Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Klassiker der Bodenseere­gion

Von Achberg führt eine bekannte Route über Blumegg zum Argenzusam­menfluss.

- Von Helmut Voith

ACHBERG - Die Wanderung an der Argen zwischen dem Flunauer Steg und dem Argenzusam­menfluss zählt zu den Klassikern in der Bodenseere­gion. Den Wanderer erwartet das ursprüngli­che, meist enge Tal eines Gebirgsflu­sses mit steil aufragende­n Höhen. Der Weg wird zwischendu­rch zum schmalen Pfad, der über Wurzeln führt, und immer wieder geht es bergauf, bergab. Einige heikle Stellen sind mit Geländer und sogar mit Drahtseil gesichert, dennoch sind Trittsiche­rheit und gutes Schuhwerk mit griffigen Sohlen unbedingt nötig.

Kurz vor dem Schloss Achberg bietet ein großer Parkplatz neben der Straße (K 7996) den Wanderern genügend Platz (alternativ: Wanderpark­platz Grub). Der ausgeschil­derte Weg zum Schloss führt gleich beim Parkplatz hinab zu einem Tobel. Dort wandern wir links des Bächleins auf bequemem Weg hinunter zum Flunauer Steg an der ungezähmte­n Argen, dem tiefsten Punkt der Wanderung.

Auf der schwingend­en Hängebrück­e, die nur zehn Personen gleichzeit­ig betreten dürfen, überqueren wir die Argen – vielleicht begegnen uns auf dem Wasser ein paar Kajakfahre­r. Drüben führt ein Wiesenpfad hinauf zu den wenigen Häusern des Weilers Flunau, wo wir uns beim Bildstock nach rechts wenden.

Auf Feld- und Waldwegen geht es am Hang entlang an Steilabbrü­chen vorbei – die Argen hat sich im Lauf der Jahrtausen­de immer tiefer in das weiche Gestein eingegrabe­n. Zwischen Laubbäumen und Büschen blitzt von unten das Wasser durch, sein Rauschen begleitet uns.

Der mit blauem Balken markierte Weg führt schließlic­h steil hinauf nach Blumegg. Dort steigen wir, den Wegschilde­rn für den Argenrundw­eg folgend, rechts einen Wiesenweg hinab zum Fluss. Unser Zwischenzi­el heißt Argenzusam­menfluss. Etwa einen Kilometer hinter Blumegg wechselt der Pfad über den Dametsweil­er Steg auf die andere Flussseite. Über Wurzeln geht es im Naturschut­zgebiet auf dem urwüchsige­n Argenrundw­eg eng am Wasser entlang bis zum Zusammenfl­uss von Oberer und Unterer Argen.

Teilweise alpiner Weg

Die Obere Argen entspringt bei Oberstaufe­n und fließt nach dem wilden Eistobel durch Wangen, die Untere Argen entspringt östlich von Missen und fließt über Isny und Waltenweil­er dem Zusammenfl­uss entgegen. Die weitgehend unverbaute Argen ist der drittgrößt­e Zufluss in den Bodensee. Beim Argenzusam­menfluss lädt eine Schutzhütt­e mit Grillstell­e zur Rast. Im nun folgenden Auf und Ab wird der Weiterweg teilweise zum alpinen Pfad (Begehen auf eigene Gefahr, Radfahren und Reiten verboten). An der oberen Argen entlang folgen wir eine Zeitlang der Richtung Grub. Der Pfad verläuft immer wieder am Steilhang, teils mit Geländer gesichert, auf wenigen Metern findet man sogar eine Drahtseils­icherung. Der Weg mündet in einen bequemen Forstweg. Wir hören Vogelgezwi­tscher und Kuhglocken im Wettstreit mit vorüberrau­schenden Fahrzeugen, denn es geht geradewegs auf die Bodenseeau­tobahn A 96 zu, die oben auf einer Brücke das Tal der Oberen Argen überquert.

Hier kann man einen Abstecher nach Neuravensb­urg machen und zum Burgfried der Ruine Neuravensb­urg steigen (siehe Kasten). Der nahe Wanderpark­platz im Ortsteil Grub ist auch ein alternativ­er Ausgangspu­nkt für die Rundwander­ung.

Unsere Tour führt direkt hinter dem Brückenpfe­iler rechts einen Fahrweg nach Regnitz hinauf. Vorbei am mächtigen, 55 Meter hohen Beton-A-Pylon für die Schrägkabe­l, die die Autobahnbr­ücke tragen, und an den Häusern von Strohdorf geht es durch eine Feuchtgebi­etssenke (Naturschut­zgebiet) in den Weiler Regnitz. Wir folgen kurz der Teerstraße nach Isigatweil­er, dann biegt der Wanderweg oben an einer Anhöhe nahe dem Waldrand rechts ab (Wegschilde­r am Waldrand beachten) und zieht zum Wald hoch.

„Hasenweg“am Wiesenrand

Erst wandern wir noch gemütlich auf einem breiten Forstweg durch den Wald und genießen die Aussicht auf den Pfänderrüc­ken, dann geht es rechts auf schmalem Pfad auf dem „Hasenweg“am Wiesenrand entlang und bald einige Meter steil hinauf zum Grat und auf der Hangseite zur Argen hin auf sehr schmalem, ausgesetzt­em Pfad weiter – auf diesem letzten Stück heißt es besonders gut aufpassen. Unversehen­s liegt das Hofgut von Achberg vor uns. Rechts geht’s etwa 100 Meter zum barocken Schloss, links erreichen wir in wenigen Minuten den Parkplatz.

Das schlanke, hohe einstige Deutschord­ensschloss, Nachfolger einer Wehrburg, geht auf das 16. Jahrhunder­t zurück. Bei der 1995 abgeschlos­senen Generalsan­ierung hat man versucht, das Alte wo immer möglich zu bewahren: den originalen Putz, die überliefer­ten Fenster, den dreihunder­t Jahre alten Ziegelbode­n in den Gängen wie die Fichtenböd­en in den Zimmern. Heute finden im Rittersaal mit seiner 30 Tonnen schweren Stuckdecke Kammerkonz­erte statt, in den übrigen öffentlich zugänglich­en Räumen gibt es von April bis Oktober jährlich wechselnde Kunstausst­ellungen.

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FOTOS: HELMUT VOITH Dem Wanderer bieten sich romantisch­e Ansichten an der Argen.
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GRAFIK: WEINERT Der Verlauf von Hauptroute (rot) samt Abstecher nach Neuravensb­urg (gelb).
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