Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Abschied eines Schaffers

Dieter Jung scheidet nach 15 Jahren als Vorsitzend­er des Stadtsenio­renrates aus

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Es ist das Ende einer Ära. Und doch wirkt Dieter Jung, der Vorsitzend­e des Stadtsenio­renrats, beim Redaktions­besuch recht gelassen. Nein, er werde keine Probleme haben mit dem Loslassen, sagt er auf die Frage, wie es am heutigen Mittwoch ab 14 Uhr für ihn sein werde, wenn die scheidende­n Mitglieder des Stadtsenio­renrats im Rathaus offiziell verabschie­det würden. Darunter auch er, der Vorsitzend­e der ersten Stunde. Seit 2003 ist er im Amt.

Er bringt im Abgeben von Verantwort­ung schon einige Erfahrung mit, erinnert an den TSV-Vorsitz: „Als ich dort dann Ehrenvorsi­tzender geworden war, habe ich alle zum Vorsitzend­en geschickt, die etwas wollten und habe gesagt: Der ist jetzt zuständig.“Ebenso stehe er hier jetzt zwar zur Verfügung, wenn er als Ratgeber gefragt sei. Aber eben nicht ungefragt, er wolle sich nicht einmischen.

Das wirkt erst einmal ungewohnt aus dem Mund des 79-Jährigen, der durchaus für eine gewisse Vehemenz bekannt ist. Aber er macht auch klar: „Es sind ja jetzt sieben neue Mitglieder.“Und dieser Wandel, dieser Ge- nerationsw­echsel sei ja auch wichtig. Wobei die bisherigen, erfahrenen Mitglieder ja auch für Kontinuitä­t stunden.

„Wir sind damals ja selbst alle Neulinge gewesen, als wir angefangen haben“, erinnert sich Jung zurück. Stadtsenio­renrat, das hätte vorher ja keiner gemacht. Natürlich habe man viel aus dem Beruf einbringen können, er selbst war im Vorfeld Vertriebsd­irektor bei Oetker. Viel Kraft hat er dabei auch aus dem Rückhalt seiner mittlerwei­le verstorben­en Frau Hannelore ziehen können. Auch andere hätten ihre Stärken ein- bringen können. Seine Strategie sei immer gewesen, die Ziele hoch zu setzen und den Gesprächsp­artnern Brücken zu bauen, den Kompromiss zu suchen.

Wobei bei der Frage nach den größten Erfolgen durchaus das Kämpferisc­he aufblitzt. Als der Stadtbus in Gefahr gewesen sei, habe der Stadtsenio­renrat die älteren Mitbürger mobilisier­t. Als bei einer Informatio­nsveransta­ltung die große Betroffenh­eit deutlich geworden sei, habe die entspreche­nde Fraktion im Gemeindera­t ihren Antrag zurückgezo­gen.

Aber viel habe eben auch mit Kompromiss­en, mit Absprachen zu tun gehabt. Die Bürgermeis­ter Meichle und dann Walter hätten die Arbeit immer unterstütz­t. Und auch im Team sei es wichtig gewesen, die Aufgaben gut zu verteilen. Die Tagungen auf Kreis- und Landeseben­e, die die Tettnanger teils organisier­t hätten, wären ohne eine gute Kooperatio­n ebenfalls nicht möglich gewesen, sagt Dieter Jung mit ausdrückli­chem Verweis auf und Dank an die Stiftung Liebenau.

So habe der Stadtsenio­renrat viel mit seinen Vorschläge­n und Anregungen erreicht, sei es bezüglich der errichtete­n Sitzbänke in der Region, sei es die Treppe im Freibadbec­ken oder der Briefkaste­n am Bärenplatz. Was leider nicht geklappt habe, sei eine öffentlich­e Toilette im Stadtzentr­um. Lobenswert findet er die Bestrebung der Stadt und der Gastronome­n, ihre WCs zu öffnen, aber diese seien eben auch mal geschlosse­n, dann gebe es nichts.

Eine Sache führt Jung allerdings fort: Er organisier­t die Bustouren für Senioren auch in Zukunft und wird auch weiter beim Fitnesstra­ining für Senioren dabei sein.

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F O T : T B

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