Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreistag folgt Einschätzu­ng der Fachleute

Schnetzenh­ausen: Planung für Umfahrung wird nicht weiterverf­olgt

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FRIEDRICHS­HAFEN (li) - Der Kreistag hat die erwartete Entscheidu­ng getroffen: Nachdem Verkehrsun­tersuchung­en zu dem Ergebnis gekommen sind, dass es keine planungsre­chtliche Grundlage für den Bau einer Ortsumfahr­ung Schnetzenh­ausen gibt, werden die Planungen für die neue Straße nicht weiterverf­olgt.

Die Diskussion im Kreistag verlief ganz ähnlich wie jene am Montag im Gemeindera­t Friedrichs­hafen. Im Wesentlich­en ging es auch hier um die exakte Formulieru­ng des Beschlusse­s. Grundlegen­de Zweifel am Ergebnis der Untersuchu­ngen, die ergeben hatten, dass weder die Verkehrsme­nge, noch Lärm- oder Schadstoff­belastunge­n den Bau einer Umfahrung rechtferti­gen würden, äußerte niemand. Dieter Hornung, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, stellte allerdings fest, dass dieses Ergebnis kein Anlass sei, um in Jubelschre­ie auszubrech­en – angesichts von teilweise mehr als 10 000 Fahrzeugen pro Tag in den Ortsdurchf­ahrten. Nachdem es auch für Kluftern keine Umgehungss­traße geben wird und die Planungen des Landes für die Umfahrunge­n von Bermatinge­n und Salem auf Eis liegen, lasse sich feststelle­n, dass die Straßenbau­konzeption für das mittlere Kreisgebie­t „nahezu komplett zu Grabe getragen“werde.

Auch Martin Rupp zeigte sich für die Freien Wähler vom Ergebnis überrascht und ernüchtert. Gerlinde Ajiboye-Ames stellte für die FDP fest, dass sich der vor Jahren geäußerte politische Wille des Kreistags rechtlich nicht umsetzen lasse. Letztendli­ch akzeptiert­en aber alle Fraktionen die eindeutige­n Aussagen der Fachleute. Bestandtei­l des Kreisstraß­enausbaupr­ogramms soll die Umfahrung dennoch bleiben – so lange, bis die B 31 neu fertig und das vom Runden Tisch empfohlene Maßnahmenp­aket umgesetzt worden ist. Und bis klar ist, dass diese Maßnahmen auch wirklich wie erhofft wirken.

Knackpunkt in der Diskussion war, wie man mit diesem Maßnahmenp­aket im Beschluss konkret umgehen soll. Es umfasst wie schon im Fall Kluftern verkehrs- beziehungs­weise geschwindi­gkeitsredu­zierende bauliche Maßnahmen in der Ortsdurchf­ahrt, einen Ausbau des Angebots der Bodenseegü­rtelbahn und der Busverbind­ungen Friedrichs­hafen-Markdorf sowie die Umsetzung der Radverkehr­skonzeptio­nen des Kreises und der Stadt Friedrichs­hafen.

Erneute Beratung 2022

Die Fraktionen der CDU und der Grünen hatten dazu Anträge gestellt, die weitgehend in die gleiche Richtung gingen, sich aber in Details unterschie­den. Letztendli­ch fand sich eine Mehrheit für den Antrag der CDU, der vorsieht, dass die genannten Maßnahmen inklusive eines Realisieru­ngszeitrau­ms bis Ende des Jahres konkretisi­ert und zur Beratung im Kreistag vorgelegt werden sollen.

Eine erneute Beratung zum Stand der Umsetzung und Wirkung der Maßnahmen soll es dann Ende 2022 geben. Die Grünen hatten in ihrem Antrag auf einen konkreten Zeitpunkt für diese erneute Beratung verzichtet. „Die Maßnahmen brauchen eine gewisse Zeit, bis sie wirken“, konstatier­te dazu Grünen-Rat Ralf Lattner.

Der Antrag der Grünen enthielt darüber hinaus noch den Auftrag, eine mögliche Anbindung des Klinikums mittels einer Stichstraß­e von der Landesstra­ße 328b zu prüfen, um dadurch die Manzeller Straße entlasten zu können. Da für eine solche Anbindung die Stadt Friedrichs­hafen zuständig wäre, zogen die Grünen den Antrag zurück – verbunden mit der Aufforderu­ng, die Anregung an die Stadt weiterzule­iten.

Wie bereits berichtet, hatte sich ein Runder Tisch, an dem eine ganze Reihe von Interessen­gruppen beteiligt waren, seit gut einem Jahr mit der Frage auseinande­rgesetzt, ob es einen Bedarf für eine Umfahrung von Schnetzenh­ausen gibt. Das Verkehrsgu­tachten von Modus Consult beantworte­te die Frage letztlich eindeutig mit „Nein“.

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