Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schön und brandgefährlich
Totes Exemplar der Portugiesischen Galeere entdeckt
Quallen-Alarm auf der Urlaubsinsel Mallorca: Vor der Küste der Hauptstadt Palma wurde nahe des Strandes Ciudad Jardin ein Exemplar der sehr giftigen Quallenart Portugiesische Galeere (Foto: imago) gefunden. Der Notdienst der Balearen, der den Fund vermeldet hatte, bat Badegäste um äußerste Vorsicht. Die Regionalregierung teilte mit, man führe in dieser Sache schon seit Wochen Untersuchungen durch.
MADRID - Ihre Tentakel können bis zu 50 Meter lang werden und wer ihren Weg kreuzt, dem drohen höllische Schmerzen. Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) mit ihrem irisierenden, meist blau schimmernden Körper ist eine der giftigsten Quallenarten der Welt. Jetzt wurde auf Mallorca ein totes Exemplar vor der Küste der Inselhauptstadt Palma entdeckt – ausgerechnet kurz vor Beginn der Sommersaison.
Der Rettungsdienst der Balearischen Inseln warnte Badegäste und Strandbesucher in der Meeresbucht von Palma per Twitter und rief zu „großer Vorsicht“auf. Die Bevölkerung wurde gebeten, beim Auftauchen weiterer Quallen sofort per Notruf die balearischen Sicherheitsbehörden zu benachrichtigen.
Die bläulich schimmernde Portugiesische Galeere ist eigentlich im Atlantik heimisch. Sie taucht eher selten im Mittelmeer auf. Die bis zu 30 Zentimeter messenden Quallenkörper schwimmen an der Wasseroberfläche und sind daher relativ gut sichtbar. Winfried Hochstetter, Leiter des Aquariums Wilhelmshaven, erklärt: „Das Gute ist, dass man sie vorher sieht, denn sie hat eine Gasblase, die aus dem Wasser herausguckt.“
An ihren Tentakeln befinden sich giftige Nesselzellen. Eine Berührung, auch von toten Tieren oder Tentakelresten, kann sehr schmerzhaft sein und zu bösen Hautverbrennungen führen. Die stark brennenden Wundmale sehen aus wie Striemen nach Peitschenhieben. Das Fachmagazin „Toxins“berichtet auch von Kopfschmerzen, Übergeben, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Allergikern ist ein allergischer Schock möglich, der im schlimmsten Fall zum Tode führt. Das soll allerdings selten passieren.
Betroffene sollten die Stiche mit unverdünntem Essig behandeln – zu diesem Schluss kommt zumindest „Toxins“. Umstritten ist, ob Meerwasser bei der Wundreinigung hilft. „Es gibt keine universell akzeptierte Erste-Hilfe-Maßnahme für PhysaliaStiche“, schreiben die Forscher. „Alkohol und Hausmittel wie Urin, Backpulver und Rasiercreme (…) machen es aber wahrscheinlich noch schlimmer.“
Die Stadtverwaltung von Palma, Mallorcas Inselhauptstadt, verhängte nach dem Quallenfund zunächst kein Badeverbot und wollte die Lage weiter beobachten. Zumal nach einer Kontrolle der Küste keine weiteren Portugiesischen Galeeren entdeckt wurden. Rettungsschwimmer und der Küstenschutz halten derzeit verstärkt nach Quallen Ausschau, um diese aus dem Meer zu fischen. Auch in früheren Jahren wurden gelegentlich schon Exemplare dieser Quallen vor Mallorca entdeckt, die mit Wind und Wellen vom Atlantik ins Mittelmeer getrieben werden.
An der gegenüberliegenden spanischen Festlandküste im Raum Alicante wurden in den letzten Tagen etliche Strände wegen Quallenalarms gesperrt. So wehten an den Playas der Urlaubshochburgen Benidorm oder Torrevieja rote Flaggen, nachdem dort mehrere Portugiesische Galeeren gesehen worden waren. In Alicante, wo ebenfalls Alarm ausgelöst wurde, wird darüber nachgedacht, vor den Stränden Netze einzusetzen, um zu verhindern, dass die Nesseltiere bis an die Küste gelangen. Im April wurden vor den Balearen-Inseln Formentera und Ibiza Exemplare der Giftqualle gesichtet.
Heißes Wasser überlebt sie nicht
Ein Sprecher der mallorquinischen Küstenbehörden beruhigte derweil die Mallorca-Urlauber. Man könne davon ausgehen, dass die Portugiesische Galeere im Hochsommer wieder aus dem Mittelmeer verschwunden sei. „Diese Quallen überleben nur im kühlen Wasser.“Sie seien an die niedrigen Temperaturen des Atlantiks gewöhnt. „Diese Tiere sterben bei Wassertemperaturen von 25 Grad.“Im Sommer kann sich das Mittelmeer in Küstennähe auf 28 bis 30 Grad aufheizen.
Der natürliche Feind der Portugiesischen Galeere wie auch anderer Quallen sind übrigens die Meeresschildkröten. Sie sind gegen das Quallengift immun – und betrachten diese für die Menschen eher unangenehmen Lebewesen sogar als Leckerbissen.