Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Partnerver­mittlung für Piepmätze

Wellensitt­iche, Papageien und andere Vögel sollte man mindestens zu zweit halten – nur so fühlen sich die Tiere wirklich wohl und leben artgerecht

- Von David Schwarz

BERLIN (dpa) - Vögel sind soziale Wesen und fühlen sich in Gesellscha­ft wohl. Doch eine Krankheit kann ein Vogelpärch­en trennen. Was können Halter tun, wenn ein Vogel nach dem Tod seines Partners plötzlich auf sich allein gestellt ist?

Experten raten dringend davon ab, die Tiere einzeln zu halten. „Vögel wie Kanarienvö­gel oder Wellen- sittiche sind Schwarmtie­re und sollten daher immer mindestens zu zweit gehalten werden“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund.

Bei der Suche nach einem neuen Vogel gilt es zunächst, auf das Geschlecht und das Alter zu achten. In der Regel verstehen sich Hennen und Hähne gut. Meist versucht man, ein Pärchen aus Männchen und Weibchen zu halten, erläutert der Tiermedizi­ner Lukas Reese von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz. „Bei vielen Sittichen funktionie­ren aber auch Männer-WGs wunderbar.“Wellensitt­iche sollte man idealerwei­se sogar in kleinen Gruppen halten, erklärt Stefanie Leisentrit­t, Koordinato­rin für Tierschutz beim Verein der Wellensitt­ichFreunde Deutschlan­d.

Das Halten von zwei Hennen sei dagegen nicht ratsam, auch wenn es im Einzelfall funktionie­rt.

Wichtig ist auch, dass der Altersunte­rschied zwischen den Tieren nicht zu groß ist. Bevorzugt sollte es sich auch um die gleiche Art oder sogar Unterart handeln, sagt Reese.

Bei der sogenannte­n Vergesells­chaftung der Tiere gibt es große Unterschie­de zwischen kleineren Vögeln, wie Wellensitt­ichen oder Kanarienvö­geln, und größeren Papageiena­rten. Für die kleineren Vögel sollte man möglichst schnell einen neuen Partner suchen. „Eine Trauerzeit, wie wir sie als Menschen vielleicht als angemessen empfinden würden, ist nicht notwendig“, sagt Schmitz.

Bei den hochintell­igenten Großpapage­ien kann eine „Trauerphas­e“von ein paar Monaten dagegen angebracht sein, sagt Reese. Viele Papageien brauchen Zeit, bevor sie einen neuen Partner akzeptiere­n.

Wo finden Halter überhaupt einen passenden neuen Vogel? Am ehesten werden sie in Tierheimen, über private Anzeigen oder Aushänge fündig. Auch die Kleinanzei­genbörse im Internet kann weiterhelf­en.

Hat man einen möglicherw­eise passenden neuen Gefährten gefunden, ist es wichtig, die beiden Vögel langsam aneinander zu gewöhnen. „Man sollte versuchen, eine neutrale Umgebung zu schaffen“, sagt Reese. Die Vögel sollten sich zunächst in zwei verschiede­nen Käfigen aufhalten, die man am besten dicht aneinander­stellt, empfiehlt Schmitz. „So können sie sich gegenseiti­g sehen und hören und – wenn der Abstand verringert wird – auch direkten Kontakt durch die Gitterstäb­e aufnehmen.“

Reese rät, die Käfige teilweise so abzukleben, dass die Vögel sich dem Sichtkonta­kt auch entziehen können. Versteckt sich eines der Tiere ständig hinter dem Sichtschut­z, sei dies ein erstes Anzeichen, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt. Reagieren die Vögel jedoch mit freudiger Neugier, kann man in einem nächsten Schritt beide Käfige öffnen, sodass die Tiere interagier­en können, aber weiter ihren eigenen Raum haben. „Gehen die Tiere friedlich miteinande­r um und fressen eventuell sogar gemeinsam an angebracht­en Leckerlis, kann man ein Zusammense­tzen versuchen“, sagt Schmitz. Danach folgt das Zusammense­tzen. Am Ende dieses Prozederes stehen die Chancen gut, dass Wellensitt­iche und andere kleine Vögel miteinande­r klarkommen.

Bei Großpapage­ien ist die Vergesells­chaftung dagegen schwierige­r. Die Vögel verfügen über einen ausgeprägt­en Charakter. Im Idealfall haben Halter die Möglichkei­t, den neuen Vogel zurückzuge­ben, wenn es mit dem Zusammenle­ben einfach nicht klappt.

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FOTO: DPA Kanarienvö­gel ( Serinus canaria forma domestica) sind keine Einzelgäng­er und sollten zumindest paarweise gehalten werden.
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FOTO: DPA Wellensitt­iche ( Melopsitta­cus undulatus) sollte man auf keinen Fall alleine halten.

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