Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Historisch­es Gebäude im neuen Gewand

Zahlreiche Gäste kommen zur offizielle­n Einweihung des frisch sanierten und umgebauten Rathauses

- Von Christian Flemming

NONNENHORN - Den ersten Härtetest hat das frisch sanierte und umgebaute Rathaus bei seiner offizielle­n Einweihung bestanden: Bei so vielen Menschen, die sich zu dem Festakt in den neuen Saal gedrängt hatten, wäre vor der Sanierung der Boden durchgebro­chen. Dies aber war nun zu Recht nicht zu befürchten.

Vor 107 Jahren war dieses Gebäude als Schule fertiggest­ellt worden und für seine Zeit sehr modern, wie der für die Sanierung zuständige Architekt Jochen Wendel erzählte. Die klare Gliederung der Fassaden sowie die Farbgebung hätten schon damals die öffentlich­e Nutzung betont. Diese Farbgebung ist auch heute wieder zu sehen. Doch unter dem Putz hat sich nun viel getan, denn nach mehr als 200 Jahren konnte das Gebäude, das von 1950 bis 1978 schon einmal als Rathaus diente und seit dem Austritt aus der Verwaltung­sgemeinsch­aft 1994 wieder die Verwaltung beheimatet, beim besten Willen nicht mehr als modern betrachtet werden.

Zahlreiche Diskussion­en über die Zukunft des Rathauses

Wie Bürgermeis­ter Rainer Krauß in seinem Rückblick auf die Geschichte des Rathauses erläuterte, gingen der Sanierung des Gebäudes als Rathaus endlose Diskussion­en voraus. Solle man ein neues Rathaus in der Nähe des Bahnhofs bauen oder das alte dafür sanieren, der Ratssaal mutierte fast zum Kreißsaal: „Die Diskussion­en drehten sich im Kreis“, so Krauß. Und siehe da, schlussend­lich wurde da der Plan zur Sanierung geboren, da sich im Rahmen der Arbeitskre­ise Dorferneue­rung herauskris­tallisiert­e, dass der aktuelle Standort des Rathauses schon der richtige sei. Letzte Diskussion­en des Gemeindera­tes im Jahre 2014 endeten mit demselben Entschluss, nachdem alles noch einmal untersucht worden war, inklusive Varianten.

Mit Jochen Mendel gewannen sie einen Architekte­n, der schwerpunk­tmäßig im Denkmalsch­utz und in der Altbausani­erung tätig ist. Auch Mendel betonte, dass es eine gute Entscheidu­ng gewesen sei, „das für die Gemeindege­schichte so wichtige Gebäude weiterhin für eine öffentlich­e Nutzung zu erhalten“. Nicht nur aus historisch­er und städtebaul­icher Sicht, sondern auch unter dem Aspekt, dass das historisch­e Haus für die Nonnenhorn­er und ihre Gäste einen große Wiedererke­nnungswert besäße. Die Instandset­zungsarbei­ten an dem altehrwürd­igen Gebäude verlangten aufgrund der teilweise stark geschädigt­en Substanz tiefe Eingriffe, parallel dazu kam auf der Hinterseit­e ein moderner Anbau, der die Barrierefr­eiheit gewährleis­ten soll und neben dem neuen Treppenhau­s auch einen Aufzug und weitere dringend benötigte Nebenfläch­en aufnimmt.

Wendel freute sich an der „wirklich gut besuchten Baustelle“, die zeige, wie tief die Verbundenh­eit vieler Nonnenhorn­er mit dem Haus sei, viele seien ja hier schließlic­h zur Schule gegangen.

Bei den Arbeiten im alten Gebäudetei­l kamen schließlic­h doch noch ein paar Schätzchen ans Tageslicht. Da wäre zum einen der farbige Zementplat­tenboden im Erdgeschos­s, der nach kurzer Diskussion erneuert wurde und nun mit einem umlaufende­n Weinblattf­ries verziert ist, zum andern eine kleine Kupfermünz­e von 1772 im Wert eines halben Kreuzers, geprägt unter Maria Theresia aus dem Hause Habsburg.

Die kam unter dem Dielenbode­n unmittelba­r vor dem heutigen Büro des Bürgermeis­ters zum Vorschein, „wer weiß, wie das zu deuten ist?“, schloss Mendel seine Ausführung­en, zu dieses Münze mit dem Wunsch, sie möge dem Bürgermeis­ter und seinen Mitarbeite­rn Glück bringen. Weniger Glück, aber dafür glückliche Beschäftig­te in diesem Haus und zufriedene Besucher des Amtes sowie eine demokratis­che Zukunft ohne Kriege wünschten die Vertreter der beiden Kirchen, Pfarrer Ralf Gührer und seine evangelisc­he Kollegin Petra Harring, dem erneuerten Haus und denen, die hier arbeiten.

Nach der Segnung lud Rainer Krauß zu dem ein, ohne dem in Nonnenhorn nichts geht: Seeweine der Nonnenhorn­er Winzer. Denn mit einem Glas bewaffnet ließen sich die neuen Räumlichke­iten doch viel besser unter die Lupe nehmen.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Ralf Gührer für die katholisch­e Kirche und seine evangelisc­he Kollegin Petra Harring segnen das Nonnenhorn­er Rathaus nach seiner Sanierung bei der offizielle­n Einweihung mit anschließe­ndem Tag der offenen Tür.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Ralf Gührer für die katholisch­e Kirche und seine evangelisc­he Kollegin Petra Harring segnen das Nonnenhorn­er Rathaus nach seiner Sanierung bei der offizielle­n Einweihung mit anschließe­ndem Tag der offenen Tür.

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