Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Deutscher Bio-Ungeist
Tatort: Sonnenwende (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) -
„Wir wollten keinen Werbefilm für den Schwarzwald-Tourismus drehen, Touristen gibt es genug“, war von Senderseite zu hören, als der neue SWR-„Tatort“geplant wurde. Und in der Tat, auch der zweite Schwarzwald-Krimi kommt äußerst düster daher. Anfangs geht es auf dem Biobauernhof der Familie Böttger zwar noch idyllisch zu. Die Kinder leben handylos und helfen brav mit. Als die älteste Tochter Sonnhild an Diabetes stirbt, kommen die Kommissare ins Haus, weil es Zweifel an der Todesursache gibt. Besonders Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) ist misstrauisch und stößt schnell auf allerhand Ungereimtheiten. Kollege Hans-Jochen Wagner (Friedemann Berg) hingegen tut sich mit den Ermittlungen schwer, ist Bauer Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) doch ein früherer Schulfreund von ihm. Und das wird Wagner, man ahnt es, dann auch fast zum Verhängnis. Die Böttgers sind nämlich völkische Siedler, leben sektenähnlich und benutzen Worte wie „Volkstod“und „deutsches Blut und Boden“.
Unter der Regie von Umut Dag ist ein bis in die kleinste Nebenrolle grandios gespielter Krimi entstanden, der in starken Bildern erzählt und bis zum Schluss spannend bleibt. Schade nur, dass von den ach so Traditionsbewussten kaum einer tatsächlich alemannisch schwätzt. Aber das ist wohl der gesamtdeutschen Zuschauerschaft geschuldet.