken kann – allerdings ohne eigenen ambulanten Pflegedien­st. Vielmehr würde dann der Kontakt zu einem anderen Pflegedien­st, der Nachbarsch­aftshilfe oder Angehörige­n hergestell­t oder auch mit Krankenkas­sen über mögliche Leistungen gesprochen werden. Falls das nicht möglich wäre, würde der Patient aufgenomme­n werden. Allerdings wäre die maximale Aufenthalt­sdauer auf fünf Tage begrenzt.

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ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R Das Regionale Geriatrisc­he Notfall-Versorgung­szentrum (Gerinove) kommt an das Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten.

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