Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein tolles Zusammensp­iel

Grundschul­e besucht St. Konrad – „Wir haben gelernt, dass die Menschen anders aussehen, aber gleich sind wie wir“

- Von Schülern der Klasse 3b

NEUKIRCH - Am Mittwoch, 11. April, besuchten wir, die Klasse 3b der Grundschul­e Neukirch, Bewohnerin­nen und Bewohner von Sankt Konrad in Haslach. Das Haus gehört zum Orden der Immakulata­schwestern vom Kloster Brandenbur­g/Iller e.V. und bietet als „St. Jakobus-Stiftung“seit 1950 für Menschen Lebensraum, Gemeinscha­ft und Arbeit, die besondere Zuwendung und Unterstütz­ung im Alltag brauchen.

Wir Kinder haben uns mit Fragen vorbereite­t, denn wir wollten erkunden, wie die Menschen in Sankt Konrad leben und was sie arbeiten. Wir haben natürlich alle mit „Hallo!“begrüßt, die uns über den Weg gelaufen sind. Da gab es ganz verschiede­ne Antworten: Manche haben uns auch begrüßt und wollten wissen, wie wir heißen, andere haben geguckt, wieder andere waren mit sich beschäftig­t.

Herr Groll, der Bereichsle­iter für die Tagesstruk­tur hat uns begrüßt. Er hat uns zu zweit und einmal zu dritt in die verschiede­nen Bereiche in Gruppen eingeteilt: Im Förder- und Betreuungs­bereich gibt es mehrere Gruppen mit Betreuern und Menschen. Die Leute machen da viele Sachen! Manche helfen, die „Kalumis“(Ofenanzünd­er), herzustell­en, eine Kiste mit 18 Stück kostet zwölf Euro. Andere bauen hier auch Schrauben und Muttern zusammen. Und natürlich schummeln auch hier manche Frauen, wenn wir fragen, wie alt sie sind. „Gertrud“sagte erst 28, dann 51. Erstes kann niemals stimmen.

Gebärdensp­rache gelernt

In der Seniorengr­uppe wird zum Beispiel gehäkelt und gemalt. Wir haben auch nach der Lieblingsf­arbe und dem Lieblingse­ssen gefragt. Und: sie hatten leckere Butterbröt­chen. In der Wäscherei wird gewaschen, zusammenge­legt, verteilt – natürlich mit Hubmaschin­en und Rollwägen, das macht Spaß.

Zwei von uns haben auch einen Bewohner mit dem Rollstuhl spazieren gefahren. Manche Menschen hier können nicht reden oder sich nicht bewegen. Zwei andere haben in ihrer Gruppe mit den Bewohnerin­nen Brettspiel­e gespielt.

Und in der Werkstatt wurde sehr viel gearbeitet. Dort haben wir gesehen, dass die Leute auch ohne dass man reden kann, einen verstehen. Wir haben ein bisschen mitgeholfe­n und erzählt und gefragt. Zum Beispiel: „Warum lebst du hier?“Da haben wir einmal gehört, dass der Mensch woanders keine Arbeit findet. Das Leben hier muss er aber nicht selbst bezahlen. Eine Frau hat gesagt, sie hat „soooooo viel Spaß“an der Arbeit. Das haben wir auch gespürt. Zwei von uns haben auch ein paar Gebärden gelernt: was heißt „Zu Hause?“und „Schöne Kleidung hast du an?“

Was toll war: Wir haben gelernt, dass die Menschen anders aussehen, aber gleich sind wie wir: Einer hat manchmal plötzlich laut gerufen; eine andere hat immer wieder gefragt, warum das Unglück passiert ist, wieder eine andere hat uns an die Hand genommen und den Stift in die Hand gegeben, der auf einer Liste das Essen und das Wochenprog­ramm „vorliest“(so wie Tip-Toi). Eine andere Bewohnerin war die perfekte Gastgeberi­n: sie hat aus dem Schrank Kekse geholt und uns dauernd was angeboten. Wem die Kekse gehört haben, konnten wir nicht rauskriege­n, aber sie waren lecker.

Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Sicher auch deshalb, weil uns die Betreuerin­nen und Betreuer gleich gezeigt haben, was wir tun können und wie man sich gegenseiti­g hilft.

Zum Abschluss sangen wir mit Schwester Andrea und Schwester Gabriela Maria in der Kapelle tolle Lieder, erzählten unsere Erfahrunge­n. Viel zu früh sind wir mit einem Erinnerung­s-Kalumi und Postkarten von der Kapelle beschenkt wieder mit unserem „Schwimmbus“der Firma Heine zur Schule gefahren.

Wir fanden toll, dass wir so viele Leute in Sankt Konrad kennenlern­en durften. Am Weihnachts­basar spätestens kommen wir wieder.

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ARCHIVFOTO: OLAF E. JAHNKE Für Spiele ist beim Besuch der Grundschül­er viel Zeit.

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