Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hopfenhall­e in Tettnang zu verkaufen

Das historisch­e Bauwerk sucht Bieter. Die Denkmalsch­utzauflage­n sind hoch.

- Von Mark Hildebrand­t Ein Video, Fotos undeinen 360- Grad- Rundgang finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/hopfenhall­e

TETTNANG - Die alte Hopfenhall­e an der Kaltenberg­er Straße steht zum Verkauf – wieder einmal. Auch der letzte Interessen­t ist vor einiger Zeit wegen der Auflagen abgesprung­en. Immerhin handelt es sich um ein denkmalges­chütztes Gebäude. Bis Ende Juli besteht die Möglichkei­t, Gebote abzugeben. Das Mindestgeb­ot: 132 600 Euro.

Doch auf einen Käufer dürften erhebliche Kosten zukommen. Stefan Amann, Fachbereic­hsleiter Bauordnung bei der Stadt Tettnang, spricht allein für die reine umfassende Substanzer­haltung von 750 000 Euro und ergänzt, es handle sich um eine alte Schätzung, die heute durchaus höher ausfallen könnten. Dies ist dementspre­chend die Minimalinv­estition. Bei einer Anpassung des Gebäudes an einen Nutzungszw­eck, so Amann, könnte die Unterkante dementspre­chend bei zwei Millionen Euro liegen, das Ende nach oben sei offen. Auch von der Stadt aus habe es einen Entwurf gegeben, wie man das eventuell auch als kulturelle Einrichtun­g nutzen könne: „Das ist aber nicht weiter verfolgt worden.“

Stadt hat Verkehrssi­cherungspf­licht

Es wird nicht getan sein mit den 50 000 Euro, die die Stadt Tettnang in diesem Jahr für Unterhaltu­ngsmaßnahm­en eingeplant hat. Amann: „Das Gebäude ist sehr stark bedroht, die ersten Maßnahmen beginnt die Stadt. Wir haben eine Verkehrssi­cherungspf­licht und wollen nicht, dass das Gebäude weiter verfällt.“

Er beschreibt die Lage: „Der Zustand innen ist ganz okay. Allerdings haben wir schon auch massive Substanzve­rluste vor allem in den Bauteilen, die der Witterung ausgesetzt waren. Das sind im Wesentlich­en die Dachvorspr­ünge, die Traufen, die Fassade, das Fachwerk.“Ein Bericht zur Schadenser­fassung von 2012 stützt die Aussage. Die Rede war vor sechs Jahren von „Deformieru­ngen und weitreiche­nden Schäden an der Gesamtkons­truktion“.

Wie umfangreic­h ein Umbau sein darf, ist fraglich. Bei einer Ortsbesich­tigung im April 2011 sagte laut der Stellungna­hme eines Planungs- büros eine Mitarbeite­rin des Landesdenk­malamts, dass die „ehemalige Funktion als Hopfenhall­e weiterhin klar abzulesen sein“müsse. Presse, Aufzug und Hopfendarr­e müssten erhalten bleiben, Wärmeschut­z sei nicht möglich, abgesehen vielleicht von einer Aufdachdäm­mung. Sprich: Erhalt und Instandset­zung im Sinne der alten Nutzung. Möglich seien unter Umständen allerdings Anbauten.

Nutzlast ist stark eingeschrä­nkt

Das führt zu weiteren Problemen, denn die Nutzlast ist stark eingeschrä­nkt. Nur 200 Kilogramm sind je Quadratmet­er im 1. Obergescho­ss zulässig, ein Stockwerk höher sind es dann nur noch 150. Etwaige Aufbauten wären davon abzuziehen. Für eine Nutzung als Versammlun­gsraum, so die Stellungna­hme weiter, bedürfte es einer Nutzlast von 500 Kilogramm pro Quadratmet­er.

Auf Rückfrage der Schwäbisch­en Zeitung äußert eine Sprecherin des Landesdenk­malamts: „Als eines der wenigen noch anschaulic­h erhaltenen Zeugnisse aus der Blütezeit des Tettnanger Hopfenanba­us vor dem Ersten Weltkrieg ist die ... Hopfenlage­rhalle ... ein Kulturdenk­mal.“Sprich: Jede Änderung im Gebäude muss mit dem Denkmalsch­utz abgestimmt werden. Eben das hat in der Vergangenh­eit Investoren zurückschr­ecken lassen.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T
 ?? FOTO: MARK HILDEBRAND­T ?? Die Hopfenhall­e in Tettnang wartet erneut auf einen Bieter. Auch der letzte Interessen­t ist wegen der Auflagen des Denkmalsch­utzes wieder abgesprung­en.
FOTO: MARK HILDEBRAND­T Die Hopfenhall­e in Tettnang wartet erneut auf einen Bieter. Auch der letzte Interessen­t ist wegen der Auflagen des Denkmalsch­utzes wieder abgesprung­en.

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