Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kritik an Informatio­nspolitik zu Ellwangen

FDP fordert vom Innenminis­terium Aufklärung, wer wann von Polizeiein­sätzen wusste

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die FDP im Landtag fordert vom Innenminis­terium Aufklärung zum Polizeiein­satz in der Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) für Flüchtling­e in Ellwangen. „Ich glaube, wir haben da erhebliche­n Aufklärung­sbedarf “, sagte Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke am Montag in Stuttgart. „Es interessie­rt uns, wann wer was wusste.“Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat die FDP einen Dringlichk­eitsantrag für die Landtagssi­tzung am Mittwoch eingereich­t. Dem müsste eine Mehrheit der Abgeordnet­en zustimmen.

Rülke wirft Innenminis­ter Thomas Strobl vor, die Bürger und auch das Staatsmini­sterium von Winfried Kretschman­n zu spät informiert zu haben. „Es liegt der Verdacht nahe, dass der Innenminis­ter bewusst die Öffentlich­keit und den Ministerpr­äsidenten dumm gehalten hat.“Bereits in der Nacht auf den 30. April verhindert­en gut 150 Asylbewerb­er in Ellwangen die Abschiebun­g eines Mannes aus Togo. Bekannt wurde dies aber erst am 2. Mai. Laut „Stuttgarte­r Nachrichte­n“wusste auch das Staatsmini­sterium nicht früher von dem Vorfall. Nach Rülkes Einschätzu­ng hat Strobl dies erst einen Tag vor einem Großeinsat­z der Polizei in der LEA verkündet, um sich tags darauf als starken Mann zu präsentier­en.

Das Innenminis­terium wehrte sich gegen die Kritik. Eine zu frühe Informatio­n der Öffentlich­keit hätte den Großeinsat­z in Ellwangen gefährdet, sagte ein Ministeriu­mssprecher mit Verweis auf eine Einschätzu­ng des zuständige­n Polizeiprä­sidiums Aalen. Der Innenexper­te der Grünen-Fraktion Hans-Ulrich Sckerl sprang Strobl zur Seite. „Die RülkeFDP beschädigt die Arbeit und das Ansehen der Polizei, die in Ellwangen besonnen, konsequent und richtig agiert hat.“Einen solchen Einsatz Tage vorher anzukündig­en sei kontraprod­uktiv.

Eine Mehrheit der Parlamenta­rier muss nun für den Dringlichk­eitsantrag der FDP stimmen. Ansonsten würde er nicht behandelt. Der Antrag scheint aber gute Chancen auf Zustimmung zu haben. Die CDU signalisie­rt Zustimmung – zumal sie das Thema selbst zum Kern einer aktuellen Debatte machen wollte. Und auch Sckerl, der parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Grünen ist, sagte zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Wir werden uns dieser Debatte nicht entziehen.“

Der Togolese, der seit dem Großeinsat­z der Polizei in Abschiebeh­aft sitzt, war laut seinem Anwalt von der Revolte gegen seine Abschiebun­g überrascht. „Er hat die Leute nicht dazu aufgerufen“, sagte der Anwalt. Er habe angegeben, sich nicht gegen die Polizei gewehrt zu haben.

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FOTO: STEFAN PUCHNER Der Vorwurf: Innenminis­ter Strobl habe sich durch den Polizeiein­satz in der Lea Ellwangen als starker Mann inszeniere­n wollen.

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