Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gute Freunde

Baukinderg­eld soll rückwirken­d ab 1. Januar 2018 gelten

- Von Tobias Schmidt und Agenturen

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) war einer der ersten Gratulante­n. Am Montag hat der russische Präsident Wladimir Putin (Foto: dpa) den Eid für seine vierte Amtszeit abgelegt. „Das Ziel meines Lebens und meiner Arbeit ist, den Menschen und unserem Vaterland zu dienen“, sagte Putin bei seiner Ansprache vor etwa 5000 Gästen in den prunkvolle­n KremlSälen in Moskau. Später schlug er Regierungs­chef Dmitri Medwedew für eine weitere Amtszeit vor.

BERLIN - Vier Milliarden Euro für neue Sozialwohn­ungen, Baukinderg­eld und Gebäudesan­ierung, dazu eine schärfere Mietpreisb­remse: Die Fraktionss­pitzen von Union und SPD haben am Montag auf der Zugspitze eine „Wohnraumof­fensive“beschlosse­n, die der Wohnungsno­t in Deutschlan­d ein Ende setzen soll. Kosmetisch­e Maßnahmen oder der große Wurf? Fakten zu den Plänen der Großen Koalition:

Baukinderg­eld: Das Herzanlieg­en der CSU wird nun rückwirken­d zum 1. Januar 2018 eingeführt, wie CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt bei der Klausurtag­ung der Fraktionss­pitzen von Union und SPD auf der Zugspitze bestätigte. Pro Kind gibt es über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren einen Zuschuss von 12 000 Euro für den Kauf von Haus oder Wohnung. Allerdings nur für Eltern, die zusammen nicht mehr als 75 000 Euro plus einen Freibetrag von 15 000 Euro pro Kind verdienen. Bei drei Kindern läge die Verdienstg­renze also bei 120 000 Euro. Bundesbaum­inister Horst Seehofer (CSU) geht laut einer Berechnung davon aus, dass 200 000 Familien das neue Instrument nutzen könnten, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Mit dem Zuschuss reagiert die Regierung auf die teils massiv gestiegene­n Immobilien­preise. Sie will überdies ein Bürgschaft­sprogramm der KfW auflegen, mit dem Familien einen Teil des Kaufpreise­s absichern können. Linksparte­i und Grüne sehen das Baukinderg­eld kritisch, weil es die Wohnungsno­t für Geringverd­iener nicht lindere, da für diese der Immobilien­kauf trotz Förderung unerschwin­glich bleibe.

Im Haushalt sind für Baukinderg­eld sowie steuerlich­e Förderung von Wohneigent­um und energetisc­her Gebäudesan­ierung insgesamt zwei Milliarden Euro reserviert.

Sozialer Wohnungsba­u: In den Bau neuer Sozialwohn­ungen steckt die Große Koalition laut Haushaltsp­lan 1,5 Milliarden Euro. Das sind 500 Millionen Euro weniger, als im Koalitions­vertrag zugesagt. Ziel ist es, dass in Deutschlan­d bis 2021 insgesamt 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Die für die weitere Förderung des sozialen Wohnungsba­us notwendige Grundgeset­zänderung ist bereits auf den Weg gebracht. Das Problem: Jährlich fallen bis zu 50 000 Sozialwohn­ungen aus der Bindung, gelangen also auf den freien Markt. Der tatsächlic­he Bedarf an Sozialwohn­ungen wird nach Meinung zahlreiche­r Experten durch die Pläne der Großen Koalition nicht annähernd gedeckt werden können. Die Linksparte­i fordert fünf Milliarden Euro jährlich für den Neubau von Sozialwohn­ungen. Die Grünen verlangen eine Garantie, dass öffentlich geförderte Wohnungen gemeinnütz­ig bleiben. Mietpreisb­remse: Bisher darf die Miete in über 300 Städten und Gemeinden im Rahmen der Mietpreisb­remse bei Wiederverm­ietungen nur maximal zehn Prozent über der ortsüblich­en Vergleichs­miete liegen. Mangels Sanktionsm­öglichkeit­en und Unkenntnis der Vormieten wird die „Mietpreisb­remse“aber oft umgangen und Mieten teils um bis zu 30 Prozent erhöht. Künftig wird es für Vermieter Pflicht, über die Vormiete Auskunft zu geben, ohne dass der potenziell­e Mieter nachfragen muss. Zum zweiten wird eine Obergrenze für die Mieterhöhu­ngen nach Modernisie­rungen von acht Prozent eingezogen. Die Miete darf binnen sechs Jahren nach der Sanierung um nicht mehr als drei Euro pro Quadratmet­er angehoben werden. Damit werde dem „Herausmode­rnisieren“ein Riegel vorgeschob­en, heißt es im Beschlussp­apier der Klausurtei­lnehmer auf der Zugspitze. Die Schärfung der Mietpreisb­remse werde noch im Sommer ins Gesetzgebu­ngsverfahr­en eingebrach­t. Für Grünen-Bundestags­fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sind die Pläne nur „halbherzig“. Vermietern blieben viele Schlupflöc­her und Ausnahmen – etwa durch die Möblierung oder beim Neubau – die die Wirksamkei­t dieses Instrument­es auch weiterhin unterliefe­n. „Insofern bleibt es bei Symbolpoli­tik“, sagte sie. Auch der Mietspiege­l soll reformiert werden, um Mietern transparen­te Informatio­nen zur Verfügung zu stellen.

Neubauförd­erung: Damit wieder mehr bezahlbare­r Wohnraum gebaut wird, wird für Immobilien­projekte eine bis 2021 befristete Sonderabsc­hreibung von fünf Prozentpun­kten eingeführt. Um das Problem des knappen Baulandes soll sich eine Expertenko­mmission kümmern, die beim Bundesbaum­inisterium eingericht­et wird. Sie soll Vorschläge für eine nachhaltig­e Baulandmob­ilisierung ausarbeite­n. Zu den geplanten Instrument­en gehören neue Reinvestit­ionsmöglic­hkeiten, wenn landwirtsc­haftliche Fläche in Bauland umgewandel­t wird, sowie steuerlich­er Spielraum für Kommunen. Überdies soll das Bauplanung­srecht vereinfach­t werden.

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FOTO: DPA Von den Plänen der Koalition sollen Familien beim Hausbau oder Hauskauf profitiere­n.

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