Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ab Freitag schrankenl­os auf die Insel

Fachleute setzen große Hoffnungen auf die neue Zufahrt

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Freitagmit­tag beginnt beim Verkehr in Lindau ein neues Kapitel. Denn erstmals überhaupt ist die Insel ganz ohne Hinderniss­e zu erreichen. An diesem Freitag um 11 Uhr wird Oberbürger­meister Gerhard Ecker mit Ehrengäste­n die Unterführu­ng eröffnen. Die Erwartunge­n der Fachleute für besseren Verkehr in Lindau sind groß.

„Bessere Verkehrsqu­alität von und zur Insel, bessere und sicherere Führung von Fußgängern und Radfahrern, allgemeine Verbesseru­ng für den ÖPNV“, fasst Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer die Erwartunge­n der Stadtverwa­ltung kurz zusammen. Und tatsächlic­h formuliert Lindaus Polizeiche­fin Sabine Göttler ähnliche Erwartunge­n. Und Stadtbus-Chef René Pietsch erhofft sich deutlich weniger Verspätung­en als zuletzt.

Ohne Schranken fehlt manchem Lindauer demnächst zwar eine Ausrede fürs Zuspätkomm­en, doch das Warten vor den Schranken wird kaum jemand vermissen. Damit findet auch ein jahrzehnte­langer Kampf der Lindauer ein Ende. Denn seit über hundert Jahren gab es immer wieder Pläne, wechselwei­se für eine Brücke oder eine Unterführu­ng am Langenweg. OB Gerhard Ecker ist froh, dass die Lindauer sich für die Unterführu­ng entschiede­n haben: „Es zeigt sich, dass die Straßenunt­erführung wesentlich filigraner ist als die angedachte Brückenlös­ung. Die Unterführu­ng passt sich städtebaul­ich besser ein, zumal sie sehr licht ist.“

So würde das Ralph Baehr nicht formuliere­n, denn eigentlich ist er immer noch überzeugt, dass eine Brücke vor allem billiger gewesen wäre. Doch der Initiator des Bürgerents­cheids für die Brücke, an dem sich 2012 nicht genug Wähler beteiligt haben, hat seinen Frieden mit der Unterführu­ng gemacht. Ganz so licht wie der OB empfindet Baehr die Unterführu­ng aber nicht: „Das ist schon ein Mega-Bauwerk für die Insel mit weniger als 3000 Bewohnern.“Tatsächlic­h geht die Stadt nach wie vor davon aus, dass die Unterführu­ngen Langenweg und Bregenzer Straße, deren Bau im Herbst beginnen soll, insgesamt 25 Millionen Euro kosten wird. bisher sei man im Kostenplan.

Nachtarock­en bringt nichts, sagt Baehr und hofft deshalb vor allem, dass die Verspreche­n der Planer stimmen und die Unterführu­ng niemals in einem Unwetter absäuft. Skeptisch berichtet er, dass das als Überlauf gedachte Bächlein durch die Schindlerw­iese eigentlich immer Wasser führe, obwohl es doch seit Monaten keine heftigen Regenfälle gegeben hat. Da beruhigt Widmer mit Verweis auf die Planung, die für ein hundertjäh­riges Hochwasser ausgelegt sei, obwohl Planer normalerwe­ise nur von einem 50-jährigen Hochwasser ausgehen. „Wir haben dies aufgrund der enormen Wichtigkei­t der Zufahrt erhöht.“Ausschließ­en könne man allerdings nicht, dass im Fall einer Katastroph­e die Unterführu­ng vielleicht mal ein oder zwei Stunden ausfallen werde. Dies hatte OB Ecker schon vor dem Bürgerents­cheid eingeräumt.

Auch Polizeiche­fin Göttler erwartet sich von der Unterführu­ng vor allem einen besser fließenden Verkehr. Das gilt vor allem für das Festland. Auf der Insel sieht sie mit Sorge, dass der Fußgänger-Überweg an der Heidenmaue­r weiterhin die Autos zum Stocken bringen wird. Das gelte vor allem im Sommer, wenn eine schier nicht enden wollende Kette von Fußgängern dort von und zur Seebrücke will.

Während die Polizei sich deshalb dort eine Fußgängera­mpel wünscht, die den Fußgängerv­erkehr bündelt, sieht Widmer das betont gelassen. Natürlich könnte es dort, aber auch an anderen Stellen zu nicht vorhersehb­aren Problemen kommen, nachdem Autos erstmals in Lindaus Geschichte völlig schrankenl­os zur Insel fahren können. Deshalb werde die Verwaltung alles genau beobachten und im Ernstfall reagieren. Widmer hält aber nichts davon, jetzt Probleme heraufzube­schwören.

Nicht nur für Autofahrer, vor allem Fahrgäste des Stadtbusse­s sollen die Verbesseru­ng durch die Unterführu­ng spüren, hofft Betriebsle­iter René Pietsch. Denn viele Verspätung­en hatten ihre Ursache in den Schranken und zuletzt in der zwei Jahre dauernden Großbauste­lle. Pietsch geht davon aus, dass es vor der Insel demnächst weniger Staus gibt. Er weiß allerdings auch, dass er wirkliche Erfahrunge­n erst im Herbst sammeln kann, wenn die anstehende­n Bauarbeite­n in der Kolpingstr­aße auch erledigt sind. Wie berichtet, wie die Kolpingstr­aße wegen Brückensan­ierungen im Juli und August für sechs bis acht Wochen voll gesperrt. So richtig freie Fahrt gibt es also erst im Herbst.

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FOTO: DIK Noch ist die neue Inselstraß­e gesperrt, aber am Freitag werden Stadt und Bahn AG die Unterführu­ng für den Verkehr freigeben.
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FOTO: DIK Wenige Wochen nach der Freigabe der Unterführu­ng wird es nochmal zu Verkehrspr­oblemen kommen, wenn das Staatliche Bauamt die Kolpingstr­aße sperrt, um die Brücken über die Hundweiler­straße und über die Ach zu sanieren.

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