Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Praktiker mit Kraftprobl­emen

Mit dem Seat Arona schickt der spanische Konzern den zweiten SUV auf den Asphalt

- Von Michael Häußler

Eine Schönheit ist er nicht gerade, der Spanier mit VW-Motor. Wären die großen Reifen und die höher liegende Karosserie nicht, könnte der Seat Arona glatt als sein Bruder, als Seat Ibiza, durchgehen. Da dieser als Basis für den kleinen SUV dient, ist das allerdings auch nicht weiter verwunderl­ich. Mit ihrem zweiten „Sport Utility Vehicle“, so die volle Bezeichnun­g eines SUV, wollen die Spanier weiter in diesem boomenden Segment auf dem internatio­nalen Markt mitmischen.

Seat setzt mit dem Basisfahrz­eug Ibiza auf ein altbewährt­es Modell, verschafft dem Lenker – unter anderem mit der erhöhten Sitzpositi­on – aber dennoch ein ganz anderes Gefühl. Verkehr und Straße lassen sich recht gut überblicke­n, bisweilen wird sogar das Selbstbewu­sstsein gestärkt – zumindest, solange nichts Größeres hinter oder neben einem auftaucht. Geschweige denn etwas Schnellere­s.

Bei rund 1,2 Tonnen Gewicht ist der Arona nämlich in der Version mit dem 1.0 EcoTSI-Motor etwas zu schwach auf der Brust. Die 115 PS bringen den Seat nur schwer in Schwung, zumindest, wenn der Spanier das Ortsschild passiert hat oder auf die Autobahn gelenkt wird. Dann muss das Gaspedal in niedrigen Gängen

Viel Platz im Innenraum, gute Sicht nach vorn, sicheres Fahrverhal­ten

einige Zeit beinahe den Boden berühren, damit der Arona in Fahrt kommt. Die Gänge aber lassen sich erfreulich­erweise weit ausfahren.

Für Rennen ist der Dreizylind­er aber auch selbstvers­tändlich nicht vorgesehen, ohnehin würde er gegen viele seiner Mitbewerbe­r den Kürzeren ziehen. Knapp zehn Sekunden braucht er, um die 100-km/h-Marke zu knacken. Der Temporausc­h endet zudem bereits bei 182 Kilometern pro Stunde. Bei dem Startpreis des Testwagens von 19 620 Euro ist das nicht hundertpro­zentig überzeugen­d. Freude bereitet hingegen das komfortabl­e Raumgefühl im Arona. Das Innenleben ist ansprechen­d modern. Und auch beim Fahrverhal­ten kann er punkten.

Rund 1200 Kilogramm drücken den SUV stabil auf den Asphalt. In

Mit 115 PS etwas zu schwach motorisier­t, eingeschrä­nkte Sicht nach hinten

brenzligen Situatione­n sprechen die Räder schnell auf die Befehle aus dem Cockpit an, ein mulmiges Gefühl kommt dabei niemals auf. Auch bei nasser, rutschiger oder glatter Fahrbahn bleibt der Seat gelassen in der Spur. Ausbrechen will er nicht, der zahme Stier.

Ist das Ziel dann erreicht, helfen nützliche Sensoren und Kameras beim Einparken. Das ist überaus sinnvoll, vor allem, wenn es rückwärts in die Lücke gehen soll. Hinderniss­e lassen sich mitunter nur schwer entdecken, der Blick aus dem Heckfenste­r hilft da nicht immer weiter. Die Rückfahrka­mera aber löst dieses Problem – über im Display eingeblend­ete Hilfslinie­n.

Auch seitliches Einparken macht mit dem Arona viel Spaß, wenn man die Hilfe des Assistente­n in Anspruch nimmt: An die Lücke ranfahren, Assistent einschalte­n, Blinker setzen. Dann langsam an der gewünschte­n Bucht vorbeisteu­ern. Sobald die Sensoren dann den Parkplatz erkannt haben, ist nur noch der Fuß für das Gaspedal nötig, gelenkt wird wie von Geisterhan­d. Meistens steht der Arona zu guter Letzt perfekt in der Lücke. Das bekommt selbst mancher Fahrlehrer nicht besser hin.

Praktisch außerdem: der schlüssell­ose Zugang zum Arona, der das Kramen in der Hosentasch­e überflüssi­g macht – wenn man die Bedienlogi­k erst einmal verinnerli­cht hat. Außerdem erwähnensw­ert: der üppige Kofferraum. Tüten, Kisten oder sonstige Utensilien lassen sich sehr gut verstauen, wobei der Platz eher nach oben ausgericht­et ist. Und natürlich kann die Rückbank bei Bedarf zusätzlich umgelegt werden. Rückenfreu­ndlich – und im SUV-Bereich nicht gerade üblich – übrigens die angenehm niedrige Ladekante des Arona.

Unser Fazit: Für gnadenlose Bleifüße ist der Spanier nicht unbedingt die allererste Wahl, auf der Autobahn hält er sich eher bedeckt. Überzeugen kann er hingegen mit seinen vielen praktische­n Qualitäten. Und auch beim gemütliche­n Cruisen auf der Landstraße macht er eine ganz annehmbare Figur. Es muss ja nicht jeder ein Supersport­ler sein.

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FOTOS: SEAT Gefällig: Mit dem Arona will Seat im boomenden Segment der kleinen SUV mitmischen.
 ??  ?? Bedienfreu­ndlich: das Cockpit des Seat Arona.
Bedienfreu­ndlich: das Cockpit des Seat Arona.
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