Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der ungeduldige VIP-Gast
Köln-Spiel kommt für Neuer zu früh, Einsatz gegen Stuttgart oder im Pokalfinale ist offen
MÜNCHEN (dpa/SID) - Wieder kein Comeback: Manuel Neuer verpasst auch die drittletzte Möglichkeit, in dieser Saison beim FC Bayern zurückzukehren. Trainer Jupp Heynckes legte sich nur fest, dass der Weltmeister am Samstag (15.30/Sky) beim Bundesliga-Auswärtsspiel gegen Absteiger 1. FC Köln nicht im Kader steht. Alles andere blieb offen, selbst der auch von Heynckes schon angekündigte Einsatz noch in dieser Spielzeit im Trikot des Rekordmeisters. Was das für Bundestrainer Joachim Löw und die in sechs Wochen beginnende Weltmeisterschaft bedeutet, ist die spannendste Frage auf der Saison-Zielgeraden.
Für Teammanager Oliver Bierhoff ist eine WM-Nominierung von Weltmeister Neuer, der seit mehr als einem halben Jahr wegen eines erneuten Mittelfußbruches pausieren muss, jedoch nicht zwingend von einem Einsatz im Bayern-Tor abhängig.
„Dass er spielen muss, da gibt es keine Deadline“, sagte Bierhoff: „Prekär wird es am 15. Mai, wenn wir die Entscheidungen treffen. Und die richtige Deadline ist der 4. Juni, wenn wir den finalen 23er-Kader nominieren müssen.“
„Man muss immer vorsichtig sein, dass ist eine Verletzung, die zwei oder dreimal aufgebrochen ist. Da darf man nicht nochmal einen Fehler machen“, sagte Heynckes, der nach dem schmerzhaften ChampionsLeague-Aus gegen Real Madrid mit dem Rekordchampion wieder den „Rhythmus finden“will. Auch mit Blick auf das Pokalendspiel am 19. Mai müsse seine Mannschaft die Spannung hochhalten. Dort beim Finale in Berlin gegen Eintracht Frankfurt und in einer Woche bei der Bundesliga-Party mit der Meisterschale gegen den VfB Stuttgart gibt es die letzten Chancen für Neuer, vor dem Start der WM-Vorbereitung ein Pflichtspiel zu absolvieren.
Möglicherweise beeinflusst der Königsklassen-K.o. der Münchner gegen Real auch das Kalkül Neuers, der jetzt noch stärker auf die WM fokussiert ist. Von einem Restrisiko bei Neuer wollte Heynckes nicht sprechen. Auf die Frage, ob es zu riskant sei, wenn Neuer zur WM fahren würde, hielt sich der Bayern-Trainer auch zurück. „Ich glaube nicht, dass ich die Frage heute beantworten kann und soll, auch Sie müssen sich gedulden“, sagte der 72-Jährige. „Es ist wunderbar, wie er sich herangearbeitet hat. Er ist körperlich topfit, weil er mit unseren Fitnesstrainern super gearbeitet hat. Das erleichtert den Wiedereinstieg.“Nur wann?
Neuer hatte in dieser Woche wieder Teile des Trainings mit der Mannschaft absolviert. In der kommenden Woche solle der 32-Jährigen sein Pensum weiter erhöhen. „Dann muss man sehen, wie weit er ist, ob er spielen kann. Das ist abhängig von den Ärzten, von Manuel und mir“, sagte Heynckes.
Neuer arbeitet nach seinem dritten Mittelfußbruch im September 2017 am Comeback, in der Nationalelf kam er zuletzt im Oktober 2016 zum Einsatz. „Es ist eine sensible Verletzung, da hat man schon in der Vergangenheit nicht immer eine richtige Entscheidung getroffen“, sagte Heynckes. „So wie es momentan aussieht, ist es sehr positiv.“
Stellvertreter Sven Ulreich darf sich nach seinem Fauxpas in Madrid zudem weiterhin bewähren und geht in der „Bild“in die Offensive: „Ich lasse mir die Saison nicht kaputtreden. Unsere Saison war überragend, ich habe viele gute Spiele gemacht, eine starke Saison auf hohem Niveau gespielt. Das war die beste Saison, die ich je gespielt habe“, sagte der 29Jährige zum Treffer von Real-Stürmer Karim Benzema zum 1:2, bei dem er am Ball vorbeigerutscht war. Er habe in einer Situation, in der es „um Millisekunden“gegangen sei, zwei Gedanken gehabt, und er habe sich dann „nicht richtig entschieden“. Doch ist sich der Ex-Stuttgarter bewusst, dass ihm der Fehler lange nachhängen wird. „Es ist sicher so, dass das auch später mal Thema sein wird. In der Bundesliga ist das auch oft so. Du machst einen Fehler, spielst dann acht starke Partien, aber wirst immer noch auf den Fehler angesprochen“, sagte Ulreich.
Für das Spiel gegen Köln zählt Heynckes trotzdem auf das Aufgebot aus dem Real-Spiel, da Arjen Robben weiterhin verletzt fehlt. Der 72-Jährige hofft zudem, dass der seit Februar wegen eines Syndesmosebandrisses pausierende Kingsley Coman beim Pokal-Finale in Berlin wieder dabei sein kann. Für sich selbst hat das drittletzte Spiel als Trainer dagegen wenig emotionale Bewandtnis: „Das ist für mich keine Abschiedstournee, das war die zweite Halbserie der Saison 2012/13.“Er werde keine Entzugserscheinungen haben, sagte Heynckes. „Ich bin wieder happy, wenn ich zu Hause bin bei meiner Frau, bei meinem Hund Cando – und einen Stubentiger haben wir auch noch.“
„Es ist eine sensible Verletzung, da hat man schon in der Vergangenheit nicht immer eine richtige Entscheidung getroffen.“