Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zwischen Fachkräfte­mangel und Digitalisi­erung

Geschäftsf­ührer Benedikt Otte blickt im Jahresberi­cht auf aktuelle Herausford­erungen

- Von Kirsten Lichtinger

FRIEDRICHS­HAFEN - In seinem jährlichen Bericht über die Wirtschaft­sförderung Bodenseekr­eis (WFB) vor dem Ausschuss des Kreistags für Verwaltung und Kultur ist der Geschäftsf­ührer Benedikt Otte auf die aktuellen Herausford­erungen eingegange­n. „Besorgnise­rregend ist der sinkende Anteil der kleinen und mittleren Unternehme­n (KMU) an Investitio­nen für Forschung und Entwicklun­g“, sagte Otte.

Die Folge seien eine Verschlech­terung der Marktposit­ion, weniger Innovation­en, eine Entwicklun­g der Betriebe hin als verlängert­e Werkbank der Zulieferbe­triebe und ein damit einhergehe­nder Druck auf die Preise. Die WFB steuere dagegen mit einer RegioWIN-Wettbewerb­sbeteiligu­ng, einem Programm zur Verbesseru­ng der regionalen Wettbewerb­sfähigkeit. Deren Ziel: Die Vernetzung der KMU untereinan­der und mit lokalen wissenscha­ftlichen Einrichtun­gen zu erleichter­n.

Wachsender Zulauf

Ein sogenannte­r Fördermitt­eltag solle außerdem den Zugang zu Forschung und Entwicklun­g aufzeigen. Beim Thema Digitalisi­erung Industrie 4.0 gehe es um den Einsatz der Breitband-Technik als Voraussetz­ung für eine funktionie­rende Digitalisi­erung. Auch dafür gebe es ein Förderprog­ramm mit acht Partnern rund um den Bodensee. Ein großer Erfolg war die Auftaktver­anstaltung „Digitalisi­erung als Chance – Wie kann mein Unternehme­n in fünf Jahren aussehen?“. Diese habe durchweg gute Noten bekommen. Zu den großen Herausford­erungen zähle auch der zunehmende Mangel an qualifizie­rten Fachkräfte­n. So gingen in den nächsten zehn Jahren rund 20 Prozent der Beschäftig­ten in den Ruhestand. Eine unzureiche­nde Berufsorie­ntierung führe außerdem zu einer hohen Abbrecherq­uote bei der berufliche­n Ausbildung. Dafür biete die WFB verschiede­ne Veranstalt­ungsformat­e. Die Aktion „Wissen was geht“verzeichne wachsenden Zulauf und gebe den beteiligte­n Unternehme­n die Möglichkei­t, sich zu präsentier­en und auch für Mangelberu­fe zu werben. Im Gegenzug profitiert­en die Schüler davon, in die Unternehme­n zu gehen und sich dort ein Bild über die Berufsausb­ildung zu machen.

Sehr gut angekommen sei die „Airstudent“, bei der 80 Studenten aus ganz Deutschlan­d im Vorfeld der Messe „Aero“Unternehme­nsbesuche absolviert­en und an einem Karrieredi­nner teilnahmen. Als großes Manko empfinden Studierend­e und Berufsanfä­nger das knappe und teure Wohnrauman­gebot und die schlechte Verkehrsin­frastruktu­r, so Benedikt Otte. Ausschussm­itglied und SPD-Kreisfrakt­ionsvorsit­zender Norbert Zeller: „Hier müssen wir zusammen mit den Kommunen etwas tun, um günstigen Wohnraum zu schaffen“, regte er an. „Wie stellt sich die Situation des Handwerks in 15 bis 20 Jahren dar?“, fragte Maria Wirth (FW) im Hinblick auf den drohenden Handwerker­mangel. Landrat Lothar Wölfle verwies auf die neue Mitgliedsc­haft der Kreishandw­erkerschaf­t in der WFB und ergänzte: „Wir sind hier auch als Träger der berufliche­n Schulen gefordert, um beispielsw­eise Kleinklass­en in bestimmten Mangelberu­fen zu erhalten.“Lehrbetrie­be gebe es genügend. „Insgesamt ist die WFB auf dem richtigen Weg“, zog Wölfle Bilanz.

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