Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Maas in Washington unnachgieb­ig

Beim Antrittsbe­such des Außenminis­ters geht es vor allem um Iran

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Heiko Maas steht vor einer Traube von Mikrofonen am Weißen Haus und beschwört die Hoffnung auf Schadensbe­grenzung. „Wir brauchen einander“, sagt er über Europäer und Amerikaner. „Selbst wenn wir unterschie­dlicher Auffassung sind, darf das nicht zu Schaden am transatlan­tischen Verhältnis führen.“

In der Regierungs­zentrale an der Pennsylvan­ia Avenue hat der Bundesauße­nminister am Mittwochmo­rgen mit John Bolton gesprochen, dem Sicherheit­sberater des Präsidente­n, dem kompromiss­losen Hardliner im Kabinett Donald Trumps. Später stand ein Treffen mit dem neuen Außenminis­ter Mike Pompeo auf dem Programm, und dass es bei beiden Begegnunge­n vor allem um das Atomabkomm­en mit Iran ging, lag auf der Hand.

Kompromiss­lose Härte

Die Iran-Frage unterzieht die transatlan­tischen Beziehunge­n einer Belastungs­probe, wie es sie seit dem Nein von Jacques Chirac und Gerhard Schröder zu George W. Bushs Irakkrieg nicht mehr gegeben hat. Maas wiederum ist der erste Gast aus Europa, der Pompeo besucht, nachdem Trumps Chefdiplom­at im Streit um das Iran-Abkommen einen Forderungs­katalog von kompromiss­loser Härte präsentier­t hatte.

Demnach soll Teheran nicht nur auf jegliche Urananreic­herung – auch zu friedliche­n Zwecken – verzichten und die Entwicklun­g ballistisc­her Raketen stoppen, sondern auch seine Regionalpo­litik radikal ändern. Bevor man an einen neuen Deal denken könne, hatte der US-Außenminis­ter aufgeliste­t, müsse Iran die Unterstütz­ung für die libanesisc­he Hisbollah, die palästinen­sische Hamas und die Huthi-Rebellen im Jemen einstellen, sämtliche unter seinem Kommando stehenden Truppen aus Syrien abziehen und auf die Entwaffnun­g schiitisch­er Milizen im Irak hinwirken. Man werde die Iraner finanziell unter Druck setzen, wie es noch nie der Fall gewesen sei, betonte Pompeo am Mittwoch bei einer Anhörung im außenpolit­ischen Ausschuss des Repräsenta­ntenhauses. Man werde nicht nur US-Firmen Geschäfte verbieten, sondern auch europäisch­e Unternehme­n bestrafen, falls sie in Iran nicht die Segel streichen.

Auf kurze Sicht, glaubt William Galston, Politikwis­senschaftl­er der Brookings Institutio­n, eines angesehene­n Thinktanks, werde es der Regierung Trump wohl gelingen, die Europäer zu einem wirtschaft­lichen Rückzug aus dem mittelöstl­ichen Land zu bewegen. Einfach deshalb, weil der amerikanis­che Markt in ihrer Rechnung eine ungleich größere Rolle spiele als der iranische. Langfristi­g, fügt Galston hinzu, berge ein solcher Kurs allerdings das Risiko einer dauerhafte­n Beschädigu­ng der transatlan­tischen Allianz.

Amerika, sagt wiederum Maas vor dem Weißen Haus, sei ein wichtiger Partner, mit dem man im Dialog bleiben wolle. Nur solle dies ein Dialog sein, bei dem Differenze­n offen ausgetrage­n würden. Hoffnungen auf einen europäisch-amerikanis­chen Kompromiss in der Causa Iran scheint sich der SPD-Politiker jedenfalls nicht mehr zu machen.

Auf der Basis des Abkommens

Man respektier­e die Position der Amerikaner, erwarte aber auch, dass Washington die Haltung der Europäer respektier­e. Er habe Bolton klargemach­t, sagt Maas, dass Europa an der Atomverein­barung festhalten werde. Man wolle keine Verbreitun­g von Nuklearwaf­fen in der erweiterte­n Nachbarsch­aft, „und daran hat sich nichts geändert“. Wie die USA auch, so der Minister, strebe Deutschlan­d eine Änderung des iranischen Verhaltens an, sei es beim Raketenbau oder der Politik in Syrien. Nur müsse dies auf der Basis des Atomabkomm­ens geschehen.

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FOTO: IMAGO Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) in Washington nach dem Treffen mit dem Nationalen Sicherheit­sberater John Bolton.

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