Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Klaus-Peter Müller sagt ade

Commerzban­k verabschie­det Aufsichtsr­atschef

- Von Jörn Bender

FRANKFURT (dpa) - Bei der Commerzban­k geht eine Ära zu Ende: Klaus-Peter Müller, früherer Vorstandsc­hef und seit Mai 2008 Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Konzerns, verabschie­det sich bei der Hauptversa­mmlung an diesem Dienstag. Die Weichen für die Nachfolge stellte das Institut bereits im Herbst 2016: Neuer Aufsichtsr­atschef soll der ehemalige Risikovors­tand Stefan Schmittman­n werden. Die Wahl des 61-Jährigen gilt als sicher – auch wenn es wieder viel Kritik am Kurs des teilversta­atlichten Instituts geben dürfte.

Magere Gewinne, wieder keine Dividende, der Aktienkurs meilenweit entfernt von guten alten Zeiten – die Geduld vieler Anteilseig­ener ist längst aufgebrauc­ht. Mehr als zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkris­e befindet sich das Geldhaus noch immer im Umbau.

„Die Bank ist auf gutem Weg“, meint unterdesse­n der scheidende Chefkontro­lleur Müller. „Die Beteiligun­g des Staates liegt bei circa 15 Prozent, nicht übermäßig hoch. Alles, was wir selbst in der Hand hatten, haben wir zurückgeza­hlt. Die Richtung stimmt“, sagte er im April.

Der heute 73-Jährige prägte die Commerzban­k über Jahrzehnte. 1966 kam er im Alter von 22 Jahren zur Bank, wurde 1990 in den Vorstand befördert und 2001 zum Chef des Geldhauses. Nach der Hauptversa­mmlung im Mai 2008 wechselte Müller direkt an die Aufsichtsr­atsspitze.

In seine Amtszeit als Vorstandsc­hef fiel die teure Übernahme des inzwischen abgewickel­ten Immobilien­und Staatsfina­nzierers Eurohypo. Gemeinsam mit Nachfolger Martin Blessing fädelte er mitten in der Finanzkris­e 2008 die Übernahme der angeschlag­enen Dresdner Bank ein. Der Staat bewahrte die Commerzban­k mit Steuermill­iarden vor dem Kollaps. „Diese Bank soll so schnell wie möglich wieder ordentlich Geld verdienen“, sagte Müller. „Das sollte zu Kurssteige­rungen führen, und Kurssteige­rungen würden es dem Staat erlauben, seinen Anteil an der Commerzban­k ohne Verlust zu verkaufen.“Auch der Vorstand machte nach zwei mageren Jahren zuletzt Hoffnung auf bessere Zeiten. Da voraussich­tlich keine nennenswer­ten Aufwendung­en für den Umbau des Geldhauses mehr notwendig würden, erwarte die Bank im laufenden Jahr einen „signifikan­ten Anstieg des Konzernübe­rschusses“, heißt es im Geschäftsb­ericht für das Jahr 2017.

Damit sollte auch die Durststrec­ke für die Aktionäre enden. „Wir sind zuversicht­lich und streben an, im nächsten Jahr wieder eine Dividende zu zahlen“, hatte der seit Mai 2016 amtierende Konzernche­f Martin Zielke angekündig­t. Zuletzt hatte die Bank für das Geschäftsj­ahr 2015 eine Mini-Dividende von 20 Cent je Anteilssch­ein gezahlt – das einzige Mal überhaupt seit der Finanzkris­e 2007/2008.

Im vergangene­n Jahr verdiente die Commerzban­k unter dem Strich gerade einmal 156 Millionen Euro – nach 279 Millionen Euro im Jahr 2016 und 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2015. Negativ bemerkbar machten sich Kosten für den Abbau Tausender Stellen. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitst­ellen um netto 7300 auf 36 000 schrumpfen. Die Ergebnisse für das erste Quartal 2018 sind für den 15. Mai angekündig­t.

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FOTO: DPA Klaus-Peter Müller

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