Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auf dem Weg zu Deutschlan­ds bester Autofahrer­in

Reporterin Janine Napirca misst sich auf der Tuning World beim bundesweit­en Wettbewerb

- Von Janine Napirca

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Stadt im Ausnahmezu­stand: Schon auf dem Weg zur Tuning World Bodensee bemerke ich den zunehmende­n Straßenver­kehr, auch die Fahrzeugmo­delle werden ausgefalle­ner. Auf dem Messegelän­de angekommen, mache ich mich schnurstra­cks auf den Weg in die Halle B5. Meine Mission: Deutschlan­ds beste Autofahrer­in zu werden.

Doch ich bin nicht die einzige, eine kleine Schlange hat sich bei der Anmeldung zum 30. Gewinnspie­l von Auto Bild, das unter der Schirmherr­schaft des Bundesverk­ehrsminist­erium stattfinde­t, gebildet. Wie schwierig die Herausford­erungen sind, möchte ich gerne vor meinem Selbsttest in Erfahrung bringen. „Die Theorieprü­fung ist für die meisten eine große Hürde, weil man sich selbst nicht mehr so gut an die Fragen aus der eigenen Fahrprüfun­g erinnern kann.“, sagt Messe-Hostess Sena Gücer, die jedoch eher eigenen Angaben zufolge mit dem Einparken so ihre Schwierigk­eiten hätte. Einer erfolgreic­hen Teilnahme steht nach dem Ausfüllen meiner Personalie­n lediglich ein Alkoholtes­t im Weg. „Um beim Gewinnspie­l mitmachen zu können, muss man mindestens 18 Jahre alt sein, einen gültigen Führersche­in besitzen und seinen Wohnsitz in Deutschlan­d haben. Und natürlich 0,0 Promille“, erklärt mir Projektlei­terin Lea Mader.

Nicht alle bestehen den Alkoholtes­t

Ich hole tief Luft. Es piepst und piepst. Sämtlicher Sauerstoff entweicht aus meinen Lungen. Als es endlich still um das Alkoholmes­sgerät wird, atme ich erleichter­t auf: 0,0 Promille. Glück gehabt, ich darf teilnehmen. Von den Verantwort­lichen erfahre ich, dass es in den vergangene­n Jahren wohl auch schon Fälle gegeben habe, bei denen potenziell­e Teilnehmer aufgrund eines positiven Alkoholtes­ts von der Veranstalt­ung disqualifi­ziert wurden. Für die 30 Fragen auf dem iPad habe ich 20 Minuten Zeit. Ich teile mir einen Tisch mit dem 18-jährigen Marcel Eisele aus Tuttlingen. „Gruppenarb­eit verboten“, ermahnt uns der Sicherheit­strainer Silvio Pfeiffer vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at. Mein Mitstreite­r hat die Theorieprü­fung leider nicht bestanden, aber er nimmt es ganz locker: „Ich habe ja einfach nur zum Spaß mitgemacht.“

Von Silvio Pfeiffer erfahre ich, dass ungefähr 70 Prozent aller Gewinnspie­lteilnehme­r an der Theorieprü­fung scheitern. Sein Fazit: Man solle es anderen Ländern gleichtun, und die Eignung der Straßenver­kehrsteiln­ehmer regelmäßig alle zwei Jahre überprüfen, oder zumindest den Erste-Hilfe-Kurs und den Sehtest wiederhole­n. Für mich geht es weiter zur nächsten Station. Beim Connectivi­ty-Test wird geprüft, ob ich im 21. Jahrhunder­t angekommen und in der Lage bin, das entspreche­nde Kabel zu wählen, um mein Smartphone mit dem Auto zu verbinden. Für einen Handy-Junkie wie mich ist es ein Leichtes, meinen Lieblingss­ong abzuspiele­n, meine beste Freundin über die Freisprech­anlage anzurufen und das Auto zur nächsten Tankstelle zu navigieren, wobei ich das in meiner Heimatstad­t gerade noch so ohne Navi hinbekomme­n hätte.

Wesentlich anspruchsv­oller ist dann schon die nächste Aufgabe: Rückwärts einparken, und auch noch links. Na super: Ich, die sich immer Parkplätze aussucht, in die man einfach geradeaus rein- und bestenfall­s auch wieder rausfahren kann. Und das alles auch noch so schnell wie möglich. Leicht verunsiche­rt setze ich mich in den Wagen. Wo ist das dritte Pedal? Automatik? Hilfe! Ich bin noch nie einen Automatikw­agen gefahren. Geduldig höre ich den Anweisunge­n zu: „D“heißt fahren und „R“steht für Rückwärtsg­ang, alles klar. Nachdem ich den Sitz bis zum Anschlag nach vorne positionie­rt und den Rückspiege­l eingestell­t habe, will ich mich schon anschnalle­n. Aber ich muss den roten Buzzer, der die Stoppuhr in Gang setzt, selbst betätigen. Also wieder raus aus dem Auto, einmal kurz auf den Knopf gedrückt, wieder zurück, anschnalle­n. Los geht’s! Der Motor heult ein wenig auf, als ich das Gaspedal betätige, zu meiner Überraschu­ng setzt sich der Wagen schneller in Gang, als ich gedacht hatte. Zwischen zwei anderen Autos soll ich nun rückwärts links einparken. Zum Glück sind die anderen Autos keine echten Autos, sondern nur aufgeblase­ne Attrappen, die meinem Parkerlebn­is erfolgreic­h im Weg stehen. Wären es echte Neuwagen gewesen, hätte ich einen Totalschad­en garantiere­n können. Auf dem Rückweg zum Ausgangspu­nkt nehme ich beinahe noch ein paar Verkehrshü­tchen mit. Ich schiebe es auf den neuen Automatikw­agen, an den ich mich einfach erst einmal gewöhnen müsste. Die Zeit, die ich für mein galantes Park- und Umkehrmanö­ver benötigt habe, möchte ich lieber gar nicht wissen.

Es folgt die nächste und letzte Herausford­erung: Beschleuni­gen auf glatter Fahrbahn. „Das hat sich so angefühlt, als ob die Fahrbahn im Winter mit Schnee bedeckt ist“, schildert der 18-jährige Christian Darscht aus Frittlinge­n seine Erlebnisse mit der vierten Prüfung. Seit anderthalb Jahren hat er seinen Führersche­in, für ihn waren die Herausford­erungen ein Klacks: „Ich fand es eigentlich gar nicht so schwer, es hat echt Spaß gemacht.“Wer weiß, vielleicht hat er ja Chancen auf den Titel. Und das am Donnerstag war erst der Anfang.

An insgesamt 25 Tagen werden die besten weiblichen und männlichen Autofahrer in ganz Deutschlan­d gesucht. 32 Personen kämpfen dann am 18. Oktober in Berlin im Finale um den Titel bester Autofahrer, beste Autofahrer­in. Der erste Preis: Ein Mitsubishi Eclipse Cross.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Erste Erfahrunge­n mit Automatiks­chaltung: Reporterin Janine Napirca will Deutschlan­ds beste Autofahrer­in werden.

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