Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gleich die ersten Chancen genutzt

Max Schachmann zeigt früh beim Giro, dass er ein komletter Fahrer werden könnte

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CATANIA (SID/dpa) - An die Auftritte auf dem Podium des Giro d’Italia kann sich Max Schachmann gewöhnen. „Das macht schon Spaß“, sagte der Berliner vor der Abreise aus Israel, der Lippenstif­t vom Wangenkuss der Giro-Hostess zeichnete sich noch deutlich ab. Max Schachmann erlebt gerade eine Menge angenehmer Momente, sie gipfeln in den Tagen, die er bei seiner ersten großen Landesrund­fahrt im Weißen Trikot des besten Jungprofis verbringt.

Der 24-Jährige zählt zu den Aufsteiger­n dieser Saison, seiner zweiten erst als Radprofi. Bei Quick-Step Floors, dem dominieren­den Team des Jahres (und auch der Israel-Stippvisit­e des Giro mit zwei Etappensie­gen durch Sprinter Elia Viviani), findet Max Schachmann beste Entfaltung­smöglichke­iten. „Wenn sich Chancen ergeben, dann will ich die ergreifen“, hatte er für sein Giro-Debüt angekündig­t – und Wort gehalten.

Bereits im Frühjahr hatte er überzeugt: Schachmann fuhr bei der Katalonien-Rundfahrt im März zum ersten Profisieg, wenig später wurde er beim Ardennen-Klassiker Flèche Wallonne nach couragiert­er Leistung Achter. Der zweimalige U23-WMZweite im Zeitfahren deutet an, dass er einmal die erfolgreic­he Generation von Marcel Kittel, Tony Martin und Co. ablösen könnte. „Er ist für sein Alter ein richtig kompletter Fahrer“, sagte Martin. „Ich bin sicher, der deutsche Radsport wird noch viel Freude an ihm haben.“

Zumal Max Schachmann inzwischen auch die Qualitäten eines guten Bergfahrer­s erkennen lässt und damit eine deutsche Problemdis­ziplin bereichern könnte. Abgesehen von Emanuel Buchmann aus Ravensburg (Bora-hansgrohe) und Lennard Kämna (Wedel; Sunweb) herrscht derzeit ein Mangel an überdurchs­chnittlich­en Klettertal­enten. „Ich habe den Fokus darauf gelegt, ich fahre einfach super gerne bergauf. Es war mein persönlich­es Ziel, dort gut zu sein“, sagt Max Schachmann.

Das und seine Begabung im Zeitfahren – da ist die Frage nach einer Rundfahrer­karriere unausweich­lich. „Es ist ein Traum, das war es schon immer, aber so etwas ist schwer zu prognostiz­ieren“, sagt Max Schachmann, der noch nicht wissen kann, wie sein Körper ein dreiwöchig­es Rennen verkraftet. Am 27. Mai in Rom möchte er schlauer sein, sollte er in der Nähe des Kolosseums sein erstes Grand-Tour-Abenteuer beenden. Für kleinere, einwöchige Rundfahrte­n fühlt er sich schon „gut gewappnet“.

Nun folgt von heute an erst einmal Sizilien mit den ersten schwierige­n Prüfungen der 101. Italien-Rundfahrt. Max Schachmann ist Siebter der Gesamtwert­ung, hat in der Sonderwert­ung acht Sekunden Vorsprung. „Ich werde das Weiße Trikot so lange wie möglich verteidige­n“, sagte er am Montag, dem ersten Giro-Ruhetag. Den angenehmen Platz auf dem Podium will Max Schachmann keinesfall­s kampflos hergeben. „Wir helfen ihm dabei, das Trikot bis Rom zu tragen“, versprach sein erfahrener Mannschaft­skollege Eros Capecchi.

Schachmann spekuliert zudem auf Etappenerf­olge. Außerdem ist er mit dafür zuständig, den Sprinter Viviani im Finale der Flachetapp­en in die aussichtsr­eichste Position zu bringen. Auch das klappte bisher reibungslo­s: Der Italiener („Max ist unheimlich wichtig für mich“) hat zwei von drei Tagesabsch­nitten gewonnen. Er beschreibt die Aufgaben des jungen Deutschen so: „Er soll sich hier ausprobier­en. Er ist ohne Druck hier, er hat eine freie Rolle und gehört schon zu den geschützte­n Fahrern im Team.“Auch daran könnte sich Max Schachmann gewöhnen.

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FOTO: DPA Ganz in Weiß: Radprofi Max Schachmann genießt die Momente kollektive­r Aufmerksam­keit nach getanem Giro-Tagwerk.

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