Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Marienschlucht bleibt weiterhin gefährlich und gesperrt
Trotz Verbot betreten Wanderer immer wieder das gesperrte Gelände – Gemeinden arbeiten an neuem Konzept
ALLENSBACH - Die Marienschlucht auf dem Bodanrück im Landkreis Konstanz ist seit drei Jahren gesperrt. Durch Erdrutsche besteht Lebensgefahr. Immer wieder schlüpfen aber Wanderer durch die Absperrungen. Wie die Polizei Konstanz mitteilte, haben Zeugen erst am Dienstag eine Familie mit Kindern beobachtet, wie sie die Schlucht verlassen hat.
Die Kommunen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz wollen im Juli darüber beraten, wie das Ausflugsziel wieder sicher zugänglich gemacht werden kann.
Der Wanderparkplatz ist gesperrt, die Wege zur Schlucht säumen Schilder mit der Aufschrift „Lebensgefahr“. Die Eingänge zur Marienschlucht sind mit Metallgittern versperrt, die fest im Felsen verankert sind, erzählt der Allensbacher Bürgermeister Stefan Friedrich (parteilos). Und trotzdem werden immer wieder Personen im abgesperrten Bereich gesehen. Das sei gerade am Pfingstwochenende aufgefallen.
Die Schlucht ist allerdings seit Mai 2015 gesperrt. Nach heftigen Regenfällen kam es zu einem Erdrutsch, rund 100 Tonnen Erde und Gestein begruben zwei Wanderer. Eine Person kam dabei ums Leben. Weil das Gelände seitdem nicht mehr betreten werden darf, sei es auch in schlechtem Zustand, sagt Friedrich. Was beim Erdrutsch in Mitleidenschaft gezogen wurde, sei bislang nicht wieder repariert worden. Es fänden zwar regelmäßig Begutachtungen statt, aber keine Bewirtschaftung. „Lebensgefahr gilt auch für unsere Arbeiter.“
Bergung gefährdet die Retter
Entsprechend gefährlich und schwierig ist es deshalb auch für die Rettungskräfte, Verunglückte aus der Schlucht zu bergen. Am vergangenen Sonntag wurde eine bewusstlose Person in einem Bachbett in der Marienschlucht gemeldet, die sich später als tot herausstellte. Die Feuerwehren aus Allensbach und Langenrain-Freudental sowie die Höhenrettung Allensbach und das DLRG Bodman-Ludwigshafen waren zweieinhalb Stunden im Einsatz. Das schreibt die Feuerwehr Allensbach auf ihrer Homepage. Bei dem Toten handelte es sich um einen 54Jährigen aus Konstanz. Wie das dortige Polizeipräsidium mitteilte, sei der Vorfall wohl ein Suizid gewesen.
Dauerhaft soll die Marienschlucht nicht geschlossen bleiben. „Der politische Wille ist es, die Wegeverbindung wieder zu öffnen. Der Mensch lässt sich nicht aus dem Gebiet aussperren“, sagt der Bürgermeister. Seit mehr als zwei Jahren seien die Kommunen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz deshalb dabei zu überlegen, wie das Gelände wieder sicher zugänglich gemacht werden kann. An der bisherigen Wegführung müsse dabei nicht unbedingt festgehalten werden. Wichtig sei, dass der Mensch sicher und die Natur geschützt sei. Die Gemeinden sind deshalb im Austausch mit Naturschutzbehörden und Geologen, sagt Friedrich. Bislang haben die Gemeinden für Planungen und Untersuchungen jeweils mehr als 20 000 Euro investiert. Wie viel die Maßnahmen in der Schlucht kosten könnten, sei noch nicht absehbar.
Auch ein Datum, ab dem Wanderer wieder in die Schlucht können, könne im Moment nicht prognostiziert werden. Ein Termin steht allerdings bereits fest: Am 25. Juli wollen die drei Gemeinden bei einer gemeinsamen Sitzung in Langenrain verschiedene Konzepte für die Marienschlucht vorstellen und beraten.