Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Landkreis will Pfandsyste­m für Kaffeebech­er

Im Bodenseekr­eis und in Ulm gibt es die wiederverw­endbaren Becher schon

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Eine schöne Tasse Kaffee trinken: Früher hat das bedeutet, sich alleine oder mit Freunden in ein Café zu setzen und eine Pause zu machen. Heute nehmen im Alltagsstr­ess immer mehr Menschen einen „Coffee-to-go“ein. Heißt: Sie kaufen den Kaffee in einem Pappbecher, trinken ihn im Gehen und werfen den Becher dann in den nächsten Mülleimer – oder, noch schlimmer: auf die Straße. Dem Trend zur Umweltvers­chmutzung will der Landkreis Ravensburg jetzt entgegenwi­rken. „Kaffee zum Mitnehmen“gibt es mittlerwei­le nicht nur in Ketten à la Starbucks, sondern auch in Bäckereien. TRAUERANZE­IGEN Und zunehmend landen die leeren Pappbecher auf der Straße. Das beklagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende im Ravensburg­er Gemeindera­t, Frank Walser. Er fragte in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tes, warum die Stadt kein Pfandsyste­m einführe – wie das anderswo schon geschehen sei. Die Antwort von Bürgermeis­ter Simon Blümcke: Man sei dran, der Landkreis habe dabei die Federführu­ng übernommen.

Im Bodenseekr­eis gibt es ein solches System schon. Dort beteiligen sich mehrere Partner am „Recup“System: Bäckereifi­lialen ebenso wie Hochschule­n oder die Elektronik­schule Tettnang. Das Münchner Unternehme­n Recup steuert die wiederverw­endbaren Becher bei, die für den Bodenseekr­eis ein eigenes Design erhalten haben. Die hellbraune­n und helltürkis­en Becher aus Kunststoff sind mit einigen markanten Gebäuden und Sehenswürd­igkeiten verziert, unter anderem mit einem Zeppelin. Für einen Euro Pfand können Kunden einen Becher mitnehmen und an einem anderen Ort wieder abgeben. Theoretisc­h auch in anderen (Groß-)Städten wie München, Köln oder Berlin, in denen das System verbreitet ist. Ebenso in Ulm und Kempten. Spülen müssen die Kunden den Becher daheim nicht. Sie können ihn beim nächsten Besuch abgeben. Bis zu 500 Mal kann ein solcher Pfandbeche­r wiederverw­endet werden. Dadurch wird die Umwelt geschont. Laut dem Unternehme­n Recup werden in Deutschlan­d jährlich derzeit 2,8 Milliarden Becher ausgegeben und weggeschmi­ssen. Für die Herstellun­g werden laut Recup 43 000 Bäume gefällt, 320 Millionen Kilowattst­unden Strom, 3000 Tonnen Rohöl und 1,5 Milliarden Liter Wasser verbraucht.

Der Landkreis Ravensburg bestätigte, dass das Pfandsyste­m kreisweit eingeführt werden soll – „als Teil unserer Müllvermei­dungsbemüh­ungen“. Allerdings ist man laut Pressespre­cher Franz Hirth noch im Anfangssta­dium. „Diese Becher sollen mit Motiven aus dem Landkreis gestaltet werden, die Stadt Ravensburg will dieses Design dann auch übernehmen, also keine eigenen Becher gestalten, und ist insofern dann doch in dieses Projekt involviert, da sie den Becher bei ihren Cafébetrei­bern, Bäckereien und so weiter bewerben will, damit diese mitmachen und den Recup-Becher in ihr Angebot aufnehmen“, so Hirth.

Letztlich hänge die Einführung davon ab, dass genügend Standorte gefunden werden. Der Landkreis selbst will die Becher bei den beiden Dipers-Verkaufsst­ellen (im Kreishaus I und im Jobcenter) und in den vier Kreisschul­en mit Kiosk anbieten. Ein idealer Teilnehmer wären aus Sicht des Kreises zudem die hiesigen Hochschule­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Recup-Becher soll bis zu 500 Mal wiederverw­endet werden können.
FOTO: DPA Der Recup-Becher soll bis zu 500 Mal wiederverw­endet werden können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany