Schwäbische Zeitung (Tettnang)
In Sachen Verkehr und Internet drückt der Schuh
IHK stellt in Langenargen ihre Umfrageergebnisse zur Standortzufriedenheit vor – „Nicht alte Fehler wiederholen“
LANGENARGEN (sig) - Die Bodenseeautobahn ist gescheitert. In Langenargen wird es immerhin eine Datenautobahn geben. Bürgermeister Achim Krafft hat zum Auftakt der vorgestellten IHK-Umfrageergebnisse zur Standortzufriedenheit unter den zentralsten Problemen der Gemeinde die täglichen Verkehrsstaus genannt und davor gewarnt, die Raumschaft-Fehler auf der Straße im Bereich Glasfaser zu wiederholen. Langenargen werde viel Geld in die Hand nehmen um ein „flächendeckendes Glasfasernetz aufzubauen“, kündigte er an. Sein Gemeinderat verfolge das Ziel, nach den Investitionen im Gewerbegebiet im Nahbereich der Gemeinde mit der Aufrüstung zu beginnen.
Der Bürgermeister geißelte am Dienstagabend im Spiegelsaal des Schloss Montfort die vor Jahrzehnten getroffene Entscheidung gegen die Bodenseeautobahn, die zu den heutigen Problemen, den täglichen Staus, geführt habe. Wolfgang Heine, bei der IHK für die Standortpolitik zuständig, sieht kein einziges baureifes Projekt in der Schublade, wenn einmal die derzeitigen Baustellen um Ravensburg, Friedrichshafen und Überlingen „herum“fertig sind. „Es gibt keine Federstrich-Planung“, beklagte er. Außerdem ist für weitere Straßen kein Geld hinterlegt. Dabei würde schon eine dritte Spur auf der Umfahrung Kressbronn helfen. Achim Krafft und später der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Langenargen, Karl-Heinz Scheriau, riefen dazu auf, gegenüber Politikern immer wieder diese Verkehrsprobleme zu benennen. Langenargener Sorgen, die sich auch in den Umfrageergebnissen wiederspiegeln, sind weiterhin bezahlbaren Wohnraum bereitstellen zu können sowie der nicht zu befriedende Bedarf an Gewerbeflächen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Professor Peter Jany beleuchtete aus der Umfrage die Ergebnisse des einzigen Doppelstandortes Kressbronn-Langenargen, und berichtete allein für Langenargen ein Bevölkerungswachstum von 9,8 Prozent seit dem Jahr 2000. Bis 2025 werde es nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes - die durch Prognosen unterleget sind – ein „kleines Wachstum“ von drei Prozent geben. Seit 16 Jahren auch steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der „Sonnenstube am Bodensee“.
Straßen ertüchtigen
Den Firmen, die in der Umfrage zu 27 Standortfaktoren aus den Themengebieten Infrastruktur und Verkehr, Fachkräfte und Bildung sowie Standortattraktivität antworteten, ist die Breitbandversorgung am wichtigsten, gefolgt von der Versorgungssicherheit Strom und der allgemeinen Sicherheit. „Sehr wichtig“ist ihnen auch eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung, das Image der Region, ihre medizinische Versorgung, die Kosten von Gewerbeimmobilien und genügender Wohnraum oder die Höhe der Gewerbesteuer.
„Sehr zufrieden“sind die Unternehmen mit den örtlichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten, der Stromversorgung, dem Image der Region und der medizinischen Versorgung. Unzufrieden ist man bei den Kosten für Gewerbeimmobilien, dem Wohnraum-Angebot, ausreichend qualifizierten Fachkräften, der Gewerbesteuer-Höhe und verfügbaren Auszubildenden. Hier und bei der Breitbandversorgung sieht man Handlungsbedarf. „Es kann nicht sein, dass Unternehmen wegziehen müssen, weil Erweiterungsflächen fehlen“, forderte Jany eine notwendige organische Entwicklung. Fragen nach der Bodenseeautobahn beschied auch er abschlägig. „Die wird nicht kommen, die Zeit ist vorbei“, damit müsse man sich abfinden, sagte er, um zu bedauern, dass sämtliche Autobahnen peripher um den Regierungsbezirk herum führen. Gebot der Stunde müsse jetzt sein, die Bundesstraßen als Zubringer zu ertüchtigen und sie vierspurig zu planen.
Zu unbesetzten Ausbildungsstellen sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer, es sei noch nicht lange her, dass IHK-Mitarbeiter in Betriebe gefahren seien um darum zu bitten auszubilden. In Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei viel bewegt worden. Der Flughafen sei für die Region ein wichtiger Standortfaktor. Zuvor hatte Bürgermeister Achim Krafft an die hohe stattliche Förderung des Landeplatzes in Memmingen erinnert.
Ein Trio der Jugendmusikschule Langenargen hat die Veranstaltung prächtig bereichert, ehe auch die 50 Teilnehmer das Ambiente des frühen Sommerabends auf der SchlossTerrasse erleben durften.
„Es kann nicht sein, dass Unternehmen wegziehen müssen, weil Erweiterungsflächen fehlen“