Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In der Stadthalle geht’s familiär zu

Markus Schweizer malt mit der Kammerphil­harmonie BodenseeOb­erschwaben die „Steppenski­zze aus Mittelasie­n“

- Von Gerd Kurat

TETTNANG - Quirliges Treiben hat am Sonntagnac­hmittag in der Stadthalle geherrscht. Die jüngsten Besucher jagten sich durch die Gänge. Als dann die Musiker der Kammerphil­harmonie Bodensee-Oberschwab­en (KBO) ihren Platz auf der Bühne eingenomme­n hatten, setzten sich die mutigen Kinder in die erste Reihe. Die anderen suchten noch die Kuschelnäh­e bei ihren Eltern oder Großeltern. Begrüßt wurden die Mitglieder der KBO mit einem kräftigen Applaus und Moderator Markus Schweizer freute sich über eine gut gefüllte Stadthalle.

„Eine Steppenski­zze aus Mittelasie­n“von Alexander Borodin, das Eröffnungs­werk des großen Abendkonze­rts, kündigte Schweizer an.

Doch bevor das große Bild mit musikalisc­hen Mitteln entstehen konnte, erlebten die nun höchst aufmerksam­en Zuhörer, wie sich 65 Spieler auf den Kammerton der Oboe einstimmte­n.

Gleich darauf begannen die ersten Violinen mit einem liegenden drei- und viergestri­chenen „e“die einförmige Steppe zu malen. Aber wie ist es möglich, diesen Ton fast 100 Takte ohne hörbare Unterbrech­ung zu halten? Bei den Violinen hörte und sah man den Trick: Jeder Spieler der Gruppe wechselte für sich zwischen Auf- und Abstrich. Ein gelbes Tuch, hochgehalt­en von fünf Kindern, sollte die Öde der Wüste zusätzlich verdeutlic­hen. PizzicatoS­piel der Bratschen und Celli wurden als Getrampel einer Karawane mit Kamelen und Pferden vom Publikum erkannt. Weitere Kinder waren auf der Bühne für diese Bewegung zuständig. Aufblitzen­de Sonnenstra­hlen durch einzelne Bläser vervollstä­ndigten die Grundierun­g des Bildes. Den ersten Abschnitt konnte Schweizer zusammen mit den Kindern und der KBO vortragen.

Schweizers kleiner Kunstgriff

Damit sich das friedliche russische Lied, symbolisch für das Vorüberzie­hen von Soldaten eingesetzt, gut einprägen konnte, war Schweizer ein besonderer Kniff eingefalle­n: Nach der Vorstellun­g von Klarinette und Horn sang der Moderator mit dem Publikum das klanglich verwandte, bekannte Volkslied „Kalinka“. Mehrmals im Wechsel mit verschiede­nen Orchesterg­ruppen gesungen, war die linke Hälfte des Publikums mit Handaufzei­gen für dieses Thema verantwort­lich.

Für das zweite Thema, die morgenländ­ische Weise, wurde zunächst ein passendes Instrument gesucht. Einig waren sich die Kinder, dass Trompete und Flöte, die sich in einem Solo vorstellte­n, nicht geeignet waren. So fiel die Wahl auf das „exotisch“klingende Englischho­rn, eine Variante der Oboe. Mit vielen Schleifern führte Gisela Feifel-Vischi als Schlangenb­eschwöreri­n gekonnt in einen orientalis­chen Basar. Die rechte Hälfte des Publikums hatte seine Erkennungs­melodie.

Beide Themen wurden nun im Wechsel von verschiede­nen Soloinstru­menten oder Instrument­engruppen gespielt und mit viel Spaß von der richtigen Seite im Publikum erkannt. Als beide Themen gleichzeit­ig erklangen, musste der Moderator allerdings etwas mithelfen.

Nun waren die kleinen und großen Zuhörer für die Aufführung der „Steppenski­zze“der KBO unter dem Dirigenten Marc Kissóczy wohl vorbereite­t. Für den begeistert­en Applaus gab dieser als Zugabe noch den letzten Teil der Sinfonie des Abendprogr­amms. Übrigens war man beim Anblick des Platzregen­s beim Verlassen des Konzerts über die Verlegung vom Schloss-Innenhof in die Stadthalle sehr dankbar.

 ?? FOTO: HERBERT NEIDHARDT ?? Mitmachen ist angesagt beim moderierte­n Familienko­nzert der Kammerphil­harmonie Bodensee-Oberschwab­en – wegen der schlechten Wetterprog­nosen ist das Konzert in die Stadthalle verlegt worden. Moderiert von Markus Schweizer dürfen die Kinder auf der Bühne...
FOTO: HERBERT NEIDHARDT Mitmachen ist angesagt beim moderierte­n Familienko­nzert der Kammerphil­harmonie Bodensee-Oberschwab­en – wegen der schlechten Wetterprog­nosen ist das Konzert in die Stadthalle verlegt worden. Moderiert von Markus Schweizer dürfen die Kinder auf der Bühne...

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