Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zwischen Fachkräftemangel und Digitalisierung
Geschäftsführer Benedikt Otte blickt im Jahresbericht auf aktuelle Herausforderungen
FRIEDRICHSHAFEN - In seinem jährlichen Bericht über die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis (WFB) vor dem Ausschuss des Kreistags für Verwaltung und Kultur ist der Geschäftsführer Benedikt Otte auf die aktuellen Herausforderungen eingegangen. „Besorgniserregend ist der sinkende Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an Investitionen für Forschung und Entwicklung“, sagte Otte.
Die Folge seien eine Verschlechterung der Marktposition, weniger Innovationen, eine Entwicklung der Betriebe hin als verlängerte Werkbank der Zulieferbetriebe und ein damit einhergehender Druck auf die Preise. Die WFB steuere dagegen mit einer RegioWIN-Wettbewerbsbeteiligung, einem Programm zur Verbesserung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit. Deren Ziel: Die Vernetzung der KMU untereinander und mit lokalen wissenschaftlichen Einrichtungen zu erleichtern.
Wachsender Zulauf
Ein sogenannter Fördermitteltag solle außerdem den Zugang zu Forschung und Entwicklung aufzeigen. Beim Thema Digitalisierung Industrie 4.0 gehe es um den Einsatz der Breitband-Technik als Voraussetzung für eine funktionierende Digitalisierung. Auch dafür gebe es ein Förderprogramm mit acht Partnern rund um den Bodensee. Ein großer Erfolg war die Auftaktveranstaltung „Digitalisierung als Chance – Wie kann mein Unternehmen in fünf Jahren aussehen?“. Diese habe durchweg gute Noten bekommen. Zu den großen Herausforderungen zähle auch der zunehmende Mangel an qualifizierten Fachkräften. So gingen in den nächsten zehn Jahren rund 20 Prozent der Beschäftigten in den Ruhestand. Eine unzureichende Berufsorientierung führe außerdem zu einer hohen Abbrecherquote bei der beruflichen Ausbildung. Dafür biete die WFB verschiedene Veranstaltungsformate. Die Aktion „Wissen was geht“verzeichne wachsenden Zulauf und gebe den beteiligten Unternehmen die Möglichkeit, sich zu präsentieren und auch für Mangelberufe zu werben. Im Gegenzug profitierten die Schüler davon, in die Unternehmen zu gehen und sich dort ein Bild über die Berufsausbildung zu machen.
Sehr gut angekommen sei die „Airstudent“, bei der 80 Studenten aus ganz Deutschland im Vorfeld der Messe „Aero“Unternehmensbesuche absolvierten und an einem Karrieredinner teilnahmen. Als großes Manko empfinden Studierende und Berufsanfänger das knappe und teure Wohnraumangebot und die schlechte Verkehrsinfrastruktur, so Benedikt Otte. Ausschussmitglied und SPD-Kreisfraktionsvorsitzender Norbert Zeller: „Hier müssen wir zusammen mit den Kommunen etwas tun, um günstigen Wohnraum zu schaffen“, regte er an. „Wie stellt sich die Situation des Handwerks in 15 bis 20 Jahren dar?“, fragte Maria Wirth (FW) im Hinblick auf den drohenden Handwerkermangel. Landrat Lothar Wölfle verwies auf die neue Mitgliedschaft der Kreishandwerkerschaft in der WFB und ergänzte: „Wir sind hier auch als Träger der beruflichen Schulen gefordert, um beispielsweise Kleinklassen in bestimmten Mangelberufen zu erhalten.“Lehrbetriebe gebe es genügend. „Insgesamt ist die WFB auf dem richtigen Weg“, zog Wölfle Bilanz.