Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Leistung macht Mut, das Ergebnis nicht

0:3 gegen die USA erhöht den Druck auf Eishockey-Auswahl – Jetzt wartet Südkorea

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HERNING (SID) - Trotz einer Leistungss­teigerung wartet die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft bei der WM in Dänemark weiter auf den ersten Sieg. Das Team um den NHLStar Leon Draisaitl verlor auch sein drittes Spiel gegen den zweimalige­n Weltmeiste­r USA mit 0:3 (0:0, 0:2, 0:1). Nach dem schlechtes­ten WMStart seit fünf Jahren ist das Viertelfin­ale in weite Ferne gerückt, die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) muss zehn Wochen nach Olympiasil­ber erst einmal Punkte für den Klassenerh­alt sammeln.

Die nächste Partie am Mittwoch (16.15 Uhr/Sport1) gegen den WMNeuling Südkorea hat dabei entscheide­nden Charakter. Bei einer weiteren Niederlage gegen den bislang punktlosen Olympiagas­tgeber würde sogar der erste Abstieg seit 13 Jahren aus der Top-Division drohen. Die deutsche Mannschaft liegt bislang zwei Zähler vor dem Aufsteiger. Im Spiel danach wartet Lettland.

„Wir wissen alle Bescheid, was los ist. Der Druck ist nicht kleiner geworden“, sagte der Münchner Stürmer Patrick Hager. „Aber wir sind alle mental stabil und haben genug Qualität, um aus den nächsten zwei Spielen sechs Punkte zu holen.“Kapitän Dennis Seidenberg ergänzte: „Wir schauen weniger auf die Tabelle. Wenn wir ein bisschen schlauer sind, kriegen wir auch Punkte. Die Strafzeite­n im zweiten Drittel waren das Problem. Wir hätten jetzt auch vier oder sechs Punkte haben können.“

Der dreimalige Stanley-Cup-Sieger Patrick Kane (31. Minute), Derek Ryan (33.) jeweils in Überzahl und Alex DeBrincat (51.) erzielten vor 10 301 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen in Herning die Tore für die Amerikaner, die zuvor mit zahlreiche­n hochkaräti­gen Chancen am starken Nürnberger Torhüter Niklas Treutle bei dessen WM-Premiere gescheiter­t waren. Marco Sturm sollte später loben: „Er hat ein Riesenspie­l gemacht.“Die deutsche Offensive um Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers mühte sich redlich, blieb aber nach sechs Treffern bei den PenaltyNie­derlagen gegen Dänemark (2:3) und Norwegen (4:5) erfolglos.

Nach der schwachen Leistung gegen Norwegen hatte der Ingolstädt­er Timo Pielmeier das Tor räumen müssen. Ihn ersetzte Treutle – der heuer achte WM-Debütant im deutschen Team. In der Abwehr musste der Nürnberger Oliver Mebus wieder dem Düsseldorf­er Bernhard Ebner weichen.

„Wir müssen strukturie­rter spielen“, hatte der Doppeltors­chütze aus der Norwegen-Partie, Patrick Hager, gefordert. „Generell eine bessere Mannschaft­sleistung“wollte Marco Sturm sehen. Deutlich konzentrie­rter als in den ersten beiden Spielen ging sein Team dann auch zu Werke - in der Defensive und in der Offensive. Markus Eisenschmi­d (4. Minute) sowie Dominik Kahun (5.) und Draisaitl (9.), die erstmals zusammen in einer Reihe spielten, hatten gute Chancen zum Führungstr­effer.

Auf der anderen Seite glänzte Treutle mit zwei starken Paraden gegen DeBrincat (10.) und Cam Atkinson (11.) – bei der zweiten kratzte er den Puck mit der Kelle von der Linie. Der Nürnberger, in der abgelaufen­en Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) statistisc­h der beste Torhüter, strahlte mehr Ruhe und Souveränit­ät als Pielmeier aus.

Auch einen Alleingang von Colin White parierte Treutle glänzend (25.). Der 27-Jährige, der 2016 nach nur 50 Minuten mit fünf Gegentoren im Kasten der Arizona Coyotes seinen Traum von der NHL begraben musste, war dann aber doch machtlos. Gerade als 65 Sekunden in 3:5-Unterzahl abgelaufen waren, schlenzte Kane die Scheibe in den Winkel.

Die nächste Strafzeit führte zum zweiten Gegentreff­er durch Ryan. Auf der Gegenseite ließen Draisaitl und Co. 82 Sekunden mit fünf gegen drei Mann ungenutzt. Das DEB-Team bemühte sich weiter, klare Chancen sprangen kaum mehr heraus. Stattdesse­n erhöhten die USA: DeBrincat sorgte nach einem Fehler von Jonas Müller für die Entscheidu­ng. Leon Draisaitls Fazit klang trotzig: „Es wird immer schwierige­r. Aber wir wissen, dass noch Möglichkei­ten bestehen.“

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FOTO: IMAGO Viel Betrieb – aber Torhüter Niklas Treutle behielt gegen die USA zumeist den Durchblick. Dreimal allerdings war auch der Nürnberger machtlos.

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